Tymoshchuk: Stirnband mit Heimweh

Bei den Bayern meist nur Ergänzungsspieler, holte sich Anatoliy Tymoshchuk auch noch im falschen Moment Rot. In der Ukraine jedoch ist er ein Star - und denkt nun an Rückkehr.
Frank Hellmann |
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Anatolij Tymoshchuk (l.), der Superstar der Ukraine, hier im Spiel gegen Polen.
firo/Augenklick Anatolij Tymoshchuk (l.), der Superstar der Ukraine, hier im Spiel gegen Polen.

Beim FC Bayern ist Tymoshchuk selten mehr als ein Ergänzungsspieler, der sich jetzt auch noch im falschen Moment Rot abholte. In der Ukraine ist er ein Star – und denkt nun an Rückkehr.

Kiew -Der Klimawandel macht auch vor dem Osten Europas nicht halt. Vorbei sind in der Ukraine die Zeiten, in denen zwischen November und März Dauerfrost herrschte. Selbst nachts fällt die Quecksilbersäule in der Hauptstadt Kiew noch nicht unter die Null-Grad-Grenze, aber das soll niemanden zu Leichtsinn ermuntern. Oleg Blochin, Chefcoach der ukrainischen Nationalmannschaft, hat seine Spieler im Trainingszentrum von Dynamo Kiew zuletzt sehr bestimmt darauf hingewiesen, bitteschön Mützen zu tragen.

Auch sein Schlüsselspieler Anatoliy Tymoshchuk hat diesen Befehl sobald befolgt, auch wenn der Bayern-Star heute im neuen Olympiastadion von Kiew ab 20.45 Uhr (MESZ) keine Kopfbedeckung tragen wird. Dafür aber wieder ein Stirnband in den blau-gelben Landesfarben.

"Wir hatten diese Ergebnisse nicht verdient”

Das ist nicht die einzige augenfällige Veränderung bei dem mittlerweile 32-Jährigen, der ein anderer Fußballer wird, wenn er für die Ukraine aufläuft, wo er mit 111 Einsätzen Rekordnationalspieler ist. Sein dominantes Auftreten, seine konstanten Leistungen haben ihn in der Heimat – anders als in München – zum unumstrittenen Leistungsträger mit weitreichenden Befugnissen werden lassen. „Ich trage das blau-gelbe Trikot in jedem Spiel voller Dankbarkeit”, sagt der stellvertretende Kapitän.
Dass das Wiedersehen mit seinen Vereinskameraden vom FC Bayern etwas Besonderes darstellt, versteht sich von selbst. „Für mich hat das Duell einen speziellen Charakter”, sagt der Mittelfeldmann, den die Testspiel-Niederlagen gegen Frankreich, Uruguay, Tschechien und Schweden nicht wirklich schrecken. „Wir hatten diese Ergebnisse nicht verdient”, so Tymoshchuk, „wir sind ein physisch starkes Team und zeigen immer großen Einsatz und Willen.”

Beim FC Bayern, der 2009 für ihn zehn Millionen Euro Ablöse an Zenit St. Petersburg zahlte, haben sie sich von Tymoshchuk genau dieses prägende Auftreten erhofft, doch er ist selten über den Status des Ergänzungsspielers hinausgekommen. Und nun, da er sich nach der Verletzung von Bastian Schweinsteiger zeitweise unentbehrlich machen konnte, hat sich der Ukrainer mit einer törichten Roten Karte in Augsburg vorerst selbst aus dem Verkehr gezogen.

Ob sein auslaufender Vertrag verlängert wird, ist arg ungewiss; im Interview mit fifa.com sprach Tymoshchuk nun vor dem Deutschland-Spiel selbst davon, „dass ich mir gut vorstellen kann, meine Karriere bei einem der Klubs ausklingen zu lassen, bei dem ich mal unter Vertrag stand und Erfolge hatte”. Das wäre neben St. Petersburg noch Schachtjor Donezk, was reizvoll ist, weil der vom Oligarchen Rinat Achmetov alimentierte Champions-League-Teilnehmer lukrative Gehälter zahlt.

Was kann die Ukraine bei der EM erreichen? In Kiew träumen sie von Viertel- und Halbfinale, Tymoshchuk flüchtet sich in Allgemeinplätze: „Wir müssen mit unserem Spiel Freude vermitteln und unseren Fans Ergebnisse bringen." Sein Trainer wird da schon konkreter. „Unser Job ist es, die Euro zu gewinnen”, verkündet Blochin, 59, einst stilprägende Größe bei Dynamo Kiew, der es 1975 sogar zu Europas Fußballer des Jahres brachte. Aktuell sind die Realitäten für Tymoshchuk Team andere: Ukraine liegt in der Fifa-Weltrangliste auf Platz 58 – hinter Honduras, Panama und Burkina Faso.

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