Van Gaal und seine Kaputtmacher

Sind die Bayern nur 64 Stunden nach dem schweren Schalke-Spiel noch müde? Der Coach glaubt das nicht – und entwickelt gegen Stuttgart eine Taktik, die den Sieg erst kurz vor Schluss sicherstellen soll.
MÜNCHEN Louis van Gaal muss lachen, als er die Frage hört. Nein, nein, mehr Eis hätte er dann doch nicht hineingeschüttet in die Regentonnen, in die seine Spieler im Anschluss an das 120-Minuten-Pokalfight auf Schalke steigen mussten, um die Muskeln wieder locker zu kriegen. „Aber ich habe ganz genau kontrolliert, dass auch jeder Spieler wirklich hinein steigt in die Tonnen und lange genug drinbleibt“, meinte der Bayern-Trainer.
Schließlich war das Spiel auf dem Schalker Hoppelrasen nur der Auftakt zum Marathon-Titelrennen mit Spielen im Drei-Tages-Takt. Am Samstag ist Stuttgart zu Gast in der Allianz Arena (15.30 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de), am Dienstag geht es gegen Manchester United, am Samstag erneut gegen Schalke. Die wenigen möglichen Regenerationsmaßnahmen sind ab sofort Chefsache. Nach dem Eisbad verordnete van Gaal seinen Spielern noch viele Kohlenhydrate und anschließend acht Stunden Schlaf.
„Ich weiß, dass die Belastung für die Spieler enorm ist und sie sehr müde sind. Aber wir sind eine Spitzenmannschaft und müssen dankbar und froh sein, dass wir noch in allen drei Wettbewerben vertreten sind“, sagte van Gaal, „das ist eine große Leistung. Und wir wollen alle drei Wettbewerbe gerne gewinnen.“
Ein Sieg gegen Stuttgart würde ihnen zumindest in der Bundesliga ein wenig Luft verschaffen, zumal die Verfolger Schalke und Leverkusen im direkten Duell aufeinander treffen. „Wir müssen die Gedanken fokussieren auf Stuttgart“, mahnte van Gaal an – und zwar alle. „Bei allem Verständnis für die Belastung glaube ich nicht, dass die Physis das Problem ist“, so van Gaal. Vielmehr sei „der Geist das große Problem“, meint er, „wenn nur acht oder neun Spieler hochkonzentriert sind und drei Spieler nicht, dann funktioniert es nicht.“
Dann kann Bayerns Spiel nicht aufgehen. Van Gaal verlangt Dominanz. Die Bayern sollen das Spiel kontrollieren, ehe sie es, wie auf Schalke, mit womöglich nur einer genialen Aktion entscheiden. „Wir müssen mit unserem Spiel erst den Gegner kaputt spielen“, verlangt er. Dann, so sein Plan, könnten die Stars Arjen Robben und Franck Ribéry „den Unterschied machen“ – also die entscheidenden Tore schießen.
Van Gaals Kaputtmacher sollen auch Samstag die Stuttgarter müde spielen, bevor die Zeit der Genialität kommt. „Arjen Robben hat viele seiner Tore erst nach 70 Minuten gemacht“, weiß van Gaal.
Immerhin bekommen Robben und die Bayern am Samstag auch wieder Unterstützung von Franck Ribéry. „Ribéry hat den Einsatz gut durchgestanden“, sagte van Gaal, „im Training hat Franck sehr oft ,ca va’ gesagt, das ist ein gutes Zeichen.“
Filippo Cataldo