Polizeigewalt gegen Bayern-Fans: Münchner Anwalt stellt Strafanzeigen

Spanische Polizisten gingen beim Champions-League-Spiel der Bayern bei Real Madrid mit massiver Gewalt gegen Fans im Gästeblock vor. Der Grund für die Attacke ist noch immer unklar. Ein Münchner Anwalt hat nun die ersten Strafanzeigen gestellt.
München – Es waren brutale Szenen in der Halbzeitpause des Viertelifinal-Rückspiels im Santiago Bernabéu in Madrid: Während die Mannschaften in der Kabine waren, stürmten Dutzende Polizisten in schwerer Montur in den Gäste-Block, prügelten mit Schlagstöcken auf Fans des FC Bayern ein und verletzten mindestens 20 Menschen. Über den Grund lässt sich nachwievor nur spekulieren. Einige sagen, ein nicht genehmigtes Banner soll den Gewaltausbruch provoziert haben. Augenzeugen berichteten, dass es weder Gewalt noch Pyrotechnik in Reihen der Fans gegeben haben soll.
Nachdem der deutsche Rekordmeister bereits tags darauf die "teilweise heftigen Attacken" als "völlig deplatziert und maßlos" verurteilt hatte, hat ein ein Münchner Anwalt nun im Namen einiger Geschädigter die ersten Strafanzeigen gegen die spanische Polizei gestellt.
Der Strafanwalt Marco Noli spricht von gebrochenen Fingern, Platzwunden, Prellungen und Hämatomen. Auch durch Polizeihunde zugefügte Bisswunden und Panikattacken und einen Asthmaanfall soll es gegeben haben. Ungefähr zwölf Fans sollen Strafanzeigen gegen die spanischen Beamten wegen Körperverletzung im Amt vorbereiten. Noli, der aktuell konkret drei Bayern-Fans, darunter den Sohn des Deggendorfer Landrats Christian Bernreiter, vertritt, will laut eigener Aussage am Dienstag "umfassendes Beweismaterial" bei der Staatsanwaltschaft einreichen.
Einige Prügel-Polizisten sollen eindeutig identifiziert worden sein
Viele Fans hatten während der Prügelattacke ihre Smartphones gezückt und draufgehalten. Offenbar ist es mit diesen Videoaufnahmen gelungen, jene Beamte, eindeutig zu identifizieren, die mit den Anschuldigungen seiner drei Mandanten in Verbindung stehen. Anders als in Deutschland tragen spanische Bereitschaftspolizisten eine individuelle Rückennumer auf der Uniform, die sie eindeutig identifizierbar macht.
"Wir werden daher heute bei der Staatsanwaltschaft beantragen, die jeweiligen Täter durch ein Rechtshilfeersuchen in Spanien namhaft zu machen und wegen gefährlicher Körperverletzung im Amt anzuklagen", sagt Noli. Zusätzlich soll ein Anwalt in Spanien Strafanzeigen im Namen der Geschädigten stellen. Weil außerdem auch Ordner des von Real Madrid beauftragten Sicherheitsdienstes an den Attacken beteiligt gewesen sein sollen, richteten sich entsprechende juristische Schritte auch explizit an Verantwortliche des Fußballklubs. Weitere Ermittlungen laufen.
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