Ribéry im Zeugenstand
MÜNCHEN - Die französische Nationalmannschaft ist von einer Sex-Affäre betroffen. Auch der Bayern-Star wurde von der Polizei verhört.
Auf der Homepage des FC Bayern liest sich alles ganz harmlos: „Ribéry mit Schonprogramm bis Lyon“, heißt es da – und dass der Franzose derzeit „ein individuelles Trainingsprogramm“ absolviere. Um fit zu werden für das wichtige Hinspiel im Champions-League-Halbfinale am Mittwoch gegen Olympique Lyon (20.45 Uhr, Allianz Arena). Doch mehr als die Muskelverhärtung, die bei ihm am Samstag nach dem 7:0 gegen Hannover diagnostiziert wurde, dürften den Mittelfeld-Star die Schlagzeilen plagen, die es in seiner Heimat um die französische Nationalmannschaft gibt.
Frankreichs Nationalmannschaft steckt zwei Monate vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft mitten in einem handfesten Sex-Skandal. Die Polizei ermittelt. Und hat deswegen auch Franck Ribéry in den Zeugenstand berufen. Der Bayern-Star wurde in Frankreich vernommen, aber wohlgemerkt: nur als Zeuge. Am Montag ließ er erstmal seine Anwältin, die Promi-Juristin Sophie Bottai, sprechen: „Mehrere Fußballspieler von internationalem Renommée, darunter Franck Ribéry, zählen zu ihren Bekannten jemanden, der einem Netzwerk von Escort-Girls nahesteht“, teilte die Rechtsanwältin in einem offiziellen Statement mit. „Diese Beziehung ist der einzige Grund, warum er von der Polizei vernommen wurde. Diese Affäre betrifft Franck Ribéry nicht und bedarf deshalb keines weiteren Kommentars.“
Auch Ribérys Nationalmannschafts-Kollege, Lyon-Profi Sidney Govou, soll als Zeuge verhört worden sein. Ausgerechnet zwei Tage, bevor sich die beiden beim Champions-League-Halbfinale auf dem Platz gegenüber stehen sollten.
Im Visier der Staatsanwaltschaft soll ein gewisser Abou, ein Mann marokkanischer Herkunft, stehen. Er soll einen Prostituierten-Ring unterhalten haben. Erst vergangene Woche hatte die Polizei im Morgengrauen den Nachtclub „Café Zaman“ ausgehoben – ein Nobel-Etablissement mit der feinen Adresse „66, Avenue des Champs-Elysées“, im schicken achten Arrondissement.
Abou, der laut „Le Point“ in den Armenvierteln Lyons aufgewachsen ist, aber mittlerweile über ein „gut gefülltes Adressbuch“ verfügt, soll Prostituierte an hochrangige Kunden vermittelt haben. Wenigstens eines der Mädchen soll noch minderjährig gewesen sein.
Laut „L’Equipe“ sollen auch Spieler der französischen Nationalmannschaft zu den Kunden dieses Nachtclubs gehört haben. Neben Ribéry und Govou werden noch zwei weitere französische Nationalspieler als Zeugen geführt. „Franck Ribéry wurde als Zeuge befragt, und für uns ist diese Geschichte damit erledigt“, betont auch nochmal seine Anwältin. Gegen ihn seien nach der Befragung keinerlei Maßnahmen getroffen oder Ermittlungen eingeleitet worden.
Der „sportinformationsdienst“, der fast alle deutschen Tageszeitungen mit Sportagenturtexten beliefert, berichtete am Montagnachmittag, dass die Nachrichten-Agentur AFP aus Ermittlungskreisen in Paris erfahren habe, Ribéry solle bei dem Verhör sexuellen Kontakt zu einer minderjährigen Prostituierte eingestanden haben. Allerdings habe der Bayern-Profi nicht gewusst, dass es sich um eine Minderjährige gehandelt habe.
Am Dienstagnachmittag um 15 Uhr hält der FC Bayern in der Allianz Arena die internationale Pressekonferenz zum Spiel gegen Olympique Lyon ab. Als Teilnehmer sind geplant: Louis van Gaal, Daniel van Buyten – und auch Franck Ribéry. Mal sehen, ob er kommt. Und worüber er sprechen wird.
Annette Zoch
Das sagen die Bayern
"Franck Ribery hat am Sonntag und Montag nicht mit der Mannschaft trainiert", erklärte Trainer Louis van Gaal am Montag die Abwesenheit des Franzosen auf dem Rasen der Säbener Straße, „ich hatte ihn geschont, ohne zu wissen, dass er ein bisschen verletzt war." Auf die Frage eines französischen Journalisten, was er von den Meldungen über die Vernehmung Riberys durch die französische Polizei denke, sagte van Gaal: „Dazu kann ich nichts denken. Es ist ja noch nichts bekannt, mir jedenfalls nicht. Ich habe gelesen, dass er als Zeuge vernommen wurde. Bei uns in Holland sagt man: Während einer Untersuchung müssen wir immer unseren Mund halten."
Gefragt, ob er glaube, dass die Vorwürfe den Flügelstürmer so kurz vor dem wichtigen Champions-League-Halbfinale gegen Lyon beeinträchtigen könnten, sagte van Gaal: „Ich habe nicht den Eindruck, dass er darunter leidet. Ich glaube, er ist mehr mit Olympique Lyon beschäftigt." Eine Stellungnahme des Vereins zur Causa Ribéry wird es laut Bayern-Pressechef Markus Hörwick nicht geben: „Kein Thema.“
tbc