Sané steht unrühmlicher Bayern-Abschied bevor – Ballack sieht eine Pep-Parallele
Leroy Sané dürfte im noblen Four Seasons Resort, dem bayerischen Mannschaftsquartier in Orlando, sicher noch von diesen beiden Szenen beim 0:1 gegen Benfica Lissabon geträumt haben. Und nicht von Micky Maus und Goofy, die gleich nebenan in der Disney World wohnen. In der 51. und 88. Minute lief Sané jeweils frei auf Anatoliy Trubin zu, zweimal parierte der Keeper. "Mein Gegenüber hat sehr gut gehalten", lobte Manuel Neuer Benficas Schlussmann. Zur Wahrheit gehörte aber auch: Sané vergab kläglich, mindestens ein Tor hätte er erzielen und Bayern damit zum Gruppensieg schießen müssen.
Ballack über Sané: "Es bleibt ein großes Manko in seinem Spiel"
Chance vertan. Wie so oft in Sanés Zeit beim FC Bayern, die am 1. Juli offiziell endet. Dann wechselt der 29-Jährige ablösefrei nach Istanbul zu Galatasaray. 2020 hatten die Münchner 50 Millionen Euro für Sané an Manchester City überwiesen. Eine Investition, die sich insgesamt nicht ausgezahlt hat – trotz vier Meisterschaften. Sané geht als Unvollendeter, das meint auch Michael Ballack.
"Es bleibt ein großes Manko in seinem Spiel", sagte der DAZN-Experte zu den vergebenen Möglichkeiten, die sich durch Sanés fünf Jahre bei Bayern gezogen hätten: "Er ist ein genialer Fußballer mit genialen Ansätzen. Aber der letzte Schritt ist auch hier beim FC Bayern nicht passiert. Ähnlich wie bei Manchester City, wo Pep Guardiola ihn damals schon hat ziehen lassen. Da haben die Bayern ihn dankend angenommen, gerade eben aufgrund dieses Riesentalents."

Wechsel zu Galatasaray? "Sportlich ist das ein Rückschritt für ihn"
Da konnte man Ballack kaum widersprechen. Sané, der im Achtelfinale der Klub-WM am Sonntag (22 Uhr MESZ) gegen Flamengo sein letztes Spiel bestreiten wird, sofern ihn Trainer Vincent Kompany aufstellt, schaffte es nie, konstant auf Topniveau zu agieren. Immer wieder litt er unter Formschwankungen, ein wirklich prägender Leistungsträger war er nur ein paar Monate unter Ex-Coach Thomas Tuchel. Viel zu wenig für die eigenen Ansprüche und die der Bayern.
Daher wollten die Bosse um Sportvorstand Max Eberl Sané nur noch ein reduziertes Gehalt anbieten, was gerechtfertigt war. Doch der Offensivspieler wechselte lieber zu Galatasaray, wo er in den nächsten drei Jahren mehr verdient. "Ich glaube, sportlich ist das ein Rückschritt für ihn", sagte Ballack. Sané sei "in einem sehr guten fußballerischen Alter, um auch anderen Top-Mannschaften zu helfen". Aber nicht in der Form von Charlotte.
Wen holt der FC Bayern als Sané-Ersatz?
Der Auftritt gegen Benfica sei "ein bisschen sinnbildlich für seine Zeit" bei den Münchnern gewesen, urteilte Ballack: "Er hat ein Riesentalent, aber zur absoluten Weltspitze fehlt dann eben doch noch was: Die Konzentration, die Ausstrahlung, dann auch die Seriosität – mit diesen Chancen verantwortungsvoll umzugehen." Ob es für Sané bei Galatasaray besser läuft? Offen. Die Bayern jedenfalls beschäftigen sich intensiv mit Ersatz.
"Wir sind im täglichen Austausch und werden sehen, was die nächsten Tage bringen", sagte Sportdirektor Christoph Freund über Eberl, der aus den USA abgereist war, aber zum Achtelfinale zurückkommen soll: "Es hat einige Gespräche gegeben, wo es gut war, dass er vor Ort war."

Nach AZ-Informationen bleibt CEO Jan-Christian Dreesen vorerst weiter in München, um die Transferplanung voranzutreiben. Gehandelt werden für die offensive Außenbahn Rafael Leão AC Mailand), Cody Gakpo (FC Liverpool), Jamie Gittens (Borussia Dortmund) und Bradley Barcola (Paris Saint-Germain), wobei Gittens wohl lieber zum FC Chelsea wechseln will und PSG kein Interesse hat, Barcola abzugeben.
Es bleibt also spannend, wer Sané ersetzen wird. Sicher ist: Dessen Ende bei Bayern ist unrühmlich und sinnbildlich.