Scholls Familientriumph
FÜRSTENFELDBRUCK - Mehmet (38) gewinnt seinen ersten Titel als Trainer zusammen mit Sohn Lucas-Julian (12).
Die Original-Trikots, ein fetter Pokal, der Konfetti-Regen bei der Siegerehrung – es war alles wie bei den Großen. Inklusive Turnierausgang. Bayern siegte. Diesmal die U13.
Der Titel des 4. Internationale Hallenmasters um den Océ-CUP in Fürstenfeldbruck ging an die Bayern – und an Trainer Mehmet Scholl. Mit 2:1 setzen sich seine Jungs im Endspiel gegen Rapid Wien durch; insgesamt waren 12 Jugendteams aus vier unterschiedlichen Nationen angetreten, etwa die U13 von Werder Bremen, dem FC Schalke, Sparta Rotterdam und Aston Villa. Für die Bayern war es der dritte Sieg in Serie, den Pott dürfen sie jetzt mit an die Säbener Straße nehmen. Für Scholl war es der erste Sieg beim ersten Turnier, ein Familientriumph: Sein Sohn Lucas-Julian (12) spielt in der Truppe vom Papa. Die Rückennummer? Man hätte die „7“ erwartet, die hatte der Papa auch immer. Doch Scholl-Junior trägt die „10“. Aber rein fußballerisch ist er ganz der Vater. Und die Britpop-Frisur wird Scholl senior auch gut gefallen.
Es ist das Turnier der Jungs, der Trainer Scholl mag nicht im Vordergrund stehen. Als ein Fan zu ihm kommt und um ein Foto bittet, sagt Scholl: „Fotos nein, schreiben kann ich gern.“ Interviews? Muss nicht sein. Scholl zur AZ: „Lasst die Jungs Jungs sein und mich mich.“
Drei Mal in der Woche steht Scholl mit seiner U13 auf dem Trainingsplatz, an seiner Seite Guido Herbert als gleichberechtigter Trainer. Es ist unübersehbar, mit welchem Eifer Scholl bei der Sache ist. Bei seinen Jungs. „Ich kenne sie seit sechs Jahren, sie bedeuten mir was“, hatte Scholl kürzlich der AZ gesagt, „das sind alles super Jungs. Die machen in ihrem Alter Sachen, die habe ich in meiner gesamten Karriere nicht zustande bekommen, etwa Tricks von Zidane.“
Aus Scholl, dem Spaßfußballer, ist ein richtiger Disziplin-Fanatiker geworden. Ein Magath light. Als der Torjäger der Scholl-Bubis, später mit 13 Toren als bester Torschützen des Turniers ausgezeichnet, zu spät zum Treffpunkt des Teams erschien, raunzte Scholl ihn an: „So funktioniert das nicht. Wir treffen uns, und da fällt keiner aus der Reihe. Verstanden!?“ Disziplin muss sein. Da hat er auch nicht viel Zeit für die Familie. Nach der Vorrunde kam Scholls Ehefrau Jessica mit den Töchtern Polli (2) und der im Mai geborenen Josefine in die Halle. Ein Küsschen – und wieder ab zu seinen Jungs.
Als die mit dem Pott feierten, war Scholl schon auf dem Weg in die Kabine. Trainerkollege Herbert richtete aus: „Er ist brutal stolz auf seine Jungs, es ist ja sein erster Titel als Trainer.“ Reinhard Franke