Spektakuläre Übernahme: FC Bayern will neues Stadion kaufen
Es ist der 20. Mai 2000, an dem die ohnehin schon glorreiche Geschichte des FC Bayern um ein packendes Kapitel reicher wird: 34. Spieltag der Bundesliga, der Tabellenzweite aus München trifft im heimischen Olympiastadion auf den SV Werder Bremen und ist auf Schützenhilfe aus der Vorstadt durch die SpVgg Unterhaching angewiesen.
Die Spielvereinigung trifft parallel im zwölf Kilometer Luftlinie entfernten Sportpark auf Tabellenführer Bayer Leverkusen. Gewinnen Haching und die Bayern, ist der FCB deutscher Meister. Das Ende ist bekannt: Bayern erledigt seine Hausaufgaben und schlägt Bremen mit 3:1, während sich Haching sensationell und dank gütiger Mithilfe von Eigentorschütze Michael Ballack mit 2:0 gegen Leverkusen durchsetzt.
AZ-Info: FC Bayern spricht mit Gemeinde Unterhaching über Sportpark-Kauf
Nun, ein Vierteljahrhundert später, könnten die Bayern den geschichtsträchtigen Ort von damals zu ihrem Eigentum machen. Nach AZ-Informationen steht der Rekordmeister im Austausch mit der Gemeinde Unterhaching, um ihr den Sportpark abzukaufen. Zuerst hatte die "Bild" darüber berichtet. Kostenpunkt: 7,5 Millionen Euro. Eine Summe, die die Münchner entspannt aus der Portokasse zahlen könnten.

FC Bayern will Sportpark kaufen: Das sagt die Gemeinde Unterhaching
Auf AZ-Anfrage bestätigt die Gemeinde "vertrauliche Gespräche mit Kaufinteressenten", ohne dabei konkret den FC Bayern zu nennen. Der Gemeinderat Unterhaching hat seinen Willen zum Verkauf des Sportparks mehrfach und einstimmig bekundet, der der durch zwei Wertgutachten ermittelte Kaufpreis von Stadion und Trainingsplätzen beläuft sich auf 7,56 Millionen Euro netto.
"Eindeutiger Wille der Gemeinde Unterhaching ist es, dass der Charakter der Liegenschaft als Sportgelände erhalten bleibt", heißt es von der Gemeinde: "Die große Aufgabe besteht nun darin, die berechtigten Interessen aller Nutzer von Stadion und Trainingsplätzen im Blick zu behalten und ausgewogene Lösungen zusammen mit möglichen Käufern zu finden. Dieser Prozess dauert noch an."

Die Bayern hätten damit neben der Allianz Arena und dem Stadion am Campus noch eine dritte Spielstätte in ihrem Portfolio. Erscheint auf den ersten Blick überflüssig, wäre bei genauerer Betrachtung aber gleich in mehrerlei Hinsicht absolut sinnvoll.
FC-Bayern-Frauen könnten in den Sportpark umziehen
Geht der Kauf über die Bühne, würde der Sportpark wohl zur neuen Heimat der Bayern-Frauen. Die tragen ihre Heimspiele regulär im Stadion am Campus aus, doch das ist mit einer Kapazität von 2500 Zuschauern schlicht viel zu klein. Für größere Champions-League-Spiele weicht die Frauenmannschaft daher immer wieder in die Allianz Arena aus. Der Sportpark wäre mit seinem Fassungsvermögen von 15.000 Zuschauern optimal für die Frauen, um ihre Spiele regelmäßig vor einer angemessenen Kulisse auszutragen. Innerhalb des Klubs sieht man im Frauenfußball künftig ohnehin noch einiges an Potenzial, der Schritt in ein größeres Stadion wäre also nur folgerichtig.
Nach AZ-Informationen würden die Jugendmannschaften weiter im Campus-Stadion bleiben. Auch für die zweite Mannschaft wäre der Sportpark nicht vorgesehen. Sie würde weiter im Grünwalder Stadion bleiben, bis die Giesinger Kultstätte, wann und wie auch immer, umgebaut wird.
SpVgg Unterhaching und Munich Ravens würden im Sportpark bleiben
Finanziell würde sich ein Kauf des Sportparks aus Sicht der Bayern durchaus rechnen, da es mit der SpVgg Unterhaching und dem Football-Team Munich Ravens gleich zwei feste Mieter und damit fixe Einnahmen gäbe.
Vor allem zur Spielvereinigung pflegt der Rekordmeister ohnehin ein enges Verhältnis. Im Dezember vergangenen Jahres wurde eine strategische Partnerschaft für den Nachwuchsbereich abgeschlossen. Diese beinhaltet eine langfristige Zusammenarbeit in den Bereichen Talentförderung und -sichtung mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Künftig könnte die Partnerschaft zwischen beiden Klubs also noch einmal deutlich intensiviert werden. Hachings Präsident Manni Schwabl hielt sich am Montag noch bedeckt. "Wir äußern uns derzeit nicht zum aktuellen Stand", sagte er auf AZ-Nachfrage.

Sportpark Unterhaching hat infrastrukturell einiges zu bieten
Auch mit Blick auf die Infrastruktur ist der Hachinger Sportpark für die Bayern ein attraktiver Standort. Vom Hauptbahnhof sind es mit der S-Bahn nur neun Stationen bis zum Halt Fasanenpark, von wo aus man zu Fuß in einer guten Viertelstunde am Stadion ist. Zudem ist der Sportpark mit VIP-Haus in urig-bayerischem Stil, eigener Gaststätte und einer großen Pressetribüne ausgestattet. Davon kann ein anderer Münchner Traditionsklub nur träumen.
Noch gibt es aber wohl einige Fragen zu klären. Unklar ist etwa, inwiefern beim Anfang der 90er Jahre erbauten Sportpark Sanierungsbedarf besteht, was sich wiederum auf den Kaufpreis auswirken könnte. Dass das Übernahme-Projekt daran scheitert, scheint allerdings unwahrscheinlich. Eine offizielle AZ-Anfrage an die Gemeinde Unterhaching zu diesem Thema blieb zunächst unbeantwortet.


