Zwei Spiele ohne Sieg - die Ungeduld wächst

„Es wäre schön, wenn die Mannschaft in Stuttgart gewinnen würde“, sagt Vorstandsboss Rummenigge – und setzt Guardiola unter Druck. Bayerns Trainer sorgt sich um fehlenden „Hunger im Bauch“.
von  P. Strasser, R. Nachtwey
Noch nie hat der FC Bayern unter Trainer Pep Guardiola drei Spiele hintereinander nicht gewonnen. Am Samstag geht’s gegen Stuttgart.
Noch nie hat der FC Bayern unter Trainer Pep Guardiola drei Spiele hintereinander nicht gewonnen. Am Samstag geht’s gegen Stuttgart. © AZ-Montage | dpa

München - Tief bewegt beugte sich Sir Bobby Charlton über die Vitrine in der Erlebniswelt der Allianz Arena, studierte die Dinge, die an die schwärzeste Stunde in der Geschichte von Manchester United erinnern sollen. Zu den Namen der 23 Opfer der Flugzeugkatastrophe von München-Riem am 6. Februar 1958 legte man eine rote Rose, einen roten United-Schal und ein rotes Trikot von damals.

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Beim „Munich Air Disaster“ (die Maschine war beim dritten Startversuch über die Landebahn hinausgerutscht und nach einem Crash mit einem Wohnhaus in Flammen aufgegangen) kamen acht Spieler des englischen Rekordmeisters ums Leben. Charlton (77), heute sichtlich geschwächt, damals 20 Jahre jung, überlebte lediglich, weil ihn Harry Gregg, Torwart der nordirischen Nationalmannschaft, reglos im Schneematsch liegend entdeckte und von der Maschine wegschleppte, bevor diese explodierte.

„Wir empfinden tiefe Trauer, tiefes Mitleid und ein Stück Verantwortung“, sagte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge in Anwesenheit der britischen Fußballlegende und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter. „Die Erinnerung daran zu pflegen, ist keine Obligation für uns, sondern ein Freundschaftsdienst“, sagte Rummenigge über die Katastrophe von 1958. Von 44 an Bord befindlichen Personen des British-European-Airways-Fluges 609 kamen 23 ums Leben, 21 wurden verletzt.

Bei diesem Anlass verblassen all die aktuellen Probleme des FC Bayern, dennoch war der Fehlstart in die Rückrunde Thema. Man steckt in einer Mini-Krise. Nur ein Punkt aus zwei Spielen. „Ich bin ein bisschen ungeduldig“, bekannte Rummenigge, „das ist man vom FC Bayern in den letzten Jahren nicht gewohnt, dass man zwei Spiele hintereinander nicht gewinnt. Es wäre schön, wenn die Mannschaft in Stuttgart gewinnen würde.“ Was mehr eine Aufforderung als ein Wunsch war. Am Samstag (15.30 Uhr, Sky live) geht es gegen den VfB. Bei den Bayern wächst die Ungeduld. „Ich bin nicht nervös, aber ich weiß, dass es ein schwieriges Spiel wird, Stuttgart kämpft ums Überleben, sie wollen nicht absteigen. Wir müssen wieder versuchen, in die Spur zu kommen.“

Ungeduldig: Rummenigge will Sieg gegen VfB

Die Aussagen lauten plötzlich so: „Wir brauchen jetzt einen Sieg in Stuttgart“, sagte Kapitän Bastian Schweinsteiger. „Drei Punkte wären jetzt mal nicht schlecht“, ergänzte der schmerzlich vermisste Kapitän Philipp Lahm. Drei Spiele hintereinander ohne Sieg – unter Pep Guardiola bisher nie da gewesen, unvorstellbar. Vor allem für Guardiola.

„Man liest und hört immer nur: Es ist einfach. Bayern muss gewinnen, gewinnen. Aber nein. Auch große Mannschaften verlieren. So ist Fußball“, sagte der Spanier am Freitag und setzte seine Verteidigungsreden fort, mit denen er um nachträgliche Honorierung der ungeschlagenen Hinrunde (14 Siege aus 17 Spielen) wirbt: „Ein Spiel zu verlieren, ist normal. Alles zu gewinnen, ist nicht normal. Es kann passieren, dass man drei Spiele nicht gewinnt. Auch vier oder fünf.“ Vier! Oder: Fünf! Guardiola referierte über den „Unterschied in unserem Denken“: „Wenn wir darum spielen, das Erreichte zu verteidigen, haben wir in unserem Bauch keinen Hunger mehr. Wenn wir darum spielen, um drei Punkte zu holen, holen wir vielleicht unser Niveau zurück.“

Vor FCB gegen VfB: Badstuber eine Option für Stuttgart

Die Ungeduld wächst an der Säbener Straße, in zehn Tagen beginnt mit der Reise in die Ukraine zum Spiel gegen Donezk in Lwiw (17.2.) die K.o.-Phase der Champions League. „Wir müssen einfach versuchen, jetzt in die beste Verfassung zu kommen und wieder so spielen, wie das die Mannschaft in der Hinrunde perfekt praktiziert hat. Fertig, Ende, aus!“, sagte Rummenigge bestimmt. Wirklich keiner nervös?

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