Super-Haaland und Pep-Rückkehr: Bayern-Gegner Manchester City in der AZ-Analyse
München - Hammerlos für den FC Bayern! Im Viertelfinale der Champions League geht es für den deutschen Rekordmeister gegen Manchester City. Die mit Starspielern gespickte Mannschaft wartet weiterhin auf den ersten Königsklassen-Triumph der Vereinsgeschichte. Das Duell der beiden Mannschaften ist gleich in zweierlei Hinsicht ein Wiedersehen mit der alten Liebe: Auf der einen Seite stand Pep Guardiola vor seiner Amtszeit bei Manchester City drei Jahre lang (2013-2016) als Cheftrainer an der Seitenlinie der Münchner.
Auf der anderen Seite trifft João Cancelo auf den Verein, bei dem er seit 2019 auf dem Platz mitwirkte und auch immer noch unter Vertrag steht. Erst im Winter wechselte der Portugiese zunächst auf Leihbasis an die Isar, ehe der FC Bayern im Sommer die Möglichkeit hat, den Außenverteidiger für kolportierte 70 Millionen Euro fest zu verpflichten.
Was erwartet die Bayern im Champions-League-Viertelfinale? Die AZ nimmt den kommenden Gegner etwas genauer unter die Lupe und schätzt die Chancen auf ein Weiterkommen ein:
Die Stars von Manchester City
Beim Blick auf den Kader von Manchester City ist es sehr schwer, nur wenige Stars hervorzuheben. Zu gut ist die Qualität in der Breite des Kaders. Kaum ein Verein kann von sich behaupten bei einer Auswechslung eines Startelf-Spielers keinen Qualitätsverlust hinnehmen zu müssen. Die "Skyblues" schon – und genau das macht sie so gefährlich!
Der schwerreiche Verein hat seit der Ankunft von Pep Guardiola im Sommer 2016 sehr viel Geld in die Hand genommen, um jeden Spieler nahezu adäquat ersetzen zu können. Trotz der vielen großen Namen sind bei City vor allem drei Spieler hervorzuheben: Kevin de Bruyne, Ilkay Günogan und natürlich Erling Haaland.
Kevin de Bruyne, der Motor der Mannschaft

Der Belgier hat im Duell gegen Leipzig einmal mehr unter Beweis gestellt, wie wichtig er für seine Mannschaft sein kann. Auch wenn sich der 31-Jährige in letzter Zeit in einem Formtief befand und vor dem Leipzig-Spiel drei der vergangenen sieben Spiele auf der Bank Platz nehmen musste, war die Leistung gegen die Sachsen wieder ein Schritt in Richtung Top-Verfassung. In der befand sich der 31-Jährige auch bis zur Weltmeisterschaft in Katar. Mit 18 Assists in den vergangenen zwölf Monaten ist er auch aktuell der Top-Vorlagengeber im Vergleich mit den anderen Topligen Europas.
Den Großteil seiner Vorlagen verbuchte de Bruyne jedoch vor der WM. Jetzt – aus Bayern-Sicht zur Unzeit – scheint der Belgier wieder zu alter Form zurückzufinden und wird für Manchester City in der restlichen Saison einer der Spieler sein, auf die es ankommen wird.
Gündogan: Ein Deutscher als Leader des Star-Ensembles

Seit dieser Saison ziert die Kapitänsbinde den linken Arm von Ilkay Gündogan. Der 66-malige deutsche Nationalspieler ist ein essentieller Bestandteil des Pep-Systems. Für Guardiola ist Gündogan nicht nur der verlängerte Arm auf dem Feld, sondern darüber hinaus auch ein echter Leistungsträger. Seit 2016 – also zur selben Zeit wie Guardiolas Ankunft – streift sich Gündogan das himmelblaue Trikots der Citizens über.
Acht Torbeteiligungen in 37 Spielen erscheinen da zwar nicht übermäßig viel, doch als Dirigent im Mittelfeld ist Gündogan hauptverantwortlich für das Ausrufen von Pressing-Situationen und der Verlagerung mit und ohne Ball.
Weltklasse-Stürmer Erling Haaland überragt alle

Wenn man jedoch einen Spieler hervorheben müsste, dann ist es wohl Erling Haaland. Der bullige Norweger hat mit seinen gerade mal 22 Jahren bei Manchester City voll eingeschlagen. Nach seinem Wechsel im vergangenen Sommer aus Dortmund hatte der Norweger mit keinerlei Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen. Bereits bei seinem Debüt in der Premier League bescherte er seinem Team mit einem Doppelpack im Alleingang den Sieg gegen West Ham United.
Und Haaland machte dort weiter, wo er in Dortmund aufgehört hatte. Mit seiner Wucht lässt er seinen Gegnern nahezu keine Chance und hat bereits in seiner ersten Champions-League-Saison einige Rekorde gebrochen. Er ist der schnellste Spieler, der zehn Tore erzielte (nach nur acht Spielen), ebenso auch der schnellste Spieler mit 20 Toren auf dem Konto (nach 13 Spielen) und ist drauf und dran, den bis dato unerreichten Rekord von Lionel Messi zu knacken.
In der damals überragenden Saison 2011/12 erzielte Messi 50 Tore für den FC Barcelona. Wenn dieser Rekord von einem Spieler gebrochen werden könnte, dann wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit von Haaland. Aktuell steht der Norweger bei 38 Treffern in 32 Spielen. Wenn Haaland in der laufenden Saison weiterhin diesen Torriecher beibehält, könnte Messis Rekord gehörig wackeln.
So ist Manchester City derzeit in Form

