Auswärtssieg! Bayern-Basketballer erzwingen Entscheidungsspiel um den Titel
Es war angerichtet für die Ulmer Meisterparty, doch der FC Bayern Basketball war nicht als braver Claqueur erschienen. Der Titelfavorit hatte noch eine Antwort in dieser Finalserie. In der entscheidenden Phase, angeführt von den US-Routiniers Shabazz Napier und Devin Booker, erdrückte die Mannschaft von Trainer Gordon Herbert den schwäbischen Herausforderer im Schlussviertel regelrecht und erzwang mit einem 67:53-Erfolg ein fünftes Endspiel um die Bundesliga-Meisterschaft.
2:2 steht es nun nach Siegen, am Donnerstag im SAP Garden (20 Uhr) wird der neue BBL-Titelträger gekürt. "Wir haben mit Herz, mit Leidenschaft gespielt, wir haben hart verteidigt und alles auf dem Court gelassen", sagte Justus Hollatz nach dem Spiel bei Dyn.
Die Ulmer hatten den großen Albert Einstein für ihre Choreografie und mit dem Sohn der Stadt und Erfinder der Relativitätstheorie auch die Rechnung zum zweiten Titelgewinn nach 2023 bemüht. Die Bayern hielten nicht mit wissenschaftlichen Formeln dagegen, sondern mit ihrer Routine und der Erfahrung mit Situationen wie dieser. Nach der Heimniederlage am Samstag (79:81) stand der FCBB mit dem Rücken zur Wand.
FC Bayern Basketball: Starke Defensive und erste Bayern-Führung
Die Bayern, wieder ohne den verletzten Carsen Edwards, zeigten im ersten Viertel eine aufmerksame Vorstellung, die Wurfquote von außen und jene von der Freiwurflinie war jedoch nicht nach Wunsch. Allein fünfmal klauten die Münchner dem Gastgeber den Ball, in der Defensive wirkten sie entschlossen und zupackend. Das reichte für eine Sechs-Punkte-Führung (19:13). Die Basis war gelegt für das, was Trainer Gordon Herbert lediglich als eine weitere "Herausforderung" bezeichnete.
Der Weltmeistercoach hatte pragmatisch gesagt: "Wir haben unsere Lage selbst verschuldet, jetzt müssen wir uns da auch selbst wieder rausholen, mit der besten Leistung, dem besten Spiel dieser Serie." Dass der Titelverteidiger sich im zweiten Viertel nicht absetzen konnte, lag an der Offensive. Defensiv passte der Auftritt weiter im Großen und Ganzen, die Ulmer bekamen so gut wie keinen leichten Korberfolg – aber näherten sich dennoch, weil vorne beim FCBB so gut wie nichts klappte. Der Gastgeber wendete das Blatt, als der Ex-Münchner Nelson Weidemann einige Treffer in Folge landete. Jack White glich per Freiwurf eine Sekunde vor der Pause aus (32:32).
Spannung und Nervosität bei den Bayern
Die Bedeutung des Abends war auch Geschäftsführer Marko Pesic anzusehen. Der Bayern-Boss verfolgte das Geschehen bei seiner letzten Finalserie in Hauptverantwortung stehend und rastlos. Immer wieder verließ er die Halle kurz, teilte ab und an seine Eindrücke mit Sportdirektor Dragan Tarlac. Später nahm sich Pesic doch einen Sitzplatz und entspannte sich langsam, weil das Resultat Gestalt annahm. Das ging Präsident Herbert Hainer ebenfalls so. Eine titellose Saison wäre doch ein herber Dämpfer für den hochambitionierten Klub.
Entscheidende Phase im Schlussviertel
Was die Bayern auch vermieden, war ein ähnlich desaströses drittes Viertel wie beim ersten Final-Gastspiel in der Ratiopharm-Arena beim 64:79. Der Dreier von Napier zum 44:41 blieb in der zerfahrenen Partie trotzdem einer der wenigen offensiven Lichtblicke. Der frühere NBA-Star war es auch, der dafür sorgte, dass die Herbert-Schützlinge mit einer Fünf-Punkte-Führung (49:44) in die letzten zehn Minuten gingen.
Und Napier (15 Punkte) ließ nicht locker, einen weiteren Dreier und einen Korbleger später waren die Bayern mit zehn Zählern (56:46) vorn und die Ulmer spürbar angezählt. Spiel fünf rückte stetig näher, nachdem Booker (11 Punkte) mit zwei krachenden Dunkings und dem nächsten Dreier die mit 6000 Zuschauern ausverkaufte Halle bis auf die etwa 400 Bayern-Anhänger in Schockstarre versetzte. Ulms Justinian Jessup, am Samstag in München noch der gefeierte Held, wurde komplett abgemeldet. Nur neun Punkte schaffte Ulm im letzten Viertel, die Bayern 18. Genug, um nach dem Spiel im Bewusstsein abzuklatschen, dass die Meisterschaft weiter möglich ist.