"Wirklich?": Davon war selbst Kane nach dem Bayern-Sieg überrascht

Es konnte nur einen geben – für den Schlusspunkt unter das Kalenderjahr des FC Bayern, für das wirklich allerletzte Ausrufezeichen. In der Nachspielzeit schloss Harry Kane mit einem sehenswerten Treffer zum 4:0 beim 1. FC Heidenheim das Kalenderjahr 2025 ab, wie er es begonnen hatte - mit einem Tor. Bei wirklich jeder der vier Ballberührungen stimmte alles.
Es war der 11. Januar, als der Mittelstürmer beim Pflichtspielstart 2025 loslegte und beim 1:0-Erfolg der Münchner bei Borussia Mönchengladbach den Siegtreffer erzielte. Mit einem perfekten Kontakt, per Elfmeter, da macht ihm ohnehin keiner was vor. Der Abschluss von Kane in Heidenheim bedeutete: Saisontreffer Nummer 19 im 15. Ligaspiel dieser Saison. Tor Nummer 60 für den FC Bayern (51) und die englische Nationalmannschaft (acht) im gesamten Jahr bilden den Karriere-Bestwert des 32-Jährigen.
Der teuerste Liga-Import mit einem Rekord
Schaut man auf die Scorerpunkte war der Treffer auf der nebligen, nasskalten Ostalb seine 100. Torbeteiligung in der Bundesliga – im erst 78. Spiel seit seinem Wechsel im Sommer 2023 für rund 100 Millionen Euro Ablöse an Tottenham Hotspur. Der teuerste Liga-Import der Historie brauchte für diese Marke lediglich 78 Spiele. Der bisherige Rekordhalter schaffte die 100 Scorerpunkte in 119 Partien, ein gewisser Arjen Robben. King Kane trug beim Abstiegskandidaten erstmals das Zeichen der Macht beim FC Bayern, die Kapitänsbinde – in Abwesenheit von Torhüter Manuel Neuer und Joshua Kimmich, beide fehlten verletzt. Wie noch sieben andere Profis wegen Blessuren, Erkrankungen oder Sperren. Er sei "sehr stolz" darauf, die Bayern anzuführen, meinte Kane nach Abpfiff. Die Binde – das konnte er greifen. Von einer anderen Auszeichnung, der vom "Kicker" als "Persönlichkeit des Jahres" hatte Kane bis zum Interview bei DAZN nichts mitbekommen. "Wirklich?", meinte Kane erst und antwortete dann: "Vielen Dank, ich bin überrascht. Ich liebe meine Zeit hier. Ich schätze das sehr."
Und sie alle beim FC Bayern schätzen ihn, die Torgarantie. "Völlig verdient", sei diese Auszeichnung, so Bayerns Sportvorstand Max Eberl in Heidenheim, "weil er es einfach ist – als Mensch und als Fußballer." Eberl erklärte, warum er Kane-Fanboy ist: "Wir sind über alle unsere Spieler froh. Aber zu Harry muss ich sagen: Was er in seinem höheren Fußballeralter in den letzten eineinhalb Jahren geleistet hat, kann man gar nicht hoch genug bewerten." Kane habe seine Qualitäten "nicht nur als Torjäger, sondern wie er für diese Mannschaft arbeitet, wie er Spielvorbereiter ist, wie er die Jungs mitreißt". Bei spontanen, kurzen Motivationsansprachen in der Kabine ist Kane, obwohl er bisher nur wenige Brocken Deutsch spricht, der Nachfolger von Bayerns einstiger Vereinsikone Thomas Müller geworden. Radio Müller sendet nun in Vancouver.

"Kann mir das einer beantworten?": Eberl über Kanes neue "Transfermarkt"-Zahlen
Kanes Quoten spiegeln die krasse Überlegenheit der Bayern in der Bundesliga wider – nur eine einzige Niederlage im Kalenderjahr, das 2:3 im März gegen Bochum. Auswärts blieb man gänzlich ungeschlagen – mittlerweile 16 Auswärtsspiele hintereinander. Wie zuletzt 1986 und 2013. Die Tordifferenz des vorzeitigen Herbstmeisters sagt alles: 55 zu 11. Dass Kane auf der anerkannten Website "transfermarkt.de" von 75 Millionen Euro (im Juni) nun auf 65 herabgestuft wurde, verwunderte Eberl. "Kann mir das einer beantworten?", fragte er in die Reporterrunde und fügte hinzu: "Jetzt fangt nicht an mit dem Alter!" Für Eberl, der mit Millionen jonglieren muss als Ein- und Verkäufer des Branchenprimus ist es "eine Spielerei, aber wir akzeptieren es." Denn, so Eberl: "Der Markt macht die Preise."

Kane, Mister Mehrwert, hat aus Bayern-Sicht kein Preisschild. Die Ausstiegsklausel, die einen Abgang des Torjägers im Sommer 2026 für angeblich 65 Millionen Euro ermöglicht, falls sie bis Ende Januar 2026 gezogen wird, will Kane nicht aktivieren. Im Gegenteil: Die Münchner möchten den Vertrag über 2027 hinaus verlängern. Davon weiß Kane.