„Unser Top-Talent“: Auf wen Nagelsmann im Mittelfeld setzt
Wie sehr Bundestrainer Julian Nagelsmann Bayern-Youngster Aleksandar Pavlovic schätzt, sieht man schon daran, dass er ihn mit dem talentiertesten Spieler der Welt vergleicht: Lamine Yamal. Der 18-jährige Überflieger vom FC Barcelona habe in der vergangenen Saison "eine Spielzeit von 100 Prozent" gehabt, sagte Nagelsmann kürzlich – und damit viel, viel mehr als Pavlovic, der immer wieder von Verletzungen und Krankheiten gestoppt wurde. "Unser Top-Talent", ergänzte der Bundestrainer, "kam auf eine Spielzeit von 33 Prozent".

Und das muss sich zweifellos ändern, damit Pavlovic, laut Nagelsmann "ein außergewöhnliches Sechser-Talent", einen Stammplatz in der Nationalmannschaft für sich beanspruchen kann. Gerade mit Blick auf die Weltmeisterschaft im Sommer 2026. Wenn man sich die Statistik vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Luxemburg am Freitag (20.45 Uhr/ARD) anschaut, ist es in der Tat verblüffend, wie selten der 21-Jährige bislang im DFB-Team gespielt hat. Fünf Einsätze sind es erst seit seinem Debüt im Juni 2024 gegen die Ukraine, seit Oktober 2024 sogar nur 71 Minuten – im Juni beim 1:2 im Nations-League-Halbfinale gegen Portugal.
Pavlovics Perspektive
So kann man, und da hat Nagelsmann freilich recht, kein fixer Bestandteil des Teams werden. Es braucht gemeinsame Trainingseinheiten und Spiele, um Verständnis für die Wünsche des Trainers und die Verhaltensweisen der Mitspieler zu bekommen. Ob es für Pavlovic von nun an besser laufen wird? "Es nervt mich, dass das immer wieder hervorgerufen wird", sagte der Bayern-Profi in dieser Woche über seine Ausfallzeiten: "Ich schaue nicht mehr zurück, sondern nur noch nach vorne. Ich habe das längst abgeschlossen und gebe alles dafür, dass ich jetzt verletzungsfrei bleibe."

Das hofft auch Nagelsmann, der betonte: "Aleks braucht körperliches Topniveau. Er hat viele Dinge mit sich rumgeschleppt." Im Detail: eine Mandel-Operation, einen Schlüsselbeinbruch, das Pfeiffersche Drüsenfieber und zuletzt einen Bruch der Augenhöhle. Pavlovic hatte viel Pech – jetzt soll damit Schluss sein. Damit der Bayern-Star sich gegen die starke Konkurrenz im Mittelfeld behaupten kann.
Große Konkurrenz im Mittelfeld
Denn anders als auf anderen Problempositionen (Außenverteidiger, Sturm) herrscht im Zentrum ein Überangebot an Topspielern. Kapitän Joshua Kimmich wurde von Nagelsmann wieder ins Mittelfeld beordert, nachdem er zuvor als Rechtsverteidiger brilliert hatte. Dafür gibt es nun rechts hinten wieder eine Baustelle. Eine zumindest diskutable Maßnahme des Bundestrainers.
Neben Kimmich, der gesetzt ist, rangeln Pavlovic, die offensivstarken Leon Goretzka und Felix Nmecha (Borussia Dortmund) sowie Angelo Stiller, der technisch versierte Stratege vom VfB Stuttgart, um den freien Platz. Ein moderner Vierkampf – wer setzt sich durch?

"Natürlich haben wir viele Spieler im Mittelfeld. Jeder gibt sein Bestes, um am Ende zu spielen", sagte Pavlovic zur Konkurrenzsituation – und ergänzte selbstbewusst: "Ich will eigentlich immer spielen." So tickt er, der gebürtige Münchner, der von Bayern-Ikone Dieter Hoeneß beraten wird: immer angriffslustig, immer energiegeladen und bereit für den Kampf. Diese Eigenschaften schätzt Nagelsmann besonders an Pavlovic.
Vertrauensverhältnis zu Nagelsmann
Was ebenfalls nicht schadet: sein vertrauensvolles Verhältnis zum Bundestrainer. "Julian und ich verstehen uns sehr gut, er ist ein supernetter, cooler und lustiger Typ. Es macht immer sehr Spaß, mit ihm zu reden, auch Ratschläge von ihm anzunehmen", schwärmte Pavlovic: "Ich glaube, das wissen viele nicht, aber mein erstes Profitraining habe ich beim FC Bayern unter ihm absolviert. Er hat mich hochgeholt. Deswegen ist seitdem schon eine Bindung zu ihm da."
Pavlovic hat also alle Voraussetzungen, um ein Fixpunkt im DFB-Team zu werden. Nur muss sein Körper ab sofort auch mitspielen.