Schweinsteigers drittes Finale: Jetzt! Aber! Wirklich!

Im dritten Anlauf soll es für Schweinsteiger endlich klappen mit dem Henkelpott. Kraft zieht er aus den Gesichtern nach der Pleite 2012. „Jede Generation braucht einen ganz großen Titel”
P. Strasser, F. Bogner |
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Wieder nicht zu fassen: Der Pott bleibt auch in München, nach der Elferschießen-Pleite gegen Chelsea, unberührt. Foto: firo/Augenklick
firo/Augenklick Wieder nicht zu fassen: Der Pott bleibt auch in München, nach der Elferschießen-Pleite gegen Chelsea, unberührt. Foto: firo/Augenklick

MÜNCHEN Joachim Gauck, den Bundespräsidenten, hatte er schlicht übersehen. Bastian Schweinsteiger war vor einem Jahr im Tunnel der Trauer. Das Finale, das zum Drama dahoam wurde. Drogba, Pfosten, Ende. Chelsea war cleverer, Bayern zu dumm.

Auch zwei Jahre zuvor, 2010, hatte der Mittelfeld-Chef den Blick gesenkt als er auf der Ehrentribüne des Santiago Bernabeú in Madrid die unbeliebtesten aller Glückwünsche entgegennehmen musste. 0:2 gegen Inter Mailand, die erste seiner Finalpleiten. Die Italiener waren cleverer, die Roten zu grün.

In Wembley will Schweinsteiger nach Abpfiff die ganze Welt umarmen. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Bundeskanzlerin, offiziell neutral beim deutschen Finale, doch insgeheim wird sie wohl zur Schweinsteiger-Daumendrückerin. Damit es im dritten Anlauf klappt mit dem Champions-League-Pokal. Soll ja keine Fernbeziehung werden zwischen Schweinsteiger und dem Henkelpott, sondern ab dem späten Samstagabend eine innige Geschichte. Aller guten Dinge sind – genau: drei.

Sechs Meisterschaften hat der 28-Jährige gewonnen, fünf Mal den DFB-Pokal (2003 und 2005 spielte er nicht im Finale) – eine starke Bilanz. Doch auf der Negativseite stehen vier verlorene Finals. Neben der Champions League und dem letztjährigen Pokalfinale noch das EM-Finale 2008 mit der Nationalelf gegen Spanien (Gesamtbilanz siehe rechts). „Jede Generation braucht einen großen Titel. Sowas bleibt ewig in Erinnerung, so schreibt man Geschichte”, sagt sein ehemaliger Trainer Ottmar Hitzfeld, „es ist an der Zeit, dass man diesen Titel holt. Schweinsteiger und Lahm hätten es auch verdient. Es wäre der Lohn für sehr gute Leistungen.”
Und die Entschädigung für alle Pein, die Erlösung aller Gedanken-Qualen. Hätte, wenn und – doch immer wieder ging sein Elfmeterschuss an den Pfosten. „Natürlich war Bastian nach Chelsea riesig enttäuscht. Das sind aber Situationen, mit denen ein Fußballer fertig werden muss”, sagt Trainer Jupp Heynckes, „von meiner Seite, aber auch von Matthias Sammer oder anderen haben viele Gespräche stattgefunden. Bastian hat sich dann aus dem Tief herausgearbeitet.” Aus Frust wurde Wut, aus Verzweiflung Kraft.

„Ich habe sehr viel Motivation aus der Finalniederlage in München gezogen. Besonders wenn ich mich an die Gesichter in der Kabine zurückerinnere, motiviert das mich umso mehr, es jetzt zu packen”, sagt Schweinsteiger nun, „so geht’s auch vielen anderen Spielern”. Gerade er ist das Gesicht der Tragik von München 2012, nun soll er zum Helden werden. Nimmt man alle Lobeshymnen zusammen, müsste er längst Pott-Sieger sein. „Er ist ein Stratege, das Hirn der Mannschaft”, sagte Heynckes, „er bestimmt unseren Rhythmus. Für mich ist er der beste Mittelfeldspieler der Welt.” Hitzfeld: „Vom Antizipieren, von der Bewegung her hat er eine sehr hohe Spielintelligenz.”

Am Samstag ist für ihn der Tag X gekommen. „Es ist ein besonderes Spiel für mich, ganz klar”, meinte er am Donnerstag, „aber ich werde mich nicht anders verhalten, als sonst. Ich habe ein sehr gutes Gefühl. Die Mannschaft hat von Tag zu Tag mehr Spannung aufgebaut. Man merkt, wie sehr der Fokus da ist.”
Besonders bei ihm. Und wenn es wieder Elfmeterschießen gibt? „Was die Psyche betrifft, ist er stabil”, weiß Heynckes. Und ja: er wird antreten vom Punkt. Aller guten Dinge sind Schweinsteiger.

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