Alba Berlin holt dritten Sieg: Bayern-Basketballer verpassen Meistertitel
München - Diesmal reichte die Kraft einfach nicht mehr. So oft hatten die Basketballer des FC Bayern in dieser denkwürdigen Saison schon ihre Comeback-Qualitäten gezeigt, am Sonntagnachmittag im Spiel vier der Finalserie gegen Alba Berlin war dann aber die Power dann aber wohl endgültig aufgebraucht.
Die Hauptstädter rangen den Favoriten aus München in einem Finale der Erschöpften mit 3:1-Siegen nieder. Mit einem dramatischen 86:79 (38:30) machte das Team von Trainer Aito Garcia Reneses den zehnten Meistertitel der Vereinshistorie perfekt.
Am Ende ging den Bayern die Kraft aus
Den von einigen Verletzungsausfällen deutlich geschwächten Bayern reichten 18 Punkte von Wade Baldwin nicht für den nötigen Heimsieg, der ein entscheidendes fünftes Duell am Dienstag in Berlin erzwungen hätte. Die Berliner machten dank ihrer etwas besseren Physis und angeführt von Topscorer Jayson Granger (29 Zähler) den Coup perfekt, der auch zum Final-MVP gewählt wurde. "Heute war mein Tag, aber alle haben einen großartigen Job gemacht", so Granger.
Von der Qualität, die beide Teams eigentlich haben, war in den Endspielen nicht mehr viel zu sehen – dafür hat die extreme Vielspielerei in dieser XXL-Saison zu viel Kraft gekostet. "Wir hatten ein paar interne Probleme, Paul Zipser ist im letzten Moment ausgefallen, fast die halbe Mannschaft ist verletzt. Wir haben alles gegeben, aber es hat nicht gereicht und wir können stolz auf uns sein. Glückwunsch, Alba war in dieser Serie besser", sagte Münchens Nihad Djedovic.
In ihrem bereits 90. Spiel waren vor allem den Bayern die immer dramatischer schwindenden Kräfte wie schon am Vortag beim 69:81 anzumerken. Vor wieder 1.300 Zuschauern im Audi Dome inklusive den Vereinsbossen um Präsident Herbert Hainer und Patron Uli Hoeneß blieben die Gastgeber in den ersten fast fünf Minuten ohne Punkte. Im Angriff fehlten Ideen und die Kraft, die Lücke zu finden gegen die Defensive der personell etwas besser besetzten Berliner. Dass Center Leon Radosevic mit einem Dreier die ersten Bayern-Zähler verbuchte, war bezeichnend. Im ersten Viertel folgten nur sechs weitere.
Notoperation bei Paul Zipser
In der ersten Pause schickten die Anhänger einen aufmunternden Applaus in Richtung Paul Zipser. Am Sonntag war bekanntgeworden, dass der Nationalspieler vier Tage zuvor wegen einer Gehirnblutung notoperiert werden musste. Der Eingriff bei einem Spezialisten verlief erfolgreich. "Paul geht es den ganzen Umständen entsprechend gut, mehr möchten wir hierzu nicht äußern", sagte der Münchner Medienchef Andreas Burkert und bat im Namen der Familie darum, in der nächsten Zeit die Privatsphäre zu respektieren. Der frühere NBA-Profi war in dieser Saison einer der Erfolgsgaranten bei den Bayern. Aktuell ist noch völlig unklar, wann der 27-Jährige wieder ins Training zurückkehren kann. Die Mannschaft war über Zipsers Zustand informiert.
Ohne den Flügelspieler tat sich Bayern die ganze Finalserie über gegen die aggressive Abwehr Berlins sehr schwer, auch im vierten Spiel. Und wenn dann doch mal ein freier Wurf zustande kam, dann ging der oft nicht in den Korb. Alba zog langsam davon, im zweiten Viertel auf bis zu 16 Zähler. Einige Ballverluste verhinderten einen noch größeren Vorsprung des Teams von Coach Aito.
Die Münchner gaben sich nicht auf und stemmten sich gegen die Vorentscheidung. In der Saison hatte die Truppe von Andrea Trinchieri schon viele Comebacks geschafft. Diesmal klappte das aber in einer dramatischen Schlussphase nicht, in der Sekunden vor Schluss der Münchner Vladimir Lucic nach einem Foul disqualifiziert wurde.
Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic gratulierte Berlin zur verdienten Meisterschaft und tollen Saison. "Wenn wir es irgendwie geschafft hätten, diesen Titel zu holen, wäre es fast eine perfekte Saison gewesen, so ist es eine großartige Saison", sagte der frühere Profi. Als er gefragt wurde, was den Bayern zum Titel gefehlt habe, wurde er etwas ungehalten: "Soll ich Ihnen wirklich sagen, was wir hier die letzten sieben Tage durchgemacht haben, oder was. Ist das ihr Ernst? Ich bitte Sie."