Wembley: Die Ruhe vor dem Regen-Sturm
AZ-Mitarbeiter Frank Hellmann ist schon in London – und berichtet jetzt bis zum Finale täglich von dort
London - Ein ebenso imposantes wie perfekt organisiertes Flughafen-Drehkreuz. Hier ist das Ausflugsziel Nummer eins für deutsche Fußball-Fans. Hier werden die, die sich auf den unmöglichsten Routen und Umwegen auf die Insel begeben, eintreffen, um dem schwarz-rot-golden geprägten Finale beizuwohnen: Bayern vs. Dortmund. Wichtig nur dieser Tipp: Bitte warm anziehen! Das Wetter soll echt britisch werden. „It will be cloudy with showery rain at times”, sagt der Mann im Wetterbericht. Stark bewölkt mit Regen. Und ein anderer: „Mostly cloudy.” Wolkenverhangen. Tatsächlich prägen Wolken und Regen den ersten Eindruck. Prognostiziertes Temperaturmaximum die nächsten Tage: 14 Grad. Warum sollte der Himmel über dem Empire lachen bei einer – für Engländer – so schaurigen Endspielkonstellation?
Das englische Boulevardblatt „Sun” hat eine Doppelseite einem Exklusiv-Interview mit dem Dortmunder Trainer Jürgen Klopp gewidmet. Dessen breit grinsende Botschaft an den britischen Fußballinteressierten: „Wenn ihr die neue spezielle Geschichte des Fußballs wollt, müsst ihr uns unterstützen.” Ansonsten Schweigen im Blätterwalde was das CL-Finale angeht. Die „Daily Mail” widmet weder dem BVB noch dem FCB nur eine Zeile, „The Independent” dafür Cricket mitsamt Scoreboard mehrere Seiten. Das Einzige, was sich von der Bundesliga versteckt in einer Ergebnisspalte auf Seite 51 finden lässt, sind die Samstag-Ergebnisse – ohne Tabelle.
Britisches Wetter, eh klar, die britische Trinkgewohnheiten werden dafür etwas germanisiert. Zwar werden sich die deutschen Freuden- oder Frust-Trinker schwer tun, nach 1 Uhr noch Alkohol zu bekommen, die Sperrstunden bleibt erhalten, dafür wird die Regelung, dass ab einer Stunde vor Spielbeginn keine Alkoholika verkauft werden dürfen, aufgehoben. Nur im Stadion selbst gilt Nullo Promillo. Auf eine Besonderheit müssen sich die Fans aber einstellen. Das Stadtviertel Wembley wird kneipentechnisch in zwei Fanlager geteilt. Eine für die Dortmunder, eine für die Bayern. Seit 2007 wird das so gehandhabt, es soll Ausschreitungen verhindern. Hauptanlaufstelle dürfte für die BVBler das Pub „The Torch” werden, bei den Bayern-Fans ist sicher das „Octoberfest”-Pub in der Fulham Road angesagt.