Nagelsmann fürchtet den Hype: Für Bayern-Juwel Karl gibt es einige mahnende Beispiele

Die Nicht-Nominierung von Lennart Karl für die A-Nationalmannschaft sorgt teilweise für Unverständnis. Bundestrainer Julian Nagelsmann will den Hype um den Youngster des FC Bayern nicht weiter befeuern. Die Liste an mahnenden Beispielen ist lang.
Bernhard Lackner |
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Lennart Karl ist beim FC Bayern derzeit der große Hoffnungsträger.
Lennart Karl ist beim FC Bayern derzeit der große Hoffnungsträger. © IMAGO/DeFodi

Wenn die deutsche Nationalmannschaft am Freitagabend in Luxemburg antritt, wird Lennart Karl vor dem Fernseher sitzen – und nach AZ-Informationen ist man beim FC Bayern darüber nicht einmal so unglücklich. Der 17-Jährige zählt zu den spannendsten Talenten seit Jahren und begeisterte im ersten Viertel dieser Saison mit tollen Dribblings und spektakulären Toren. Für eine Nominierung für die A-Nationalmannschaft hat das allerdings nicht gereicht, stattdessen darf er sich erstmals eine Stufe darunter auf U21-Ebene präsentieren.

Großer Hype sei für junge Talente "nicht gesund" sei, sagt Bundestrainer Julian Nagelsmann. Er sei "kein Freund vom extrem frühen Hypen und Hochpushen", so der Bundestrainer, der von Karl fordert, bei der U21 zu den prägenden Spielern zu gehören. Am besten schon in den anstehenden EM-Qualifikationsspielen gegen Malta und Georgien.

Paul Wanner als mahnendes Beispiel für Lennart Karl

Zuletzt hatte es Diskussionen darüber gegeben, ob der Youngster der Münchner schon bereit sei für eine Nominierung für die A-Nationalmannschaft. Wer beim FC Bayern mit guten Leistungen auf sich aufmerksam mache, müsse immer zum Kandidatenkreis zählen – unabhängig vom Alter, so der Tenor. Dass Nagelsmann diesbezüglich noch vorsichtig ist, kommt allerdings nicht von ungefähr. Die Liste an gefeierten Shootingstars, die schnell verglüht sind, ist schließlich lang. Und mit einigen davon hat der heutige Bundestrainer selbst zusammengearbeitet.

Als mahnendes Beispiel zeichnet sich immer mehr Paul Wanner ab. Der Mittelfeldspieler galt einst ebenfalls als äußerst hoffnungsvolles Talent und ist seit seinem Joker-Einsatz gegen Borussia Mönchengladbach im Januar 2021 im Alter von 16 Jahren und 15 Tagen bis heute der jüngste Debütant der Bayern-Geschichte. Trainer damals: Julian Nagelsmann.

Beim FC Bayern gescheitert: Fehlte Wanner die nötige Mentalität

Beim Rekordmeister konnte sich der Deutsch-Österreicher aber nie wirklich durchsetzen. Über die Leihstationen Elversberg und Heidenheim führte ihn sein Weg in diesem Sommer zur PSV Eindhoven, der sich Wanners Dienste immerhin 15 Millionen Euro kosten ließ. Doch auch beim niederländischen Spitzenklub läuft es für den mittlerweile 19-Jährigen bislang überhaupt nicht. In der laufenden Saison stand er nur ein Mal in der Startelf, insgesamt kommt er lediglich auf 119 Minuten Einsatzzeit. Auch für die anstehenden U21-Länderspiele wurde er nicht mehr nominiert. Wanners Karriere steckt in der Sackgasse, bevor sie überhaupt richtig begonnen hat.

Paul Wanner wechselte im Sommer für 15 Millionen Euro zur PSV Eindhoven.
Paul Wanner wechselte im Sommer für 15 Millionen Euro zur PSV Eindhoven. © IMAGO/Goal Sports

Bei den Bayern war man über den Abgang des jungen Talents im Sommer nicht allzu traurig, Sportvorstand Max Eberl ließ gar einigermaßen unverhohlen Zweifel an dessen Mentalität durchklingen. "Es kommt auf die Spieler an, wie sie sich der Herausforderung stellen wollen. In der Offensive sind wir relativ dünn besetzt. Wenn man dann nicht daran glaubt, dann muss man Entscheidungen treffen", sagte Eberl und schob vielsagend nach: "Wir wollen uns mit Spielern beschäftigen, die sich der Herausforderung stellen wollen."

Nicht nur Wanner: Auch Aznou und Tel haben es schwer

Wanner ist derweil nicht das einzige hochveranlagte Bayern-Talent der vergangenen Jahre, bei dem der Kopf – laut Trainer-Legende Christoph Daum für einen Fußballer das dritte Bein – den großen Durchbruch verhinderte. Linksverteidiger-Juwel Adam Aznou, der als einer der verheißungsvollsten Spieler auf seiner Position galt, scheute ebenfalls den Konkurrenzkampf beim Rekordmeister und wechselte im Sommer nach England zum FC Everton. Seine Bilanz bisher: Null Profi-Einsätze.

Nicht ganz so schlecht, aber ebenfalls nicht wirklich erfreulich läuft es für Mathys Tel, dem sie bei den Bayern ebenfalls eine große Zukunft vorausgesagt haben. Der Franzose wechselte im Sommer nach halbjähriger Leihe fest zu Tottenham Hotspur, kommt dort allerdings auch nicht über die Jokerrolle hinaus. In elf Einsätzen erzielte der Angreifer zwei Treffer. Gemessen an seiner Ablöse von 35 Millionen Euro eine überschaubare Quote.

Mathys Tel konnte sich beim FC Bayern nicht wirklich durchsetzen und wechselte im Sommer fest zu Tottenham Hotspur.
Mathys Tel konnte sich beim FC Bayern nicht wirklich durchsetzen und wechselte im Sommer fest zu Tottenham Hotspur. © IMAGO/Paul Terry

Womöglich ist es also ganz sinnvoll, dass der ohnehin schon große Hype um Lennart Karl nicht zusätzlich dadurch befeuert wird, dass er sich am Freitag das Trikot der A-Nationalmannschaft überstreift. Die nächsten Schritte werden für den Youngster folgen, wenn er dazu bereit ist. Wann auch immer das sein wird.

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