Sky-Kommentator: "Im Finale gegen Real - oder Chelsea"

MÜNCHEN Natürlich, erst zählt die Gruppenphase. Das müssen die Bayern-Profis ja sagen. Doch mit den Gegern FC Valencia, OSC Lille und dem weißrussischen Meister Borrisow könnte man meinen, die Uefa hätte sie in die Europa League herabgestuft. So richtig ernst wird es für die Bayern also erst ab der K.o.-Phase ab Februar. Doch in der Gruppenphase wird bereits vorsortiert.
Andernorts ist die Lage explosiver. „Nur ein Sieg am Dienstag gegen Manchester City kann verhindern, dass das Pulverfass in die Luft fliegt, das Mourinho nach und nach gefüllt hat”, schreibt die spanische Zeitung „Sport” über Real Madrid. Da geht es an der Säbener Straße beschaulicher zu.
Werden die Bayern aus deutscher Sicht im Frühjahr wieder auf Solo-Tour durch Europa sein? Was schaffen Schalke und der BVB dieses Mal? Mit der Endstation Wembley, dem Finalstadion 2013? Wie stark sind die spanischen Platzhirsche Real Madrid und FC Barcelona einzustufen?
Für die AZ macht Sky-Kommentator Fritz von Thurn und Taxis (62), beim zweiten Gruppenspiel der Bayern in Minsk gegen Bate Borissow am Mikrofon, den großen Champions-Check.
DIE BAYERN
„Am Gruppensieg führt kein Weg vorbei. Ich habe letztes Jahr Valencia gegen Leverkusen kommentiert, und da wurden die Spanier nur Dritter in der Gruppe. Ich sehe die Bayern wieder im Finale – gegen Real oder Chelsea. Sie können den Titel diesmal holen – was spricht dagegen? Sie sind nicht schwächer besetzt, haben sich gut verstärkt. Was man bisher von Martínez gesehen hat, auch wenn es nur Kurzeinsätze waren, lässt einiges erwarten. Und selbst wenn man auf Barca trifft: Auf deren Spiel kann man sich sehr gut einstellen, die sind berechenbar. Die Bayern spielen viel variabler, hätten für mich bei einem Duell gute Chancen aufs Weiterkommen.”
BVB UND SCHALKE
„Die Dortmunder müssen ihre Auftaktpartie gegen Ajax unbedingt gewinnen. In ihrer Gruppe ist Real für mich an eins gesetzt, dahinter kämpft der BVB mit Manchester City um Platz zwei. Beide sind Meister, aber schieden letztes Jahr vorzeitig in der Gruppenphase aus. Es wird das Team weiterkommen, dass daraus mehr gelernt hat.
Die Schalker haben am Dienstag gleich das absolute Schlüsselspiel in Piräus, man darf die Griechen nicht unterschätzen. Arsenal dürfte als Erster durchgehen – mein Tipp: Schalke wird Zweiter, Montpellier ist, obwohl französischer Meister, zu brav.”
DER TITELVERTEIDIGER
„Auch wenn es komisch klingt und sich nun einige wundern: Aus meiner Sicht hat Chelsea eine gute Chance, wieder ins Finale, diesmal deren Heimfinale, zu kommen. Sie haben mit Oscar, Moses und Hazard, dazu sind die alten Recken wie Cech, Terry und Lampard immer noch dabei. Entscheidend wird sein, wie Chelsea den Weggang von Drogba verkraftet.”
DIE RÜCKKEHRER
„Es gibt zwei Mannschaften, die diese Saison überraschen könnten. Ich freue mich besonders, dass Juventus wieder mal dabei ist. Der italienische Meister ist sehr gut besetzt, hat diese Achse mit Buffon, Barzagli, Pirlo und Vucinic. Die lechzen nach Erfolg bei Juve, dort herrscht eine riesige Aufbruchstimmung. Die Problematik, dass ihr Trainer Conte gesperrt ist, sehe ich nicht als gravierend an. Das zweite Team, das weit kommen könnte, vielleicht sogar ins Finale, ist Paris St. Germain. Natürlich haben die gewaltig aufgerüstet, unter anderem mit Ibrahimovic, aber ich bin ein Fan von Trainer Ancelotti. Er ist ein Typ wie Hitzfeld oder Hiddink, hat mit Milan zwei Mal die Champions League gewonnen, bekommt auch nicht so einfache Typen wie Ibrahimovic hin.”
REAL MADRID
„Ein Cristiano Ronaldo mit seinen Launen ist auch für einen Top-Trainer wie José Mourinho schwierig zu behandeln, das ist ein Unruhefaktor. Aber Mourinho ist besessen vom Erfolg, auch wenn sie mit Özil und Khedira jetzt schlecht in die Liga gestartet sind. Real wird alles dran setzen, den Pott mal wieder zu gewinnen. Ich sehe sie als absoluten Final-Kandidaten.”
FC BARCELONA
„Für mich ist Barca nicht der Top-Favorit. Natürlich haben sie als Mannschaft spielerisch noch alles drauf, aber sind sie noch so hungrig? Dass Guardiola nicht mehr da ist und sein ehemaliger Co-Trainer nun sein Amt ausübt, ist nicht das Thema. Xavi, Iniesta und Co. können wahrscheinlich auch ohne Trainer spielen. Doch sie sind zu eindimensional, viel zu abhängig von Messi. Nicht mehr unschlagbar.”