Bayern-Trainer Herbert krank: Reicht es für den Barca-Kracher?
München – Auf den ersten Blick war er gar nicht zu erkennen, da musste der Fokus schon etwas schärfer gestellt werden. Fast inkognito kam Gordon Herbert in die Halle zum Training der Bayern-Basketballer, mit Mund-Nasen-Schutz vor dem Gesicht und Mütze auf dem Kopf – und setzte sich auf der Tribüne mit dem Trainerteam zum Gespräch zusammen.
Der Weltmeistercoach wählte diese (Ver-)Kleidung nicht etwa, weil er unbemerkt bleiben oder möglichen Paparazzi das Werk erschweren wollte. Nein, Herbert war noch immer gezeichnet von seinem grippalen Infekt, wollte seine Kollegen und die Spieler vor einer Ansteckung bewahren. Es reicht ja schon, wenn der Chef krank ist.
Co-Trainer über Herbert: "Wir brauchen unseren Boss hier"
"Hoffentlich ist er bald wieder dabei, wir brauchen unseren Boss hier", sagte Herberts erfahrener Assistent TJ Parker, der in der Zwischenzeit für den Kanadier die Chefrolle übernommen und auch am vergangenen Sonntag in der Bundesliga gegen Bonn (93:73) den Trainerhut aufhatte.
Am Freitag beim Euroleague-Kracher gegen den FC Barcelona (20.30 Uhr/MagentaSport), da soll jeder wieder seine eigentliche Position einnehmen. Herbert runter von der Tribüne an die Seitenlinie und Parker, der Bruder der NBA-Legende Tony Parker, zurück in die zweite Reihe. "Ich denke, er sollte am Freitag gesund genug sein", meinte der Co über seinen Chef.
"Es fällt ihm richtig schwer, er ist ein Basketball-Freak"
Parker verriet, dass Herbert es daheim kaum ausgehalten habe. "Es fällt ihm richtig schwer, er ist ein Basketball-Freak", berichtete der Franzose schmunzelnd. Zumindest war am Mittwoch die Präsenz im BMW Park möglich, langsam also berappelt sich Herbert.
Und vielleicht war gerade das Spiel ohne den 65-Jährigen der beste Beweis für die Qualität seiner Arbeit. Schon nach kurzer Zeit scheinen die Abläufe so gut einstudiert, dass es quasi wie von alleine läuft. Diesen Rückschluss legt auch die Einschätzung von Oscar da Silva nahe.
"Das Gute ist", sagt der Münchner mit der Barcelona-Vergangenheit, "dass Gordie ein Trainer ist, der die Spieler viel machen lässt, er bringt sich nicht übermäßig ein. Das ist in einer solchen Situation von Vorteil, weil wir das Spiel ein Stück aus eigener Kraft dirigieren können."
Aber zum Standard soll es natürlich dennoch nicht werden, gegen Barcelona könnten schließlich die besonderen taktischen Herbert-Kniffe entscheidend sein – eingeflüstert aber womöglich von Parker, der über intime Euroleague-Kenntnis verfügt.
FC Bayern Basketball im SAP Garden noch ungeschlagen
Auch bei Barça weiß der 40-Jährige, der selbst den Chefposten bei Villeurbanne jahrelang innehatte, "was sie mögen und was nicht". Mitteilen wollte Parker das keineswegs, zumindest nicht den Berichterstattern. Die katalanischen Strategie-Geheimnisse sind nur für Herberts Ohren bestimmt.
Insgesamt verströmt der deutsche Double-Sieger gerade eine auffallende Leichtigkeit. Die fünf Heimspiele in der Königsklasse wurden im SAP Garden allesamt gewonnen, in der BBL läuft es inzwischen auch nach Plan.
"Wir finden gerade unseren Weg, kommen als Team voran, der Spielfluss wird deutlich besser", beschreibt es da Silva. Barça werde zu diesem Zeitpunkt eine echte Standortbestimmung.
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