Van Gaal sammelt Sympathiepunkte

Bayerns Trainer macht Werbung für sein Buch, liest vor und leugnet konsequent die Krise.
MAINZ Louis van Gaal ist erfinderisch. Der Bayern-Trainer hat ein neues taktisches Mittel kreiert, um eines seiner liebsten Worte zu benutzen. Die Charme-Offensive. Für ein doppeltes Ziel: Sympathiepunkte zu sammeln – und Bücher zu verkaufen.
Während der Länderspielpause handelte der 59-Jährige in eigener Sache, ging auf Werbetour für sein Buch „Biographie & Vision“ (49,95 Euro, ab Montag im Handel). In München präsentierte er das Werk mit seiner Frau Truus, auf der Frankfurter Buchmesse mit Spielerfrau Sylvie van der Vaart. Am Samstagabend las er daraus im ZDF-Sportstudio vor. Am Sonntag war er im Radio bei „Bayern 3“. Mehr Charme-Offensive geht nicht. Kommt ja auch nicht zum schlechtesten Zeitpunkt, da sein Team in der Bundesliga nach sieben Spielen acht Punkte hat und damit 13 Zähler Rückstand auf Mainz.
Doch van Gaal wies Sportstudio-Moderator Poschmann zurecht: „Wir haben keine Krise.“ Interessante Sichtweise. Van Gaal erklärte: „Uns fehlen in der Bundesliga nur fünf Prozent. Wir müssen lernen, uns auf jedes Spiel zu fokussieren. So wie beim Sieg im Supercup gegen Schalke, so wie beim Sieg im DFB-Pokal, so wie bei den Siegen in der Champions League. Wenn es um etwas geht, sind wir da.“ Beweistermin: Samstag, 15.30 Uhr, gegen den Tabellendritten Hannover.
Schulmeisterhaft verwies er auf die Geschichte, „die sich wiederholt“, so van Gaal. „Wir haben vorhergesagt, dass es nach einer WM so laufen wird. 1974 stand Deutschland im WM-Finale mit Spielern wie Müller, Maier, Beckenbauer, Hoeneß – und auch danach lief es schwer.“ Doch Zehnter will van Gaal in der Liga – wie damals – nicht werden. Er sagte: „Ich glaube an uns.“ Und in erster Linie an sich. „Ich bin ein Mensch, der ehrlich ist, konsequent und an sich glaubt. Meine Truus sagt, dass ich viel zu spontan bin. Ich sage immer, was ich denke.“ Vor allem, wenn es der Wahrnehmung durch die Fans dienlich ist. Beispiele? „In Deutschland ist jeder pünktlich, wenn es einen Termin gibt. Das ist nicht selbstverständlich.“ Oder: „Wenn ich mich in München an einer Ampel anders einordnen will, dann lässt man mich – das finde ich unglaublich.“ Die Zeiten in Holland und Spanien müssen furchtbar gewesen sein. ps