Ribéry: Zu genervt für Gespräche
MÜNCHEN - Warum die Bayern den Vertragspoker mit Star Franck Ribéry erst einmal verschieben.
Der Mann will es wirklich wissen. Montag und Dienstag war trainingsfrei für die Bayern-Profis. Franck Ribéry schuftete trotzdem an der Säbener Straße. Freiwillig. Der Franzose absolvierte im Leistungszentrum sein individuelles Aufbauprogramm. Mit dem Ziel, endlich wieder richtig fit zu werden. Die Sprunggelenksprobleme plagen ihn schon seit Monaten.
„Manche Spieler wollen trainieren, um nicht aus dem Rhythmus zu kommen. Sie fühlen sich besser, wenn sie nicht so lange frei haben“, hatte Trainer van Gaal gesagt. Ivica Olic etwa ist so einer, der immer trainieren will. Bei Franck Ribéry war das nicht immer der Fall. Doch seitdem der sich in der Winterpause mit van Gaal arrangiert hat, arbeitet er verbissen an seiner Fitness. Denn im Vollbesitz seiner Kräfte war Ribéry lange nicht. Mal war es die leidige Patellasehne, dann nervten Blasen, ein entzündeter Zeh, zwischendrin Prellungen und nun das Sprunggelenk.
Die Meisterschaft? Der Champions-League-Sieg? Ein neuer Vertrag oder eine Zukunft bei Real Madrid? Der WM-Titel mit Frankreich? Ribérys sehnlichster Wunsch ist ganz simpel: Er möchte einfach mal wieder schmerzfrei Fußball spielen können.
Derzeit ist der 26-Jährige, im Grunde in der Blüte seiner Schaffenskraft, nur Teilzeitkicker. Wenn er gebraucht wird, siehe Florenz, dann spielt er – mit Spritzen. Wenn es vermeintlich auch ohne ihn geht, siehe Freiburg (na ja, gerade so), darf er pausieren. Drei Spiele in einer Woche verträgt das malade Gelenk nicht.
Auch bei der französischen Nationalelf hätte er aussetzen sollen, doch Ribéry ist drei Monate vor Beginn der WM der Hoffungsträger der Grande Nation, nicht zuletzt des umstrittenen Nationaltrainers Raymond Domenech. Also quälte sich Ribéry beim 0:2 in Paris gegen Spanien 76 Minuten. Das Ergebnis: Wieder ein gesundheitlicher Rückschlag.
Beobachter sagen, dass Ribéry daher genervt ist, keine Balance findet, zuweilen sogar aggressiv wirkt. Er hat den Kopf nicht frei, wie Fußballer sagen. „Er wird bald wieder dabei sein“, hofft Sportdirektor Christian Nerlinger.
Damit man dann endlich über die Zukunft reden kann.
Derzeit will Ribéry einfach nicht. Was nicht auf Missstimmung zu den Verantwortlichen zurückzuführen ist, sondern allein auf seine Gesundheit. „Ich habe das Thema in einem Gespräch mit Franck angeschnitten und ihn gefragt, wie er sich seine Zukunft vorstellt“, erzählte Nerlinger, „er hat geantwortet, dass er sich in den nächsten Wochen erst einmal aufs Sportliche konzentrieren will.“ Und die Bosse wollen keinen Fehler machen im Streben, einen international beachteten Coup zu landen, indem man den Vertrag über 2011 hinaus verlängert.
In der Führungsetage ist man der Meinung, es wäre unklug, jetzt zu verhandeln. Man spielt lieber auf Zeit. Sportliche Erfolge sollen dabei helfen, während Vereine wie Real Madrid dilettieren.
Am Mittwoch soll Ribéry wieder mit der Mannschaft trainieren. Ein neuer Anlauf.
Patrick Strasser