Schweinsteiger: Fußballgott mit Herz
München - Endlich wieder so richtig dabei sein. Auf dem Platz, in der Kabine, auf Reisen. Am Montag geht’s für Bastian Schweinsteiger zum Flughafen, Abflug per Sonderflug LH 2570 mit dem Bayern-Reisetross Richtung Manchester zum Duell mit Scheich-Klub City ist um 14.55 Uhr. Was für gestresste Dauer-Spieler oft ein lästiges Übel darstellt, bedeutet dem 30-Jährigen eine Menge. Sein letztes Champions-League-Match war eine schmerzvolle Erfahrung: das 4:0 von Real Madrid im Halbfinale Ende April in der Allianz Arena.
Diesen Samstag jedoch war das Fröttmaninger Stadion, besser gesagt der Rasen, sein Sehnsuchtsort. Es stand 2:0 für den FC Bayern gegen 1899 Hoffenheim, 77 Minuten waren vorbei und aus Sicht von Pep Guardiola war wohl endgültig jegliche Gefahr eines Punktverlustes gebannt. Nun durfte der Mann rein, auf den alle Fans gewartet hatten: der WM-(Final-)Held. Die Zuschauer erhoben sich schon, als der Weltmeister an der Seitenlinie stand und auf Mario Götze wartete. Der Stadionsprecher bedankte sich bei Götze, dem Torschützen zum 1:0, und hob seine Stimme: „Willkommen zurück, Bastian!“ Die Worte gingen im tosenden Jubel und Applaus unter. Schweinsteiger lief auf den Platz und hob zum Dank die Hände klatschend über den Kopf.
Ein weltmeisterlicher Empfang, der „Gänsehautmoment“, wie Sebastian Rode später sagte. Und Arjen Robben meinte: „Die Stimmung hat sich beim Aufwärmen schon gesteigert. Der Fußballgott ist wieder da.“ Ein nicht vergessenes Ritual: Wenn der Stadionsprecher ins Mikrofon „Bastian“ ruft, brüllen die Fans nicht nur „Schwein-stei-ger“, sondern auch immer den Zusatz „Fuß-ball-gott“.
Der Gefeierte war gerührt. „Das berührt das Herz sehr. Für diesen Moment hat sich jede Trainingseinheit in den letzten Monaten rentiert. Es war natürlich alles nicht so einfach“, sagte Schweinsteiger nach seiner guten Viertelstunde Comebackzeit beim 4:0.
Guardiola schickte ihn in dessen 323. Bundesliga-Spiel auf die Götze-Position, also sehr offensiv. Was sich lohnte. Die perfekte Pointe des Nachmittags: Ein Robben-Zuspiel lupfte Schweinsteiger elegant zu Rode, der knallhart zum 4:0 (87.) vollstreckte. Danach sagte der Ex-Frankfurter: „Es freut mich, dass Bastian mein Tor vorbereitet hat.“ Was Schweinsteigers Stellenwert im Team unterstreicht.
Im Video: Holger Badstuber freut sich für Bastian Schweinsteiger
Nach 132 Tagen ist er zurück im Pflichtspiel-Betrieb, sein erster Einsatz seit dem WM-Finale am 13. Juli in Rio de Janeiro gegen Argentinien (1:0 nach Verlängerung). Den ganzen (Spät-) Sommer über hatte sich Bayerns Vizekapitän mit Problemen an der Patellasehne geplagt. Seit mehr als einer Woche war er nun zurück im Teamtraining. „Ich bin natürlich noch nicht da, wo ich mich sehe“, sagte Schweinsteiger, „ich hoffe, dass es jetzt so weiter geht. Jetzt muss ich die ein oder andere Trainingswoche zu hundert Prozent absolvieren können.“ Von Guardiola wird er kontinuierlich mehr Minuten im Aufbau bekommen.
„Wir haben gemerkt, wie wichtig Basti für unseren Verein und unsere Mannschaft ist“, sagte der Trainer, „jetzt haben wir einen neuen Super-Mittelfeldspieler. Er ist noch nicht fit für 90 Minuten, aber er hat große Erfahrung.“ Ist aber noch keine große Hilfe laut Ehrenpräsident Franz Beckenbauer, der bei „Sky“ sagte: „Bastian hat noch harte Wochen vor sich. Er wird bis zur Winterpause der Mannschaft nicht so sehr helfen können, ab der Rückrunde dann aber wieder der Alte sein.“