Welche Borussia ist gefährlicher?
München - Alles Schlechte hat sein Gutes. So gesehen hatte die 0:1-Pleite der Bayern am Samstagabend gegen die Dortmunder auch einen tieferen Sinn, behaupteten jedenfalls die Verlierer hinterher generös. Zum Wohle des Volkes, zum Wohle der Fans: Bayern patzt und tut Gutes.
„Der neutrale Beobachter sagt sich bestimmt, dass dies gut für die Bundesliga ist. Jetzt ist die Liga wieder spannend, viele haben sich gefreut. Damit müssen wir leben“, meinte Trainer Jupp Heynckes. Aktion Ligahilfe. „Alle, die gemeint haben, die Meisterschaft ist Weihnachten entschieden, können sich nun auf eine spannende Saison freuen“, sagte Sportdirektor Christian Nerlinger.
Dem Bayern-Ego wäre jedoch eine langweilige Saison, ein Zieleinlauf mit weitem Vorsprung lieber. Daraus wird nichts. Ein 0:1 gegen eine Borussia zu Saisonbeginn, gegen die Gladbacher – das 0:1 nun gegen die andere Borussia, die Dortmunder. Zwei Punkte ist das Polster auf den Borussen-Doppelpack in der Tabelle geschrumpft. „Das Ganze ist jetzt an der Spitze zusammengewachsen“, sagte Rummenigge.
Doch welche Borussia wird den Bayern gefährlicher? Der Titelverteidiger BVB, der sechs der letzten sieben Spiele gewann, und seine Krise womöglich schon hinter sich hat? Der weiß, wie die Bayern in Schach zu halten sind, dazu Trainer Klopp und Mario Götze hat?
Oder doch die Fast-Absteiger der vergangenen Saison, die sich erst in der Relegation gegen Bochum retteten? Mit 5:0 nahm Gladbach am Samstag Bremen auseinander. Ein Lauf, der dank Coach Favre und Supertar Reus noch anhalten könnte. In der Rückrunde muss Bayern bei beiden Borussias auswärts ran.
„Dortmund ist amtierender deutscher Meister, das vergessen viele. Sie sind verdient Meister geworden, haben die Liga dominiert“, meinte Heynckes im ZDF, „dass wir einen Durchmarsch machen – nein, dafür ist Dortmund zu stark. Dazu kommt Mönchengladbach als Überraschungsmannschaft, dazu Schalke, vielleicht Leverkusen.“
Sie sind plötzlich wieder einer unter vielen, die Sensationsquoten vom Spätsommer mit 23:0-Toren in fünf Heimspielen beinahe verpufft. Also werden Fakten bemüht: „Wir können aus der Position der Stärke die Dinge von oben anschauen“, sagte Rummenigge. Der Trend jedenfalls geht seit dem 2:1 in Augsburg stark nach unten.