Ohne Koch ins heilige Land
TEL AVIV - Das etwas andere Champions-League-Gastspiel: Die Stars des FC Bayern leben in Israel koscher und ohne die gewohnte Schuhbeck-Küche. Dafür gibt es sogar einen Fanklub: „Jeckes ba'Aretz 1998"
Über 30 Grad im Schatten – und das sozusagen kurz vor Silvester. Der Champions-League-Auftakt der Bayern in Israel bei Maccabi haifa (bei Redaktionsschluss dieser Ausageb nicht beendet) ist nicht nur deswegen eine ungewöhnliche Sache. Wenn der Reise-Tross am Mittwoch Israel wieder verlässt, beginnt man sich dort für die Feierlichkeiten zu „Rosch ha-Schana“, dem jüdischen Neujahrsfest, zu rüsten. Am 18. September wird – nach dem gregorianischen Kalender – vom Sonnenuntergang an gefeiert. Der Ligabetrieb läuft aber auch am jüdischen Ruhetag weiter.
Dabei ist es für den FC Bayern nicht einmal die weitest mögliche Reise in dieser Champions-League-Vorrunde. Als die Lose Ende August gezogen wurden, waren in Topf vier nur noch zwei mögliche Gegner: Maccabi Haifa und FK Rubin Kasan, der russische Meister. 2665 Kilometer sind es in die Hauptstadt der östlichen Region Tatarstans, nach Haifa 2644. Dennoch ist’s logistisch ein anderer Aufwand als Mailand oder Madrid. So fehlt im heiligen Land der Luxus des eigenen Mannschaftsbusses. „Früher hatten wir ihn sogar in Moskau dabei. So etwas machen wir nicht mehr“, sagt Bayern-Sprecher Markus Hörwick, „da wäre unsere Fahrerin Sandra König ja eine Woche unterwegs. Außerdem haben wir den Bus zuletzt in Dortmund gebraucht."
Die Einreise jedoch war höchst unproblematisch. Nur für Anatolij Timoschtschuk (Ukraine) und Hamit Altintop (Türkei) mussten beim Konsulat in Berlin spezielle Visa besorgt werden. Nach der Landung durfte die Mannschaft dank der Organisation der örtlichen Behörden und der Hilfe von Maccabi Haifa sofort vom Rollfeld in einen Bus und zum Hotel, die Stempel in die Reisepässe sammelte ein Bayern-Mitarbeiter ein.
Auch sonst war einiges anders. Das Team der Köche von Alfons Schuhbeck, der Chef war diesmal nicht dabei, flog schon am Sonntag nach Tel Aviv – ohne jegliche Zutaten. Import verboten. Eingekauft werden musste vor Ort. Anpassen musste man sich auch. „Die Hotels in Israel dürfen nur koschere Küche anbieten", erklärte Robert Ostermeier, Geschäftsführer der FCBayern Tours GmbH. „Man muss eben darauf achten, dass Milch- und Fleischprodukte nicht zugleich in einem Raum angeboten werden.“ Routine für Mitarbeiter des „Hilton Tel Aviv“, dem Hotel direkt am Mittelmeer, in dem die Bayern (Ostermeier: „Never change a winning hotel") schon 2004 waren, als sie gegen Maccabi Tel Aviv 1:0 siegten.
Während für die rund 70 mitgereisten Sponsoren am Dienstag ein Ganztagesausflug nach Jerusalem organisiert wurde, konnten die Spieler sich nur am Strand die Beine vertreten – der hohe Wellengang wäre es für Ex-Spieler Bixente Lizarazu gewesen, den Wellenreiter.
Knapp 400 Bayern-Fans werden im Nationalstadion Ramat Gan sein, darunter einige der Gruppe „Jeckes ba'Aretz 1998", dem einzigen Bayern-Fanclub in Israel. Seine Mitglieder, viele von ihnen Exil-Münchner, berufen sich auf den jüdischen Kaufmann Kurt Landauer (1884-1961), einst Spieler und Präsident des FC Bayern. Als die Bayern vor fünf Jahren das erste Mal in Tel Aviv waren, wurden Fanklub-Mitglieder zum Mitternachtsbankett ins Hotel eingeladen. Die Fans hoffen, dass beide Klubs die Vorrunde überstehen. Doch erstmal wird am Samstag Neujahr gefeiert. Man wünscht sich in Israel: "Schana tova u'metuka", ein gutes und süßes Jahr.
Patrick Strasser