Ribéry und Robben: "Es geht nicht um uns beide"
MÜNCHEN - Vor vier Wochen flogen noch die Fäuste, jetzt schreiten sie Arm in Arm dem großen Ziel entgegen: Der Schulterschluss von Franck Ribery und Arjen Robben ist sogar auf vielen großen Plakatwänden in München zu sehen, auf denen die beiden Stars von Bayern München gemeinsam wie zwei alte Freunde für das „Finale dahoam“ werben. Um sich endlich als Weltstars fühlen zu dürfen, ist der Gewinn der Champions League am Samstag (20.45 Uhr/Sky und Sat.1) gegen den FC Chelsea für das Duo Pflicht.
Für diesen Triumph, „diesen großen Traum“ (Ribery), haben der explosive Franzose und der egozentrische Niederländer ihre Streitigkeiten, die zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung in der Kabine geführt hatten, beigelegt. „Es geht nicht um uns beide, sondern um die Mannschaft und um den FC Bayern, unseren Verein“, sagte Robben. Der 28-Jährige, derzeit leicht erkältet, stellte am Donnerstag noch einmal die Bedeutung der Partie gegen seinen früheren Klub heraus. „Das ist das Spiel des Lebens. Wenn ich nicht 40 oder 41 Grad Fieber habe, werde ich auf dem Platz stehen“, betonte Robben und ergänzte: „Es wird Zeit. Diese Champions League muss man einmal im Leben gewinnen. Wir haben in dieser Saison in Europa gezeigt, dass wir eine der besten Mannschaften sind, hoffentlich können wir am Samstag sagen: die beste Mannschaft Europas. Das wäre das Größte.“
So sieht es auch Ribery, der im roten „Mia-san-rot-weiß“-T-Shirt zur Pressekonferenz erschien. Für den 29-Jährigen steht das Finale sogar „auf einer Stufe mit dem WM-Endspiel 2006“. Zudem weiß auch Ribery, dass es vielleicht seine letzte Chance in der Königsklasse sein könnte: „Ich bin 29. So ein Spiel erlebt man nicht jedes Jahr. Es ist sehr schwer, in der Champions League ins Finale zu kommen. Deshalb ist das sehr wichtig.“
Wichtig für den FC Bayern, aber auch für ihn persönlich, nachdem er gerade in seiner Heimat nach dem Skandal bei der WM 2010 sehr kritisch gesehen wird. Ob er mit einem Sieg auch ein Zeichen nach Frankreich senden könnte, wurde er gefragt. „Wenn wir gewinnen, ist das auch wichtig für mein Selbstvertrauen und für meinen Kopf“, antwortete Ribery. Doch nicht nur deshalb mag der Mittelfeldspieler, der vor zwei Jahren im Finale gegen Inter Mailand (0:2) gesperrt war, erst „gar nicht daran denken, dass wir zu Hause verlieren. Das wäre brutal“.
Im Umkehrschluss betonte er mit Blick auf die verlorene Meisterschaft und das verpatzte Pokalfinale: „Dann ist alles vergessen.“ Wohl inklusive des Streits mit Robben. Dass beide am Samstag die großen Hoffnungsträger sind, weiß Ribery – auch, dass das Spiel der Bayern sehr von „der besten Flügelzange der Welt“ (Franz Beckenbauer) abhängig ist. 'Was willst du machen? Wir sind da", sagte der Franzose mit einem Schmunzeln, um ernst anzufügen: „Alle warten immer darauf, dass wir zwei, drei Tore machen. Die anderen Mannschaften wissen auch, wo der beste Punkt von Bayern ist. Das ist nicht einfach.“
Deshalb forderte Robben, „dass wir als Mannschaft funktionieren müssen. Wenn alles stimmt, dann können Spieler wie Franck so ein Spiel entscheiden. Gut, dass er diesmal dabei ist, er ist sehr wichtig für uns.“ Ribery mahnte seine Kollegen, sich nicht auf „Robbery“ zu verlassen: 'Wir müssen alle Gas geben und alles probieren – und wenn wir danach tot sind, dann sind wir eben tot." Tot, aber diesmal mit dem Pokal in der Hand. Laut Robben 'sind wir mental gut vorbereitet. Es wird über nichts anderes geredet. Man sieht die Plakate – ein Super-Gefühl".
Geht es nach dem Niederländer, könnte Trainer Jupp Heynckes am Samstag auch auf eine Ansprache verzichten: „Vielleicht sollten wir vor dem Spiel einfach durch die Stadt fahren, das müsste reichen.“ Besonderen Druck spürt Robben angesichts des Hypes nicht. Vielmehr sei es „eine Ehre, dabei sein zu dürfen. Das müssen wir auch ausstrahlen, wir müssen mit der richtigen Körpersprache aufs Feld gehen.“
Auch die Tatsache, dass die Bayern möglicherweise mit leeren Händen dastehen könnten, sieht er gelassen: „Es gibt jetzt nur noch einen Preis, das ist eher Stimulanz.“ Ein Preis, der die Karriere der beiden erst auf eine Stufe mit den ganz Großen heben würde. Robben hat zwar schon zwölf Titel, aber fünf nationale Meisterschaften in Spanien, Italien, Deutschland und den Niederlanden sind bisher das höchste der Gefühle. Ribery gewann acht Trophäen, darunter 2005 den UI-Cup. Zu wenig für Spieler, die den Anspruch erheben, Superstars zu sein. Deshalb sind sie besonders heiß – und gehen Arm in Arm dem großen Ziel entgegen.