Neuer-Comeback beim FC Bayern: Reha-Experte gibt in der AZ Einschätzung zu Rückkehr ab

Bayern-Torwart Manuel Neuer befindet sich seit seinem Wadenbeinbruch immer noch in der Reha. Doch wie sieht so eine Reha aus? Die AZ hat mit einem Sportwissenschaftler darüber gesprochen. Der Experte äußert sich auch zu einem möglichen Comeback-Zeitpunkt des Kapitäns.
von  Kilian Kreitmair
FC-Bayern-Kapitän Manuel Neuer muss weiter auf sein Comeback warten.
FC-Bayern-Kapitän Manuel Neuer muss weiter auf sein Comeback warten. © Augenklick/sampics

München - Neben dem Wechsel von Harry Kane zum FC Bayern beschäftigt den deutschen Rekordmeister derzeit vor allem eins: Die Rückkehr von Manuel Neuer. Ursprünglich wollte die Nummer eins der Münchner pünktlich zum Saisonstart wieder zwischen den Pfosten stehen. Doch daraus wurde nichts. Neuer befindet sich weiterhin im Reha-Training.

FC-Bayern-Trainer Tuchel macht Hoffnung auf schnelles Neuer-Comeback

Jüngst wurde bekannt, dass dem 37-Jährigen eine Metallplatte aus dem rechten Wadenbein entfernt wurde. Zu dem Eingriff äußerte sich auch Bayern-Trainer Thomas Tuchel kürzlich: "Es war ein kleiner Eingriff, der schmerzlindernd sein soll. Es kann ein großer Schritt nach vorne sein, das ist mein Bauchgefühl. Wenn sich Manu mal ganz frei fühlt, kann es auch schnell gehen. Wann und wie er zurückkommt, ist sehr spekulativ und nicht seriös zu beantworten." 

Doch wie sieht so ein Reha-Training überhaupt aus? Und wann kann der FC Bayern wieder mit einer Rückkehr des einstigen Welttorhüters rechnen? Die AZ hat darüber mit Florian Leins gesprochen. Der Sportwissenschaftler ist für die Ausbildung von Reha-Trainern am Internationalen Fußball Institut in Ismaning zuständig, laufend im fachlichen Austausch mit derzeitigen Reha-Trainern und selbst Torhüter.

Sportwissenschaftler und Reha-Trainer-Ausbilder Florian Leins.
Sportwissenschaftler und Reha-Trainer-Ausbilder Florian Leins. © IFI

FC Bayern: Manuel Neuer befindet sich wohl in Reha-Phase vier von fünf

Dabei erklärte der 30-Jährige, dass Neuer womöglich schon Ende September sein Comeback feiern könnte und sich der Keeper derzeit wohl in Phase vier der fünf Reha-Phasen befindet.

Der erste Schritt, die sogenannte "Return-to-Mobility"-Phase begann dabei direkt nach der Operation. "Hier werden klassische Behandlungsmaßnahmen wie Krankengymnastik gemacht. Es geht darum, das verletzte Bein zu stabilisieren und die muskuläre Aktivierung zu starten", erklärt Leins.

Im nächsten Schritt, der "Return-to-Activity"-Phase, kann weiter an der Beweglichkeit gearbeitet werden. "Hier wird viel Krafttraining gemacht. Es gilt erstmal die Muskeln wieder aufzubauen, die man nach der Verletzung verloren hat", sagt der Sportwissenschaftler im AZ-Gespräch. "Dann kommen wir in die spannende Phase rein, die 'Return-to-Sport'-Phase."

Befinden sich Torhüter in dieser Phase, kann wieder intensiv an der Sprungkraft, der Sprungkoordination und der Kondition gearbeitet werden. Auf dieser Stufe befand sich Neuer wohl bis vor kurzem, nachdem das Metallteil aus seinem Wadenbein entfernt wurde. Den Eingriff sieht Leins aber keinesfalls als Rückschritt: "Ich glaube, dass das fixe Planungen sind, dass man diese Platte nutzt, um den Fuß zu stabilisieren. Diese muss mit der Zeit wieder raus. Das kann ein normaler Prozess sein."

