Werder-Schock und erstes Heynckes-Treffen: Tuchels Lieblingserinnerungen an 60 Jahre Bundesliga

München – Happy Birthday! In dieser Saison feiert die Bundesliga runden Geburtstag. Vor 60 Jahren bestand der damalige Bundestrainer Sepp Herberger darauf, die Liga zu gründen, um alle seine Nationalspieler an einem Ort zu versammeln und auf demselben Niveau gegeneinander antreten zu lassen.
Heute ist die Bundesliga viel mehr als das. Erst vergangenes Wochenende schloss sich ihr Englands Kapitän Harry Kane an. Damit hat Thomas Tuchel seinen absoluten Wunschspieler bekommen. Im Interview mit "Bundesliga.com" verriet Bayerns Coach seine Lieblingserinnerungen aus sechs Jahrzehnten Bundesliga.
Der FC Bayern im Titelrennen 1986: Tuchels Vater holt ihn zum Kutzop-Fehlschuss aus dem Bett
Los geht die Zeitreise am 22. April 1986. Der kleine Thomas war damals zwölf Jahre alt. In der Liga lief gerade, wie vergangene Saison, ein äußerst enges Titelrennen. Im meisterschaftsentscheidenden Spiel zwischen Werder und dem FC Bayern bekam Grün-Weiß die Chance zur endgültigen Entscheidung. 88. Minute, Rudi Völler, der noch im Hinspiel von Klaus Augenthaler verletzt wurde, feierte sein Comeback. Als er den Ball über Sören Lerby lupfen wollte, bekam der Däne diesen an den Arm. Schiedsrichter Volker Roth zeigte auf den Punkt.
Es trat an: einer er sichersten Elfmeterschützen der Ligageschichte, Michael Kutzop. Nach gut zwei Minuten Verzögerung lief Werders Libero an, verlud Jean-Marie Pfaff – traf aber nur den Außenpfosten. Alle anderen Elfmeter seiner Karriere versenkte Kutzop. Diesen nicht. "Dieses Scheißgeräusch vergesse ich nie", erzählte er im Nachhinein.
"Ich war damals zu Hause", erinnerte sich Tuchel. "Es war ein Abendspiel. Ich glaube, mein Vater hat mich geweckt, ich war schon im Bett und er holte mich vor den Fernseher oder das Radio. Ich glaube, es war das Radio. Ich weiß nicht, ob es ein Livespiel war. Aber das war ein besonderer Moment für mich."
Tuchel vom ehemaligen FC-Bayern-Coach Heynckes beeindruckt: "Werde ihn nie vergessen"
Einen weiteren erlebte Tuchel, in der Jugend auch großer Gladbach-Fan, sehr früh in seiner Trainerkarriere, gleich in seinem ersten Bundesligaspiel. Mit Mainz 05 musste Tuchel gegen Bayer Leverkusen und Jupp Heynckes antreten. Besonders das erste Aufeinandertreffen bleibt Tuchel für immer in Erinnerung.
"Das ist mein besonderer Moment und die Art und Weise, wie er mich behandelt hat – ich werde ihn nie vergessen. Das bedeutet mir sehr viel. Er hat mich so gut behandelt, mit so viel Respekt. Ich war ein Kerl aus der Jugend, viel zu jung, um Trainer zu sein und er war Jupp Heynckes, eine Ikone der Bundesliga und eines meiner Idole von Borussia Mönchengladbach und dann Bayern München. Es war so schön, so freundlich und das hat sich nie geändert."

Ebenfalls zufrieden dürfte Tuchel mit seinem Debüt gewesen sein. Gegen Heynckes' Leverkusener gab es ein 2:2. Zwei Wochen später stand das erste Duell gegen den FC Bayern an. Nach jener Partie, einem 2:1-Sieg, war Tuchel regelrecht euphorisch: "Ich erinnere mich, ich saß nach dem Spiel in meinem Auto auf dem Parkplatz und habe einfach nur geschrien. Ich musste, glaube ich, für eine halbe Minute einfach im Auto schreien. Ich konnte nicht glauben, was gerade passiert war."