Schwieriger Woltemade-Poker: FC-Bayern-Boss Freund äußert sich jetzt

Es ist der Transfer-Krimi dieses Sommers – und es zeichnet sich weiter nicht ab, dass der FC Bayern den Fall Nick Woltemade lösen würde. Dabei drängt die Zeit. Am Samstag (20.30 Uhr) trifft Woltemades VfB Stuttgart im deutschen Supercup auf die Münchner, und zum Anpfiff der Partie läuft das von VfB-Vorstandschef Alexander Wehrle gesetzte Ultimatum für den Transfer ab. Weshalb Bayern am Mittwochnachmittag einen neuen Versuch startete, die Stuttgart-Seite von einem Verkauf zu überzeugen. Doch dieser scheiterte.
Bayerns Vorstandschef Jan-Christian Dreesen, der neben Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund an der Videokonferenz mit Wehrle, Stuttgarts Sportvorstand Fabian Wohlgemuth und Sportdirektor Christian Gentner teilnahm, präsentierte den Schwaben ein verbessertes Angebot, das nach AZ-Informationen einen Wert von deutlich mehr als 60 Millionen Euro hatte.
Woltemade-Partei hätte auf die komplette Provision verzichtet
Im Detail: Bayern zahlt 55 Millionen Euro als fixe Ablöse an Stuttgart und sichert dem VfB zudem eine Wiederverkaufsbeteiligung zu für den Fall, dass Woltemade Bayern irgendwann wieder verlassen sollte. Wenn der 23-jährige Stürmer, der bei Bayern sieben bis zehn Millionen Euro jährlich verdienen und bis 2030 unterschreiben soll, also beispielsweise 2028 oder 2029 in die Premier League oder zu einem anderen Topklub wie Real Madrid wechseln würde, könnte der VfB noch einmal anteilig abkassieren. Und jetzt wird es spannend: Stuttgart signalisierte in dem Gespräch, dass man den Wiederverkaufswert von Woltemade bei null Euro sieht. Kein Scherz. Denn, so die VfB-Meinung: Bayern sei ja kein Verkaufsverein, Woltemade werde die Münchner wohl nicht mehr verlassen. Und damit kein Geld an den VfB fließen.
Das war übrigens nicht der einzige Anreiz, den Dreesen Stuttgart bei der Videokonferenz in Aussicht stellte. Auch Woltemade selbst mit Berater Danny Bachmann an seiner Seite war zu einem großen Verzicht bereit, um den Wechsel zu realisieren. So hätte die Woltemade-Partei auf die komplette Provision an dem Transfer zu Bayern verzichtet, die ihr der VfB einst zugesichert hatte. Zur Erinnerung: Woltemade war 2024 ablösefrei von Werder Bremen nach Stuttgart gewechselt. Nach AZ-Informationen hätte die Beteiligung der Woltemade-Seite nun bei etwa zehn Prozent gelegen, bei einer fixen Ablöse von 55 Millionen Euro wären das demnach satte 5,5 Millionen gewesen. Aber auch dieses Entgegenkommen wurde von Stuttgart als nicht ausreichend bewertet, der VfB soll ein Paket von insgesamt 75 Millionen Euro fordern.
Woltemade-Berater verärgert über den VfB Stuttgart
Was Berater Bachmann verärgert. "Die Antwort des Aufsichtsrats über eine Forderung von marktfremden 75 Millionen Euro für einen Spieler, der ablösefrei gekommen ist, jedoch mit einer Gehaltseinstufung im unteren Mittelfeld, entbehrt – insbesondere für einen nationalen Transfer – nicht nur jeglicher Grundlage, sondern steht im krassen Widerspruch zu den erwähnten Absprachen", sagte Bachmann der dpa. "Im März 2024 und zuletzt Mitte Juni gab es die klare Zusage des VfB für ein lösungsorientiertes Vorgehen, sobald der nächste Karriereschritt möglich ist", ergänzte der Berater. "Einen solchen gäbe es nun in der Schnelllebigkeit des Fußballs zum deutschen Rekordmeister und dauerhaften Champions-League-Teilnehmer. Für einen ambitionierten deutschen Nationalspieler ist das eine enorme Chance."
Zweifellos. Zudem kritisierte Bachmann VfB-Boss Wehrle für dessen Ultimatum mehr als zwei Wochen vor Ende der Transferperiode: "Die von Herrn Wehrle in dieser Woche geforderte Lösung im Rahmen einer fragwürdigen Deadline wurde heute mit dem Gesamtpaket von Interessent und Spielerseite zusammen in Höhe von mehr als 60 Millionen Euro plus Weiterverkaufsbeteiligung geliefert."

Bayern-Grenze bei Woltemade liegt wohl bei 55 Millionen Euro
Und doch lehnte Stuttgart erneut ab. Inzwischen stellt sich in der Tat die Frage, welches Spiel die VfB-Spitze eigentlich spielt – und welches Ziel sie verfolgt. Denn nach AZ-Informationen hat die sportliche Führung um Wehrle und Wohlgemuth der Woltemade-Seite signalisiert, dass man den Stürmer sehr wohl verkaufen würde. Nur soll der VfB-Aufsichtsrat anderer Meinung sein und auf seiner strikten Haltung beharren. Daher die äußert hohe Forderung von 75 Millionen Euro.
Bayern-Boss Freund äußert sich zum Woltemade-Poker
Sportdirektor Freund wollte am Freitag kein weiteres Öl ins Feuer gießen. "Es wird über Deadlines, über alle möglichen Ultimaten, über Zahlen gesprochen. Wir haben uns eigentlich nie dazu geäußert - und das werden wir auch jetzt nicht machen. Es gibt da keinen neuen Stand", sagte Freund.
Man spiele am Samstag im Supercup gegen den VfB, ergänzte er, "dort ist der Spieler unter Vertrag. Und ich glaube, das gebührt auch der Respekt, dass wir jetzt am Tag vor dem Spiel nicht noch einmal irgendwelche Diskussionen anfangen."
Die Frage lautet nun: Bewegt sich der VfB-Aufsichtsrat? Alternativ könnte freilich auch der Aufsichtsrat des FC Bayern vor dem Spiel am Samstag noch eine höhere Summe für Woltemade genehmigen. Bislang, so erfuhr die AZ, liegt diese Grenze bei 55 Millionen Euro, mehr Geld bekommt Verhandlungsführer Dreesen von dem mächtigen Kontrollgremium unter Vorsitz von Herbert Hainer nicht gestattet. Fünf Millionen Euro mehr wären wohl nötig, um eine Einigung mit Stuttgart zu erzielen. Es ist besonders Dreesen, der um den Woltemade-Deal kämpft. Eberl soll hingegen eher die Aufgabe haben, sich nach einer möglichen Woltemade-Alternative umzuschauen: Christopher Nkunku vom FC Chelsea ist der heißeste Kandidat. Aber wäre er im Gesamtpaket wirklich günstiger und vor allem wertvoller als Woltemade?