ZZ: Bayerns größte Gefahr
MÜNCHEN - Zinedine Zidane will Bayerns Superstar Franck Ribéry zu Real Madrid locken. Den selben Berater haben sie schon.
Dem FC Bayern ergeht es derzeit so etwa wie dem Mann mit der schönsten Frau der Stadt. Nie kann er sich ihr so wirklich sicher sein. Wie lange bleibt sie ihm treu trotz all der Liebesbekundungen, trotz all der Geschenke? Widersteht sie den Verlockungen des Fremden?
Franck Ribéry ist quasi die Geliebte, Liebesbekundungen hat es zuhauf gegeben – vom Trainer über den Vorstand bis zum Präsidenten, Zuwendungen in Form von Gehalt mit Aussicht auf Aufbesserung sowieso. Doch Ribéry, der Umgarnte, kokettiert mal wieder mit vorzeitigem Abschied. „Es wird viel über meine Zukunft geredet. Viele Klubs haben Interesse geäußert und von riesigen Summen Geld war die Rede“, sagte er und glaubt, dass auch die Bayern-Bosse „etwas Druck verspüren“. Sein Vertrag läuft bis 2011, sein Bleiben macht er vom Abschneiden in der Champions League abhängig: „Das wird eine wichtige Rolle spielen, das ist klar.“ Er will sich schmücken mit großen Trophäen, um seinem Traum, Weltfußballer oder Europas Fußballer des Jahres zu werden, endlich näher zu kommen. 2008 kam er auf Platz 18, in Europa auf 16.
Große Trophäen, große Titel – vielleicht ist das nur bei ganz großen Klubs möglich. Bei Manchester United, beim FC Barcelona oder bei Real Madrid. Regelmäßig schwärmt Ribéry von Real. Und genau von dort droht den Bayern die größte Gefahr, nicht von Manchester City – trotz der Scheich-Millionen. Denn einen Klub unter Bayern-Niveau würde sich der 25-Jährige nicht antun. Was aber, wenn Real lockt? Was, wenn Frankreichs Größter ruft? Zinedine Zidane, Markenzeichen „ZZ". Er ist Bayerns größte Gefahr.
Der Hintergrund: Nachdem Ramon Calderon sein Amt als Real-Präsident im Januar aufgeben musste, will Vorgänger Florentino Peres wieder ran. Wie immer werben Kandidaten mit Versprechungen. Peres will Arsène Wenger (FC Arsenal) als Trainer holen – und Zidane als Sportdirektor.
Mit dieser Doppelspitze soll eine neue galaktische Mannschaft aufgebaut werden. Vor allem Zidane käme der Noch-Bayer gerade recht. In der französischen Nationalelf hatten die beiden Straßenfußballer noch kurz zusammengespielt: Ribéry debütierte im Mai 2006, Zidane hörte erst nach der WM 2006 auf. Beide mussten sich aus kleinen Verhältnissen nach oben kämpfen. Beide sind muslimischen Glaubens. Ribérys Frau Wahiba stammt wie die Eltern Zidanes aus Algerien. Tatsächlich verstehen sich Zidane und Ribéry nicht nur glänzend, sie haben sogar den selben Berater. Neben Jean-Pierre Bernès, der den Bayern-Deal einfädelte, wird Ribéry von Alain Migliaccio betreut. Und der ist auch Berater des potenziellen Real-Sportchefs Zidane.
Kein Wunder also, dass Zidane nicht müde wird, die Qualitäten Ribérys zu betonen: „Franck ist großartig. Er springt mir in die Augen. Mit allem was er tut.“ Mehr Lob geht nicht? Doch. Der Weltmeister von 1998 über den Vize-Champion 2006: „Er schießt nicht nur Tore, er lässt auch die anderen glänzen. Er ist ein Guter.“ Und für seinen Berater wäre es ein guter Deal, Ribéry nach Madrid zu transferieren.
Patrick Strasser