Rode: Giftzwerg? "Nur auf dem Platz!"
Im exklusiven AZ-Interview spricht Sebastian Rode über sein erstes halbes Jahr beim FC Bayern, Weihnachten mit seiner Freundin und die Konkurrenz.
München - Der 24-Jährige Mittelfeldspieler wechselte vor der Saison von Eintracht Frankfurt zum FC Bayern und sieht sich dort in der Zentrale großem koonkurrenzkampf ausgesetzt. Lesen Sie im AZ-Interview seine Zwischenbilanz des ersten Halbjahres bei den Bayern.
Lesen Sie auch: Jèrôme Boateng: Erster farbiger DFB-Kapitän?
AZ: Herr Rode, Sie haben nun ein halbes Jahr den Trubel beim FC Bayern miterlebt. Was treiben Sie denn diese Woche, in der ausnahmsweise nur ein Spiel ansteht?
SEBASTIAN RODE: Ach, es sind viele Sponsoren- und Medientermine, man ist ständig unterwegs. Da wird einem nie langweilig, man kommt nicht auf dumme Gedanken. Und es bleibt mehr Zeit für Privates.
Wenn sich mal nicht alles um Fußball dreht: Was unternehmen Sie in München?
Ich bin Eishockey-Fan, war mit Basti und Tobi Schweinsteiger schon beim EHC. Ansonsten genieße ich die Stadt, es ist mit dem Englischen Garten, dem Schloss Nymphenburg schön grün hier. Und die Weihnachtsmärkte haben bereits geöffnet.
Kommt Ihre Freundin zur Weihnachtszeit zu Besuch?
Ja, wir werden uns sehen. Sie absolviert gerade ein Auslandssemester in Stockholm, kommt aber an Weihnachten zurück und studiert dann wieder in Darmstadt.
Wie hat Sie denn in Schweden Ihren Werdegang bei den Bayern mitbekommen?
Wir telefonieren natürlich, die Spiele kann sie über Internet schauen. Das ist sie schon auf dem Laufenden.
Ihre Bilanz in der Liga liest sich so: Acht Einsätze, ein Tor, zwei Assists. Wie fällt Ihr Fazit aus?
Positiv! Ich habe mich gut ins neue Umfeld und den neuen Verein eingefunden. Alle haben mich gut aufgenommen und es macht riesig Spaß, mit den Jungs zu spielen und unter Pep Guardiola zu trainieren.
Sie sagten bereits, dass Ihr jetziger Trainer ein Mitgrund Ihres Transfers zum FC Bayern war. Wie sehr freut Sie, dass er kürzlich sagte, Sie seien sein Lieblingsspieler?
Er ist einer der besten Trainer der Welt. Das macht einen stolz, wenn man gelobt wird. Und zeigt mir, dass ich auf einem guten Weg bin. Klar, er war auch ein Wechselgrund. Ich hatte über Guardiola immer nur Gutes gehört, mit wenigen Ausnahmen von extrovertierten Spielern.
Sie meinen Spieler, mit denen er aneckte? Da sollten Sie als Guardiola-Liebling weniger Probleme damit haben.
(lacht) Davon bin ich meilenweit entfernt, da ich eher zurückhaltend und sehr umgänglich bin.
Matthias Sammers vielzitierte Bezeichnung für Sie lautet „Giftzwerg“. Passt also nur rein sportlich, oder?
Es zählt zu meinen Stärken, am Mann zu bleiben, gut im Zweikampf zu sein und viele Bälle zu erobern. Von daher passt das. Aber ein Giftzwerg bin ich eben nur auf dem Platz.
Bei Manchester City durften Sie zwar von Beginn an ran, mussten nach Medhi Benatias Platzverweis aber früh wieder vom Platz.
Als da die Rote Nummer 20 auf der Tafel leuchtete, dachte ich: So ein Mist! Aber es war schon klar, als Dante sich aufwärmte, dass entweder Pierre-Emile Höjbjerg oder ich weichen müssen. Da muss man sich fügen. Als mich danach alle angesprochen haben, sagte ich: Das ist besser, als wenn ich zwei Tore verschuldet hätte.
Um Höjbjerg ranken sich Spekulationen. Inwieweit können Sie nachvollziehen, den Weg über eine Leihe zu gehen?
Man muss unterscheiden: Ich bin erst ein halbes Jahr hier, er schon länger. Für mich gibt es keinen Grund, mich ausleihen zu lassen. Von Seiten der Bayern weiß ich auch, dass sie mich nicht abgeben wollen.
Mit Weltmeister Bastian Schweinsteiger kehrte ein weiterer Konkurrent zurück. Kann Ihnen nur Recht sein, wenn er ganz behutsam herangeführt wird – um mehr Spielzeit zu bekommen?
Nein. Ich Freude mich ungemein, wenn er wieder auf dem Platz steht. Klar ist er ein Konkurrent. Aber er ist ein super Typ, wie alle Weltmeister. Man muss jeden Tag den Hut davor ziehen, wie sich die Jungs motivieren, obwohl sie schon alles gewonnen haben. Und welche Persönlichkeiten sie sind. Von Schweinsteiger, Lahm und Alonso kann ich viel lernen.
Sportlich gesehen läuft es gut, aber: Ist die Mannschaft nach der 2:3-Pleite bei City und dem wackeligen 1:0 in Berlin auch in der Liga nicht mehr ganz so unschlagbar?
Um Gottes Willen. Man sollte dem nicht so viel beimessen. Wir haben mit zehn Mann gegen den englischen Meister gespielt, eine Bomben-Mannschaft. Man kann nicht immer sagen: Wir sind die Bayern, wir müssten alle schlagen. Hertha war ein ganz anderes Spiel. Bis zum Schluss mussten wir ein bisschen zittern. Man muss auch mal ein dreckiges 1:0 über die Zeit retten.
Jetzt kommt mit Bayer Leverkusen eine spielstarke Mannschaft. Wird’s eng?
Wir sind zuhause ohne Punktverlust – und das soll so bleiben. Leverkusen hat ein gutes Team, das oft mit großen Ambitionen nach München kam und ohne Punkte wieder nach Hause gefahren ist. So soll es wieder sein.
Was wünschen Sie sich denn unter den Weihnachtsbaum?
Eigentlich nur 45 Punkte bis zur Winterpause.
Und längerfristig?
Am Besten wäre, wenn wir Ende Mai die ganze Woche in Berlin wären...