In der Premier League befindet sich Manchester City in dieser Saison in einer ungewohnten Situation. Anstelle des Gejagten finden sich die "Skyblues" in dieser Saison in der Position des Jägers wieder. In vier der letzten fünf Spielzeiten holte City die englische Meisterschaft. Nur 2019/2020 wurde man von Jürgen Klopps Liverpool bezwungen.
Um das Schicksal des unglücklichen Tabellenzweiten zu verhindern, muss Manchester City in den nächsten Wochen nahezu mit voller Punkteausbeute durch die Liga marschieren, ehe dann am 26. April das wohl entscheidende Spiel der Premier-League-Saison wartet. An eben jenem Tag empfangen die Mannen von Pep Guardiola den FC Arsenal unter Guardiolas ehemaligen Schützling Mikel Arteta.
City kann sich in den nächsten Wochen also nicht ausschließlich auf das Projekt "Champions-League-Gewinn" konzentrieren, sondern muss auch in der Liga Vollgas geben, um den Fünf-Punkte-Rückstand auf Arsenal schnellstmöglich aufzuholen.
Der Weg ins Viertelfinale

In einer Gruppe mit Dortmund und den beiden eher harmlosen Gegnern FC Sevilla und Kopenhagen setzte sich Manchester City ungeschlagen durch und landete auf dem ersten Platz. Im Achtelfinale wartete dann Bayerns Bundesliga-Rivale RB Leipzig.
Im Hinspiel gegen RB waren die Engländer vor der Pause die klar bessere Mannschaft und gingen verdient mit einer 1:0-Pausenführung in die Kabine. Danach steigerte sich Leipzig vor ausverkauftem Haus in der heimischen Red Bull Arena und wurde am Ende für den aufgebrachten Mut mit dem 1:1-Ausgang der Partie belohnt. Diesen Mut wollten die Leipziger dann auch im Rückspiel an den Tag legen, als es im Etihad Stadium wieder von Null losging.
Doch die Partie in Manchester sollte für die Sachsen in einem Debakel enden. Mit 7:0 und einem Fünferpack von Erling Haaland schossen die Citizens den Bundesligisten in hohem Bogen aus der Königsklasse. Es war ein Abend für die Geschichtsbücher, denn das Kunststück, fünf Tore in einer einzigen Partie der Königsklasse zu schießen, war zuvor nur zwei Spielern gelungen: Lionel Messi und Luiz Adriano.
Bayern gegen City: Ein Duell auf Augenhöhe

Das Wiedersehen der Münchner mit ihrem ehemaligen Cheftrainer Pep Guardiola dürfte ein ausgeglichenes Kräftemessen werden, bei dem jede Kleinigkeit entscheidend sein kann. Bayern-Coach Julian Nagelsmann zeigte sich auf der Pressekonferenz vor dem anstehenden Bundesligaspiel in Leverkusen (Sonntag, 17.30 Uhr, DAZN und im AZ-Liveticker) selbstbewusst, dass sein Team auch dem kommenden Gegner in der Champions League die Stirn bieten kann.
Nagelsmann ziehe "sehr viel Energie und Vorfreude" aus dem Los heraus. "Wenn es am Ende einen Champions-League-Sieg gibt, dann ist es ein großartiger Triumph, nach all den Teams, die wir dann hätten ausschalten müssen", so der Bayern-Trainer. "Es ging schon los in der Gruppenphase mit Barca und Inter, dann PSG, jetzt ManCity, im Halbfinale würden dann Real oder Chelsea warten", zählte der 35-Jähirge all die Hochkaräter auf, die dem FC Bayern in dieser Saison nicht verschont blieben und fügte an: "Es wäre ein Triumph, der eine extrem hohe Wertigkeit hätte. Dass es schwer wird, steht außer Frage."
FC Bayern vs. Manchester City: Die Einschätzung der Abendzeitung
Um die Citizens zu schlagen, benötigt es vom FC Bayern zwei Sahnetage. Immerhin hat sich der deutsche Rekordmeister aus dem anfänglichen Tief zu Beginn des Kalenderjahres befreit und konnte seit Februar aus wettbewerbsübergreifend neun Spielen acht Siege einfahren. Nur bei der Borussia aus Mönchengladbach setzte es am 21. Spieltag eine bittere 2:3-Niederlage.
Die Liste der Langzeitverletzten hält sich beim FC Bayern in diesem Jahr in der wichtigsten Phase der Saison klein. Das wird für Nagelsmann von enormer Bedeutung sein: Einerseits, um ein Auge auf die Belastungssteuerung werfen zu können und andererseits, um in den wichtigen Duellen mit Manchester City nahezu aus dem Vollen schöpfen zu können.
Im Falle eines Weiterkommens gegen Manchester City trifft der deutsche Rekordmeister im Halbfinale auf den Sieger aus der Partie Real Madrid gegen den FC Chelsea (Hinspiel: 9./10. Mai und Rückspiel am (16./17.Mai). Auch dort wird auf den FC Bayern also ein harter Brocken warten.
Sollte es für die Münchner am Ende sogar zum Titelgewinn in der Königsklasse reichen, wäre es laut Nagelsmann ein Triumph, "der ein Zeichen von Mentalität und Qualität – ähnlich wie es bei Real letztes Jahr war".