Pep Guardiola in Barcelona: Seine Reise ins Ich

Pep Guardiola kehrt mit dem FC Bayern erstmals nach Barcelona zurück. Er trifft auf sein Lebenswerk und Ebenbild. „Es wird sehr emotional für mich“, sagt er. Wem sein Vater die Daumen drückt.
Patrick Strasser aus Barcelona |
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Emotionale Reise zurück nach Barcelona: 2012 verabschieden sich die Fans von ihrem Trainer.
imago Emotionale Reise zurück nach Barcelona: 2012 verabschieden sich die Fans von ihrem Trainer.

Pep Guardiola kehrt mit dem FC Bayern erstmals nach Barcelona zurück. Er trifft auf sein Lebenswerk und Ebenbild. „Es wird sehr emotional für mich“, sagt er. Sein Vater drückt dem FC Bayern die Daumen.

Barcelona -  Blaues Hemd, rote Krawatte, schwarze Anzughose. Ein kleiner Rollkoffer, eine sportliche blaue Tasche dazu. So war Pep Guardiola gekleidet am Dienstag bei der Reise zum Wiedersehen mit der alten Liebe. Um kurz nach 14 Uhr waren die Bayern auf Barcelonas Flughafen „El Prat“ angekommen, Guardiola legte die Stirn in Falten, seine Krawatte flatterte im stürmischen Wind Kataloniens.

Rosen hatte der Bayern-Trainer nicht im Gepäck, dafür tausende Erinnerungen im Kopf, viel zu viele Emotionen, die es zu kontrollieren galt. Der verlorene Sohn ist zurück. Das Halbfinal-Hinspiel der Champions League heute (20.45 Uhr, ZDF und Sky live, Liveticker auf az-muenchen.de) zwischen dem FC Barcelona und dem FC Bayern wird nicht weniger als das emotionalste Spiel seiner Karriere.

Wenn Anspannung zur Hochspannung wird. Wenn alle Augen auf einen Menschen schauen. Guardiola wird froh sein, wenn der Anpfiff erfolgt, das Spiel beginnt. Dann wird er zurück sein in seiner Welt, dem Coaching-Wahnsinn an der Linie. Ein Stück Normalität – bis zur Halbzeit. Dann wird er in die „falsche Kabine“ des „Camp Nou“ gehen. Wie jemand, der in seinem eigenen Haus im Gästezimmer übernachtet. „Es wird sehr emotional für mich“, sagte Guardiola, „schließlich habe ich fast mein ganzes Leben bei Barça verbracht.“ Es ist eine Reise ins Ich.

Er ist niemals so ganz gegangen

Vier Jahre Cheftrainer, 14 Titel und ein rechtzeitiger Abgang. Zu viel Nähe, zu viel Emotion und Liebe, das kann zum Burnout führen. Guardiola kurierte sich und seine Familie ab Sommer 2012 ein Jahr lang in New York. Ausgerechnet dort. Ausgerechnet er. Der Trainer, der nie schläft. Trotz seines Abschieds ist er niemals so ganz gegangen. „Ich bin einer von Barça und werde es immer bleiben“, sagte er damals. Und hielt Wort.

Lesen Sie hier: Barcelona gegen Bayern - der Vergleich

In „Bonanova“, einem exklusiven Wohnviertel mitten in der Stadt, hat Guardiola noch eine Wohnung. In der Winterpause war er über Weihnachten mit seiner Frau Cristina und den drei Kindern dort. Ein Besuch bei Oma und Opa in seinem Heimatort Santpedor inklusive. Vater Valentí Guardiola, ein gelernte Maurer und stolzer Katalane, sagte dem spanischen Sportblatt „Marca“: „Wer selbst Kinder hat, kann sich denken, auf wessen Seite ich stehe. Für mich ist die Familie wichtiger als alles andere.“ Einen Ausweg gibt es: „Falls Bayern verliert, hätte ich den Trost, dass Barça ins Finale kommt.“

Santpedor, die 7.400-Seelen-Gemeinde im Nordwesten von Barcelona, erlebte zuletzt wegen Guardiola einen Medienansturm. Es gibt Schlimmeres. Laura Vilagrà, die Bürgermeisterin, sagte dankbar: „Pep hat Santpedor auf die Landkarte gebracht, aber in der Partie gegen Bayern wird das ganze Dorf zu Barça halten.“

Die beiden Trainer als Brüder im Geiste

In dem Spiel, in dem Guardiola gegen sein Ebenbild spielt – nicht, was das Aussehen betrifft. Guardiola und der aktuelle Barça-Trainer Luis Enrique (44) sind Brüder im Geiste, ihre Philosophie, die Grundidee des Fußballs (Ballbesitz) ist ähnlich. Fünf Jahre spielten sie ab 1996 gemeinsam bei Barcelona ebenso wie in der spanischen Nationalelf – etwa bei der WM 1994. Nach dem Karriere-Ende drückten die Freunde gemeinsam die Schulbank des spanischen Verbandes, der Kaderschmiede in Las Rozas nahe Madrid.

Lesen Sie hier: Barcelona gegen Bayern - die Bilanz

2008 wurde Luis Enrique für zwei Jahre Peps Nachfolger als Trainer von Barça B und arbeitete eng mit Profi-Chefcoach Guardiola zusammen. 22 Jahre war dieser für den FC Barcelona tätig: Vereinsmitglied, Jugendspieler, Balljunge, Profi, später Kapitän. Als Trainer begann er wieder eine Stufe tiefer: Trainer des B-Teams.

Sein Weg wird zu Barça zurückführen

Und früher oder später? Wird er zurückkehren. Denn: Trainer von Erzrivale Real Madrid – das geht nicht, das kann er dem katalanischen Volk nicht antun. Vielleicht Nationaltrainer Spaniens? Unmöglich. Ein Mann, der im November 2014 extra nach Barcelona fliegt, um bei einem vom Königreich nicht geduldeten Votum über das Selbstbestimmungsrecht und die daraus unweigerlich resultierende Unabhängigkeit Kataloniens abzustimmen? Also wird sein Weg zu Barça zurückführen, früher oder später. Die Frage wird lediglich sein: Wird Guardiola nochmal Trainer – oder gar gleich Präsident?

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