Schweinsteiger als Beklagter vor Gericht
Ein Spieleragent will 833 000 Euro plus Zinsen von ihm. Aber der Bayern-Star bestreitet, dass der Mann jemals sein Berater gewesen ist.
MÜNCHEN Nein, Bastian Schweinsteiger hat^am Dienstagabend nicht mitgespielt gegen Oberhausen. Er hatte einen anderen wichtigen Termin. Am frühen Nachmittag schon erschien der Bayern-Star vorm Landgericht. Als Beklagter.
Gerrit Hartung, Geschäftsführer der Spielerberatungsfirma GH Sport Management, fordert von Schweinsteiger Schadenersatz in Höhe von 833000 Euro plus Zinsen für entgangene Provisionen. Denn der Profi habe mit ihm einen Beratervertrag abgeschlossen, behauptet Hartung. Schweinsteiger bestreitet das. Deshalb traf man sich vor Gericht.
Dort erschien Schweinsteiger wie zu einer Beerdigung: dunkler Anzug, dunkle Krawatte. Neben ihm zwei Anwälte und sein Bruder Tobias: Der Stürmer der SpVgg Unterhaching war als Zeuge vorgeladen. Zu ihm sagte Bastian Schweinsteiger vor Verhandlungsbeginn: „Ich hoffe, ich kann überhaupt eine Stunde lang still sitzen.“ Es sollten fast zweieinhalb Stunden werden, in denen es sich um die zentrale Frage drehte, ob Schweinsteiger und Hartung mündlich einen Beratervertrag geschlossen hatten.
So jedenfalls stellte Hartung es dar. Im Herbst 2005 habe es im „Cafe Reitschule“ mehrere Treffen zwischen ihm und dem Bayernprofi gegeben. Dabei habe man mündlich und per Handschlag vereinbart, dass er Schweinsteiger bis Ende 2010 als Spielerberater vertreten solle. Er sollte nach seinen Worten Schweinsteiger bei der Spielerberatung und -vermarktung exklusiv vertreten und dafür die „branchenüblichen“ 20 Prozent Provision bekommen.
Hartung war damals ein Freund von Schweinsteigers Vater und vertrat Tobias bereits als Berater. Mittlerweile hat der seinen Beratervertrag mit Hartung gekündigt. Der frühere Freund der Familie Schweinsteiger ist zur Persona non grata geworden.
Das wurde auch im Verhandlungsraum deutlich: Kein Handschlag zwischen den Parteien, kaum Augenkontakt. Als Hartung seine Aussage zu Protokoll gab, schüttelte Bastian Schweinsteiger hin und wieder ungläubig den Kopf.
Bei seiner Vernehmung sagte Schweinsteiger, er erinnere sich nur an ein solches Treffen mit Hartung: „Er hat mir dabei seine Firma vorgestellt, aber das hat mich gar nicht so interessiert.“ Er habe sich von Hartung, der Rechtsanwalt ist, lediglich Hilfe versprochen: Schweinsteiger hatte damals juristischen Ärger mit seinem früheren Berater Roland Grahammer.
Tobias Schweinsteiger bestätigte später die Aussage seines Bruders: „Hartung wollte seine Firma schmackhaft machen, aber Bastian war nicht interessiert.“ Danach hatte es Tobias eilig: Die vom Gericht angebotene Anreisekosten-Erstattung lehnte er ab; er musste schnell zum Training nach Haching.
So kam beiden Schweinsteigers der Gerichtstermin offenbar eher ungelegen. Richter Doleger entschuldigte sich dafür: „Ich habe mit Bedauern erfahren, dass wir heute in die Mannschaftsaufstellung des FC Bayern hineingepfuscht haben. Ich hoffe, Ihr Team schafft es gegen Oberhausen auch ohne sie.“ Hat geklappt. Aber Schweini soll wiederkommen. Am 19. November wird der Prozess fortgesetzt, dann soll auch ein Urteil fallen. Es sieht vielleicht ganz gut aus für Schweinsteiger. Zumindest hat der FC Bayern an jenem Tag kein Fußballspiel.
Alexander Neumann