Spaziergang im DFB-Pokal: Jetzt will Dortmund die Bayern
Jürgen Klopp erwartete "einen Kampf auf Biegen und Brechen", doch auch ohne elf Stammspieler spazierte Borussia Dortmund ins Viertelfinale des DFB-Pokals. Und Klopp hat nun mehr Alternativen.
Saarbrücken - Die Verletzten stärkten mit einem Männerabend den Mannschaftsgeist, die Vertreter hingen mit einer souveränen Leistung "mal so richtig den Kopf aus dem Fenster". Der souveräne Auftritt mit dem letzten Aufgebot könnte Borussia Dortmund über Wochen hinweg beflügeln. Durchaus sorgenvoll war Trainer Jürgen Klopp in das Pokalspiel beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken gegangen, am Ende stand ein 2:0 (1:0)-Spaziergang ins Viertelfinale. Und der BVB-Coach sprach von einem "perfekten Abend", an dem sogar die Stadion-Bratwurst "richtig geil war".
Dabei hatte Klopp eine komplette Stammelf mit einem Marktwert von insgesamt 222 Millionen Euro gefehlt. Aus dem Champions-League-Finale gegen Bayern München im Mai (1:2) war nur noch Kevin Großkreutz übrig geblieben. Doch die Notelf (Marktwert: 69,4 Millionen) sorgte mit 84 Prozent Ballbesitz, einem von Dortmund nie zuvor erreichten Wert, dafür, dass es nicht nur laut Klopp "nie nach Sensation roch".
Der überragende Jungstar Jonas Hofmann (21) richtete gar schon eine Kampfansage an den Triple-Gewinner aus München. "Der Pokal ist dazu da, ihn zu gewinnen", sagte Hofmann, von Klopp in Erinnerung an den 5:2-Finalcoup gegen die Bayern 2012 mit dem Berlin-Virus infiziert: "Ich durfte das damals auf der Tribüne erleben, jetzt will ich als Spieler dabei sein. Wenn die Bayern jetzt schon kommen, müssen wir sie eben schlagen. Das müssen wir ja wahrscheinlich so oder so irgendwann."
Zehn Tage nach der deprimierenden 0:3-Heimniederlage gegen die Bayern war das Selbstvertrauen zurück beim BVB – und das, obwohl in diesen zehn Tagen eine personelle Hiobsbotschaft nach der anderen eingetrudelt war. Doch in schwierigen Zeiten kann auch etwas wachsen. Die verletzten Mats Hummels, Neven Subotic, Marco Reus, Marcel Schmelzer und Nuri Sahin versammelten sich am Dienstagabend vor dem Fernsehschirm und stellten ein entsprechendes Gruppenfoto stolz in die sozialen Netzwerke. Sie konnten beruhigt zusehen, wie ihre Vertreter den "Pokalschreck" aus dem Saarland zu jeder Zeit im Griff hatten.
"Sehr souverän und top seriös" habe sein Team gespielt, analysierte Klopp: "Wir haben alles getan, was man tun muss." Ein verdientes Sonderlob erhielten Julian Schieber (zuvor 39 Pflichtspielminuten in dieser Saison), Oliver Kirch (45) und Jonas Hofmann (nie länger als 45 Minuten auf dem Platz). "Sie haben ein ganz tolles Spiel gemacht", sagte der BVB-Coach. Der 31 Jahre alte Kirch habe, so Klopp, "mal richtig den Kopf aus dem Fenster gehalten. Jeder, der das Spiel gesehen hat, fragt sich nun: Warum bringt der Klopp den eigentlich nicht öfter?" Schieber, der das erste Tor erzielte (19.), ein eigentlich reguläres nachlegte (28.) und den zweiten Treffer von Hofmann vorbereitete (49.), habe nach "einem überragenden ersten Jahr eine schreckliche Vorbereitung gehabt. Aber er ist jetzt zwei Klassen besser als letztes Jahr."
Und die Leistung Hofmanns, der ebenfalls ein Tor und eine Vorlage verbuchte, habe ihn sowieso "nicht überrascht". Die Hochgelobten reagierten verhalten. "Ich kann als Jungspund nicht erwarten, dass ich jedes Spiel mache", sagte Hofmann bescheiden. Kirch befand "schon, dass ich Werbung für mich gemacht habe". Doch ihm ist auch klar, "dass diese Mannschaft so nicht mehr zusammenspielen wird". Dies ist auch Klopp bewusst. Denn mit Blick auf das wichtige Verfolgerduell gegen die drei Punkte voraus auf Platz zwei liegenden Leverkusener am Samstag (18.30 Uhr) hofft er schon inständig, "dass der eine oder andere Verletzte bis dahin wieder die weiße Fahne hisst".
Das tat Außenseiter Saarbrücken am Dienstag im mit fast 31.000 Zuschauern ausverkauften Ludwigsparkstadion viel zu schnell. "Ich hätte mir etwas mehr Pokalflair gewünscht – auf dem Platz", sagte der Champions-League-erfahrene Torhüter Timo Ochs.