Nagelsmann-Kumpel Neureuther: "Julians Entscheidung war absolut richtig"
München - AZ-Interview mit Felix Neureuther. Der Ex-Skifahrer (40) ist, nicht nur dank Spezl Bastian Schweinsteiger, Fußball-Fan. Auch Bundestrainer Julian Nagelsmann kennt er näher.

AZ: Herr Neureuther, die Heim-EM der Fußballer rückt immer näher. Wie groß ist bei Ihnen als passioniertem Kicker die Vorfreude?
FELIX NEUREUTHER: Sehr groß! Endlich mal wieder ein Großereignis in Deutschland! Das Team um Philipp Lahm hat jetzt schon einen richtig guten Job gemacht. Ganz egal, wie es für uns Deutsche ausgeht, steht einer guten EM überhaupt gar nichts im Wege. Wir können happy sein, dass mal wieder die Welt positiv auf uns blickt.
Wie werden Sie die EM verfolgen? Haben Sie schon Tickets? Oder eher daheim vor dem Fernseher?
Tickets hab' ich noch keine. Ich bin aber auch einer, der die Spiele lieber zuhause anschaut, in Ruhe. Weil das einfach gemütlich ist. Ich freue mich jedenfalls schon sehr.
Schauen Sie allein? Hat Ihre Frau etwas mit Fußball am Hut?
Die Miri hat relativ wenig mit Fußball zu tun. Ich schaue mit den Jungs, meinen Kumpels.
Und der Sohnemann? Noch nicht im Fußballfieber?
Der kommt so langsam rein. Aber 90 Minuten still sitzen? Schwierig.
Neureuther über die DFB-Elf: "Die letzten Spiele haben wirklich sehr viel Hoffnung gemacht"
Lassen Sie uns über die deutsche Mannschaft sprechen: Nach den beiden jüngsten Siegen gegen Frankreich und die Niederlande scheint die nationale Stimmung von 'zu Tode betrübt' zu 'himmelhochjauchzend' gekippt zu sein. Was für ein Gefühl haben Sie?
Großereignis ist Großereignis! Bei einer Heim-EM sind sowieso immer alle hochmotiviert! Die letzten Spiele haben wirklich sehr viel Hoffnung gemacht. Rein von den Spielern her kann man der Mannschaft prinzipiell alles zutrauen. Weil die einfach gut sind! Wenn man schaut, wer da alles dabei ist: Wirtz, eine Voll-Granate! Musiala, Sané! Thomas Müller tut der Mannschaft nach wie vor sehr gut. Und die zwei weltbesten Torhüter! Hinten drin Rüdiger! Dann kommt ein Toni Kroos zurück: was für eine Geschichte! Richtig stark, eine wirklich geile Mannschaft! Was man ja schon auch gesehen hat: dass international das Niveau auch in der Breite deutlich höher geworden ist. Deswegen ist das nicht mehr so einfach, da durch zu marschieren. Das wird eine extrem spannende Europameisterschaft. Wir leben doch alle von Emotionen, und dass wir als Fußballfans Teil davon sein könne, ist doch schon etwas Großartiges. Wir brauchen so was in der Gesellschaft extrem dringend.
Julian Nagelsmann hat ja zuletzt ordentlich aufgeräumt im Kader, streng nach Form aufgestellt. Wie finden Sie ihn als Bundestrainer? Einer, der mitten in der Saison auch mal zum Skifahren geht, müsste Ihnen doch eigentlich grundsympathisch sein…
Der Julian ist mir sehr sympathisch! Ich kenne ihn auch, mag ihn sehr gerne und finde ihn einen absolut super Typen, der genau weiß, was er will. Dass der mal zum Skifahren geht, wie auch Manuel Neuer: Es darf sich nicht immer nur alles um Fußball drehen! Man muss auch mal über den Tellerrand hinausschauen und andere Dinge ausprobieren. Du brauchst ja auch irgendwo einen Ausgleich. Das ist doch nur menschlich. Der Julian ist generell ein riesengroßer Sport-Fan – allein deswegen haben wir sehr viele Gemeinsamkeiten.
Felix Neureuther hätte Julian Nagelsmann auch erneut den Job beim FC Bayern zugetraut
Hätten Sie ihn gern auch wieder als Bayern-Trainer gesehen?
Ich bin Skifahrer, kein Fußballexperte, aber ich glaube, seine Entscheidung bei der Nationalmannschaft zu bleiben, war absolut richtig. Wenn du irgendwo raus gehst, wie willst du dann nach so kurzer Zeit wieder zurückkommen? Das wäre zu früh gewesen. Aber ich hätte es ihm nichtsdestotrotz zugetraut. Wie die Bayern und die Mannschaften davor unter ihm gespielt haben: Das ist schon cool.
Apropos cool: Wie haben Sie kurz nach Ihren ersten Olympischen Spielen 2006 das Sommermärchen erlebt?
Autokorso, Public Viewing, volles Programm. Diese Weltmeisterschaft haben wir gelebt! Wir sind von Garmisch bis nach München reingefahren, waren im Olympiastadion, beim Halbfinale gegen Italien. Diese Stimmung und diese Begeisterung: Das war damals ja auch nicht so geplant – aber so was passiert halt dann. Weil die Leute Bock drauf haben.
Wie sieht es mittlerweile mit Ihrer Kickerkarriere aus? Jetzt dürfen Sie ja, müssen nicht mehr unter falschem Namen auflaufen wie in früheren Zeiten als Ski-Profi... Geben die Knochen noch eine Kickrunde her?
Ah, es geht so. Allzu sehr allerdings nicht mehr, ehrlich gesagt. Aber ab und zu kicken wir schon mal.
Was trauen Sie der deutschen Mannschaft bei der EM denn nun zu?
Alles! Weil es einfach eine geile Truppe ist.