Van Gaal und seine Bayern: Ein Herz und viele Seelen

Die Liaison zwischen Louis van Gaal und seinen Bayern ähnelt einer Liebesbeziehung. Endlich hat der Trainer die Gemeinschaft gefunden, die er suchte. Und selbst bei Ribéry ist er zuversichtlich
von  Abendzeitung
Feiern gerne gemeinsam: Bayerns Starkicker Arjen Robben (l.) und Trainer Louis van Gaal.
Feiern gerne gemeinsam: Bayerns Starkicker Arjen Robben (l.) und Trainer Louis van Gaal. © dpa

Die Liaison zwischen Louis van Gaal und seinen Bayern ähnelt einer Liebesbeziehung. Endlich hat der Trainer die Gemeinschaft gefunden, die er suchte. Und selbst bei Ribéry ist er zuversichtlich

MÜNCHEN Am Mittwoch ist es vorbei mit der Nächstenliebe, vorbei mit den freien Tagen. Montag und Dienstag durften die Profis durchatmen, Coach Louis van Gaal hatte keine Trainingseinheit angesetzt. Es war eine Belohnung für die wohl härteste und intensivste Arbeitswoche in den Tagen vor dem Heimspiel gegen Mainz (3:0), die es unter dem Holländer bislang gegeben hat wie Mitarbeiter des Vereins staunten und berichteten – und das in der Woche vor dem Spiel bei Meister VfL Wolfsburg am Samstag (15.30 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de).

Ab 11.30 Uhr lässt van Gaal wieder trainieren. Er glaubt, dass ihm zwei Tage – am Freitag ist Abreise Richtung Niedersachsen – reichen, um seine Mannschaft wieder in Schwung zu bringen. Ist ja auch alles einfacher, wenn es läuft, wenn eine Siegesserie Kraft gibt und die Spieler dem Coach vertrauen. Dass van Gaal ein Herz für die Spieler hat, dass er auf sie zugehen kann und nicht nur den Trainergeneral im Kasernenton abgibt wie zu Beginn seiner Amtszeit letzten Sommer, hat ihm Pluspunkte bei der Mannschaft eingebracht.

Bei denen, die überhaupt noch da sind. Zählt man die Abgänge von Lucio (Inter Mailand), Tim Borowski (Werder Bremen) und José Sosa (Estudiantes de la Plata) während der Hinrunde dazu, sind es mit den fünf Winterpausenabgängen (Toni, Breno, Ottl, Baumjohann und zuletzt Edson Braafheid, der am Montag an Celtic Glasgow ausgeliehen wurde) schon acht Spieler, die van Gaal aussortiert hat. Wer bleibt, dankt. Für den Holländer ist es maßgeblich, eine kleinere Gruppe zu haben, mit der er arbeiten kann. Er will jedem Spieler eine Perspektive geben und erklärt jedem, warum er nicht spielt.

„Ich glaube an Harmonie und nicht an Krieg“, erklärte van Gaal im BFS bei „Blickpunkt Sport“ und fügte hinzu woran er noch glaubt: „An Anerkennung, an Belohnung und an Argumente. Argumente kommen an, wenn man in Harmonie lebt.“ Trainer van Gaal und seine (restlichen) Profis – ein Herz und viele Seelen.

Nörgelnde Störenfriede wie etwa Luca Toni sind aussortiert, mögliche Unruheherde, die aus Angst um ihre WM-Teilnahme in der Rückrunde Ärger machen könnten, abgegeben worden – siehe Braafheid. Bleibt nur das Problem Franck Ribéry. Noch aber zeigt sich der Franzose handsam und brav, hofft auf längere Einsätze in den nächsten Wochen. Doch van Gaal bleibt stur, seine klaren Regeln kommen – anders als beim wankelmütigen Jürgen Klinsmann – gut an in der Mannschaft. Wer nicht fit ist, und darüber entscheidet ausschließlich der Coach, spielt nicht.

„Franck trainiert seit zwei Wochen sehr gut“, berichtete van Gaal, „gegen Mainz war er schon besser als in Bremen, aber er fühlt selbst, dass er noch nicht hundertprozentig fit ist. Wenn ich denke, dass er mehr beitragen kann als die anderen Spieler, wird er spielen.“ Nur dann. Aus „Respekt“ (van Gaal) vor den Mitspielern, „ich kann ja nicht einfach einen rausnehmen, der seine Aufgabe gut gemacht hat.“

Doch van Gaal öffnet Ribéry die Tür – bietet ihm eine Zusammenarbeit über die Saison hinaus an. „Ich würde an seiner Stelle bei Bayern bleiben, weil sie einen guten Trainer haben und immer besser werden.“ Van Gaal, der Harmonie-Coach.

Patrick Strasser

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