Sex-Affäre: Ermittlungsverfahren gegen Ribéry

PARIS - Nach der pikanten Affäre um Frankreichs Nationalteam wird der Bayern-Star in Paris von der Sittenpolizei vernommen. Zeitweilig war er in Polizeigewahrsam. Nerlinger sagt: „Er braucht unseren Zuspruch“
Alles ist ausgemacht. Am Sonntag soll Franck Ribéry seinen Dienst beim FC Bayern antreten. Bis dahin gewährt der Klub ihm Urlaub. Thomas Wilhelmi und Gerry Hoffmann, zwei Fitnesstrainer der Bayern, sind extra nach Ibiza geflogen, um den Superstar dort nach seiner Leisten-Operation wieder in Form zu bringen.
Am Dienstag freilich fiel das Training aus. Ribéry war nach Paris gereist. Ein ganz kniffliger Behördengang, der bitter endete: Die französische Justiz hat laut „dpa“ ein Anklageverfahren gegen Ribéry eingeleitet. Das entschied Untersuchungsrichter Yves Dando im Pariser Justizpalast.
Es geht um die Sex-Affäre, die die französische Nationalelf belastet (AZ berichtete). Unter Berufung auf die französische Nachrichtenagentur AFP meldete der „Sportinformationsdienst“, gegen Ribéry sei ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden wegen der „Kontaktanbahnung zu einer minderjährigen Prostituierte.
Ribéry hatte eingeräumt, im vergangenen Jahr bezahlten Sex mit einer minderjährigen Prostituierte gehabt zu haben. Er beteuert aber, das Alter des Mädchens (damals 17) nicht gekannt zu haben. Die Frau bestätigte diese Aussage.
Für Beziehungen mit minderjährigen Prostituierte sieht das Gesetz in Frankreich eine Haftstrafe bis zu drei Jahren sowie eine Geldbuße von bis zu 45 000 Euro vor. Die Anklage muss aber beweisen, dass dem Kunden die Minderjährigkeit bekannt war.
In die Affäre verwickelt ist auch der französische Stürmerstar Karim Benzema von Real Madrid. Er und Ribéry waren am Dienstagmorgen zu intensiven Vernehmungen in Polizeigewahrsam genommen worden. Ribéry wurde nachmittags von Richter Dando entlassen. Auch gegen Benzema wurde später ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Die „Brigade de répression du proxénétisme“ (BRP), die Einheit zur Bekämpfung der Zuhälterei, vernahm laut französischen Medien auch Ribérys Schwager sowie einen Bekannten von Benzema. Der Bayern-Profi hatte den Sitz der Sittenpolizei gegen 8.45 Uhr betreten. Er wurde dabei von seiner Anwältin Sophie Bottai und einem Bekannten begleitet.
Bottai betonte später im Gespräch mit dem französischen Radiosender „RTL“ vor dem BRP-Sitz: „Um eine vorsätzliche Straftat würde es sich nur handeln, wenn er das Alter gekannt hätte, was nicht der Fall war.“ Auch habe die Prostituierte nicht „minderjährig ausgesehen“. Die heute 18-Jährige habe seinerzeit zudem „überall in den Medien erzählt“, sie sei bereits 20.
Die Affäre um Zahia D. und mehrere Spieler der französischen Nationalelf war im April publik geworden. Das in Frankreich unter anderem wegen einiger TV-Auftritte schon vor dem Skandal bekannte Escort-Girl hatte im Polizeiverhör ausgesagt, sie habe als Minderjährige 2008 mit Benzema und 2009 mit Ribéry Sex gegen Bezahlung gehabt. Die Profis hätten ihr Alter allerdings nicht gewusst.
Die Frau hatte Ribéry auch im April im Interview mit „Paris Match“ in Schutz genommen: „Er hat mein Alter nicht gewusst.“ Ribéry war damals bereits als Zeuge vernommen worden. Die Ermittlungen richten sich vor allem gegen einen mutmaßlichen Zuhälterring, der im „Zaman Cafe“ an der Champs-Élysées in Paris Prostituierte auch an Fußball-Profis vermittelt haben soll. Gegen vier Verdächtige, darunter den Clubbesitzer, wurde bereits Anklage erhoben.
Beim FC Bayern stehen sie zu Ribéry. Im Trainingslager am Gardasee sagte Sportdirektor Christian Nerlinger am Dienstagmittag: „Franck braucht nach den vielen Verletzungen in der letzten Saison und nach diesem für ihn enttäuschenden Termin unseren Zuspruch.“ Der Termin bei der Sittenpolizei sei „schon lange vorher bekannt gewesen“. Nerlinger: „Ich hoffe, dass sich die ganze Angelegenheit damit für alle Beteiligten erledigt hat.“
Das bleibt noch abzuwarten.
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