Vorstands-Beben beim FC Bayern: Finanzboss Diederich vor Abgang

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So spielt das Leben. Die einen werden Partner, die anderen bereiten die Scheidungspapiere vor. Die Fluggesellschaft Emirates, ein in Dubai ansässiges Unternehmen, steigt beim FC Bayern als neuer Sponsor ein – laut "Bild" für die nächsten sieben Jahre, bis zum Ende der Saison 2031/32. Macht rund fünf Millionen Euro jährlich, insgesamt ist der Deal 35 Millionen wert.
In der Pressemitteilung, die am Mittwochmorgen vom FC Bayern verschickt wurde, erklärt Michael Diederich, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende: "Der FC Bayern braucht für die Umsetzung seiner sportlichen Ziele auch wirtschaftliche Planungssicherheit, die Emirates passen also ideal in die Partnerfamilie unseres Vereins. Helfen wird uns zudem, dass Emirates Fußball-Fans auf aller Welt verbindet und den FC Bayern bei seinen Internationalisierungsvorhaben unterstützen kann."
AZ-Info: Diederich wird Bayern zeitnah verlassen
Ohne ihn. Denn der 59-Jährige wird nach AZ-Informationen zeitnah den Verein verlassen. Der Deal mit der neuen Partner-Airline und die Worte in der Presseerklärung waren mit die letzten Amtshandlungen von Diederich. Die Zeichen stehen auf eine vorzeitige Trennung und Auflösung des bis Juni 2026 datierten Vertrages. Nach AZ-Informationen konnten sich beide Seiten nicht auf eine Ausdehnung des Kontrakts einigen.
Aktuell führen Aufsichtsratschef Herbert Hainer, der zugleich Präsident des e. V. ist, und Diederich bereits Gespräche über eine Einigung, die dem gebürtigen Koblenzer einen Wechsel zu einem anderen Unternehmen aus der Finanzwirtschaft ermöglichen soll.
Somit endet die kurze Karriere von Diederich bei den Bayern, der dem Vorstand der AG am 1. April 2023 beigetreten war und seit Ende Mai 2023 als stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Finanzvorstand firmierte – unter Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen, der nach dem Knall um die Entlassungen von Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic vom Posten des Finanzvorstands aufgerückt war. Sämtliche Amtsrochaden auf Empfehlung und mit ausdrücklichem Wohlwollen von Vereinspatron Uli Hoeneß.
FC Bayern nominiert Dreesen für DFL-Präsidiumswahl, nicht Diederich
Herausgekommen war das Beben im Machtzentrum an der Säbener Straße durch ein Manöver, das der "Kicker" aufgedeckt hatte. Die Münchner nominierten für die im September stattfindende Präsidiumswahl der Deutschen Fußball Liga (DFL) überraschend Dreesen – und nicht Diederich, der den Sitz der Bayern im wichtigsten DFL-Gremium seit Dezember innehatte.
Als Nachfolger von Dreesen, der sein Amt nach acht Jahren niedergelegt hatte, um seine "volle Aufmerksamkeit" auf die "gewachsenen Anforderungen" als Bayern-Boss zu lenken. Nun die Rolle rückwärts, der Chef übernimmt wieder.
Als der FC Bayern seinen Millionen-schweren Deal von Luis Díaz vergangene Woche in einer Pressemitteilung verkündete, wurde Dreesen zitiert mit: "Als Team konnten wir diesen Transfer gemeinsam zielgerichtet umsetzen (…)." Sportvorstand Max Eberl erklärte darin unter anderem: "Solche Transfers funktionieren, wenn jedes Rad ins andere greift." Selbstlob tut auch gut.
Es gab bereits Gerüchte um Machtkampf in Bayerns Chefetage
Einer tauchte in den warmen, sich umarmenden Worten der beiden Vorstände nicht auf. Der dritte Mann im Vorstand, der aus der zweiten Reihe agierte, der oftmals zu Vorsicht mahnte bei Transfers und kostspieligen Vertragsverlängerungen: Diederich. Sein Name erschien lediglich in der Signatur der Mail, dem Organigramm des Klubs.
Im Herbst gab es Gerüchte um einen Abschied von Dreesen im Zuge eines internen Machtkampfes. Der Ostfriese verlängerte seinen Vertrag jedoch bis 2027. Währenddessen stand Eberl seit Monaten auf dem Prüfstand – manche würden sagen: auf der Kippe. Nun heißt es: Wenn zwei sich streiten und dabei plötzlich zusammenraufen, ärgert sich der Dritte. Anders gesagt: Ene mene miste, es rappelt in der Kiste. Ene mene muh und raus bist du. Du, der Diederich.
Er stand zuletzt unter Druck: Sportchef Eberl verschafft sich Luft
Wird damit auf – in gewisser Weise – elegante Art und Weise Eberl aus einer Abseitsposition wieder in positiveres Licht geschoben? Die Luft war für den Sportvorstand in den letzten Monaten aufgrund der wachsenden externen und internen Kritik an seiner Kader-Arbeit deutlich dünner geworden. Ob sich das nun ändert? Der Statement-Deal mit Díaz und die neue, wundersame Seilschaft zwischen Dreesen und Eberl sorgen für Ruhe im Verein, die mit Blick auf den aufgeregten Transfermarkt für den FC Bayern wichtiger denn je ist.
Oder wie es von gut informierter Stelle heißt zum nahenden Diederich-Abschied: Es fügt sich jetzt alles so, wie es besser ist für den Klub.