Bayern-Basketballer vor der Final-Serie: "Niemand ist mehr zu 100 Prozent gesund"

Gordon Herbert schlurfte in den BMW Park, der Coach des FC Bayern Basketball wirkte am Freitagmorgen ein wenig erschöpft. Ausgepowert von den vergangenen Monaten. Zum 79. Mal in dieser Saison bereitet Herbert sein Team auf ein Spiel vor. "Ich bin fit", entgegnete der Kanadier, als er auf seine Verfassung angesprochen wurde. Er hatte sogar schon um 6 Uhr einen Spaziergang gemacht.
Gedanken sammeln, um seiner Mannschaft die richtigen Worte mit auf den Weg zu geben. Denn am Sonntagabend (18 Uhr) zählt es. Es geht um Silberware. Die Bayern-Korbjäger starten in die Finalserie um die Meisterschaft. Ratiopharm Ulm kommt in den SAP Garden. Was sich der Trainer für das Spiel ausgedacht hat? "Ich werde euch nicht erzählen, was unser Matchplan ist", so Herbert.
"Es wird eine heiße Runde"
Was er allerdings sagen konnte: "Die beiden besten Mannschaften der Liga spielen gegeneinander." Bedeutet: Einfach wird es für den FCBB nicht, den Titel zu verteidigen. "Es wird eine heiße Runde", versprach Andreas Obst, der seinen Kreislauf mit einem Kaffee in Schwung brachte. Kennt der Ex-Ulmer die Stärken des Bayern-Gegners ganz genau.
Mit 88,2 Punkten pro Spiel hatten die Domstädter in der Hauptrunde den besten Angriff der Liga. "Wir brauchen für unser Spiel Struktur und einen kühlen Kopf, denn Ulm kommt mit sehr viel junger Energie aufs Feld", zählte der Guard auf, was es am Sonntagabend zu beachten gilt. Wehwehchen, die Obst und seine Teamkollegen herumtragen, dürfen in den Do-or-Die-Spielen keine Rolle spielen.
"Niemand ist mehr zu 100 Prozent gesund"
"Niemand ist mehr zu 100 Prozent gesund", betonte Herbert. Trotzdem seien seine Mannen in guter Verfassung. Auch, weil sie ein paar Tage länger als der Gegner die Füße hochlegen konnten. Ulm musste am Donnerstag gegen Würzburg (91:84) nachsitzen, um das Finalticket zu lösen. "Den Körper auskurieren zu lassen, war gut", so Obst. Die Fans dürfen sich also wieder auf ein freches Früchtchen freuen.
Eines, das übrigens ganz ohne Titeldruck spielt. Und das, obwohl es die letzte Chance auf einen Pokal ist und Präsident Herbert Hainer die Meisterschaft als "Pflicht" betitelte. "Wir wissen, was wir können", sagte der 28-Jährige: "Wir genießen es, zusammen zu sein und wissen, wie wir in den letzten Wochen aufgetreten sind." Einzig im ersten Halbfinalspiel gegen Heidelberg (90:95) hatte man sich einen Ausrutscher geleistet.

"Nicht nur zusammengewachsen, sondern auch ein Team geworden"
Ein solcher Blackout soll den Bayern-Basketballern kein zweites Mal passieren. Auch wenn man gegen Ulm auf Elias Harris (Sehnenriss im linken Knie), Oscar da Silva (Innenbandverletzung im rechten Knie) und Superstar Carsen Edwards (Rückenprobleme) weiter verzichten muss. Das Kollektiv soll den Ausfall der drei Münchner Musketiere erneut auffangen. Ohnehin ist die Mannschaft von Herbert in den vergangenen Wochen enger zusammengerückt.
So weit, dass der Headcoach der Münchner auf Instagram sogar eine Ode an seine Spieler schrieb: "Ihr seid nicht nur zusammengewachsen, sondern auch ein Team geworden." Das bestätigte Obst: "Jeder freut sich für jeden. Das macht es leicht." Und kann zum entscheidenden Vorteil im Finale werden – so man es denn auf den Court bringt. Das Motto für die Meisterschaft scheint beim FC Bayern also klar: alle für einen, einer für alle.