Neuer im Bayern-Training.

Leins über Platten-Entfernung: "Ist ein kleiner operativer Eingriff"

Weiter erklärt der Sportwissenschaftler: "Das ist ein kleiner operativer Eingriff, da muss man dann erstmal wieder ruhen und schauen, wie sich das Ganze anfühlt. Es ist natürlich ein Unterschied ohne Platte. Da muss man vorsichtig einsteigen, weil das Schlimmste wäre, dass er sich nochmal verletzt."

Da die Muskeln auf beiden Beinen wohl wieder gleich stark ausgebildet sind und der Keeper des Rekordmeisters aller Voraussicht schmerzfrei ist, kann er jetzt zurück auf dem Platz und dort weiter an seinem Comeback arbeiten.

Diese vierte Phase wird als "Return to Play"-Phase bezeichnet. "Das ist der Schritt, wo man das Licht am Ende des Tunnels sehen kann", so der Reha-Experte. "Hier wird wieder fußballspezifisch gearbeitet, also dass man viele Bälle hält, dass man Torwarttraining im einfachsten Sinne macht und geschaut wird, was ist möglich und dann das Ganze steigert." 

Neuer könnte bald schon wieder mit Ball trainieren.

Tuchel gibt Prognose zu Neuer-Rückkehr beim FC Bayern

Sobald die Nummer eins des FC Bayern Abschläge und Pässe ohne Schmerzen spielt, kann Neuer langsam wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. "Das ist die letzte Phase, die 'Return-to-Competition'-Phase, wo es darum geht, die Belastung im Mannschaftstraining wieder zu steigern und ihn an den Wettkampf heranzuführen", sagt Sportwissenschaftler Leins. 

Geht es nach Tuchel, könnte das schon bald der Fall sein. Der Bayern-Coach sagte vor der Partie gegen Bremen, dass sich durch den gelungenen Eingriff "die Prognose für den Einstieg ins Mannschaftstraining" verkürzt habe. "Das, was ich in den letzten Tagen von Manu gesehen habe, war sehr beeindruckend." Damit meinte der 49-Jährige wohl die Trainingseinheiten unter der Woche, in denen Neuer wieder torwartspezifische Übungen absolvierte.

Tuchel: "Neuer kann in zwei, drei Wochen ins Mannschaftstraining einsteigen"

Nach dem 4:0-Auftaktsieg gegen Bremen präzisierte Tuchel seine Prognose für das Neuer-Comeback nochmals. Er hoffe, dass Neuer "in zwei, drei Wochen ins Mannschaftstraining einsteigen kann", so Tuchel.

Das bedeutet laut Leins aber noch nicht, dass Neuer dann direkt wieder Spiele bestreiten kann: "Es ist ganz wichtig, dass man sich bewusst ist, dass man noch im Rehaprozess ist. Oft ist so das Gefühl, der Spieler ist wieder voll im Mannschaftstraining und es passt alles."

Leins zufolge brauche es in den meisten Fällen aber noch seine Zeit, bis der Spieler wieder voll da ist. "Auch wenn Neuer mit der Mannschaft trainiert, ist er immer noch im Rehaprozess." 

Bis Manuel Neuer (l.) wieder mit Leon Goretzka (vorne) und Serge Gnabry trainieren kann, wird es wohl noch dauern.

Reha-Experte glaubt, dass Neuer noch Jahre auf höchstem Niveau spielen kann

Wenn der Kapitän der Münchner dann möglicherweise Ende September wieder zwischen den Pfosten steht, wird es noch weitere Wochen dauern, bis Neuer wieder zu seiner alten Form findet. Dabei spielt vor allem das Alter eine entscheidende Rolle. Denn mit 37 Jahren ist Neuer nicht mehr der Jüngste.

"Das kann auch mal ein halbes Jahr dauern und hoffentlich bleibt er in dieser Zeit verletzungsfrei und kann seine Spiele machen", so Leins. Bekommt die Nummer eins des FC Bayern diese Zeit, ist sich der Sportwissenschaftler sicher, dass Neuer noch mehrere Jahre im Kasten des FC Bayern stehen kann.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.