Meister der Rotation: Kompany verrät seinen überraschenden Joker-Plan
Gegen die Top7 der aktuellen Bundesliga-Tabelle hat der FC Bayern schon gespielt in dieser Hinrunde. Sie räumten ihre Gegner so rasant ab wie Kellner das Geschirr, wenn die Servicekräfte bei einem Menü mit dem nächsten Gang in Händen bereits ungeduldig warten: Das 6:0 zum Auftakt gegen RB Leipzig, den derzeit Zweiten.
Gegen den BVB, den ewigen Rivalen, im deutschen Klassiker ein – ho, ho, ho! – recht knappes 2:1. Aber dann: Gegen Leverkusen, den Double-Sieger von 2024, gab es ein 3:0 – mit einer B-Elf zu Beginn. Bei Hoffenheim ein 4:1, in Frankfurt ein 3:0 und nun bei Pokalsieger VfB Stuttgart ein krachendes 5:0. Eine eigene Liga.
Kompanys Rotationsstrategie
VfB-Torjäger Deniz Undav sprach frustriert von „zwei Klassen Unterschied“, Angelo Stiller von einer „bodenlosen zweiten Halbzeit“. Er sei „geladen“, sagte Stuttgarts Trainer Sebastian Hoeneß. Die Chance auf ein Pünktchen – man muss ja nicht gleich übertreiben – war da für die Schwaben. Denn Bayern-Trainer Kompany hatte kräftig rotiert, nach dem kräftezehrenden und nervenaufreibenden 3:2 im DFB-Pokal-Achtelfinale bei Union Berlin Stammkräfte wie Manuel Neuer, Jonathan Tah, Aleksandar Pavlovic, Lennart Karl und vor allem Torjäger Harry Kane zunächst draußen gelassen.
Dabei hatte sich der belgische Chefcoach einen Plan zurechtgelegt. Min-jae Kim, Leon Goretzka, Raphael Guerreiro, Nicolas Jackson (sonst keine Stammspieler) sollten fleißig kombinieren, damit sich die Stuttgarter müde laufen.
Es stand 1:0, da brachte Kompany das Trio Pavlovic-Karl-Kane und binnen einer knappen halben Stunde wurde aus der knappen Führung eine Packung, ein 5:0 – auch dank des nächsten Hattricks von Kane.
Kanes beeindruckende Leistung
"Ich finde, die Jungs haben es in den ersten 60 Minuten großartig gemacht", lobte Kane die Vorarbeiter und erläuterte: "Dadurch konnten ich und ein paar andere später reinkommen, die Räume nutzen – und für mich persönlich ist es natürlich schön, dann ein paar Tore zu machen." Nett formuliert. Es war Kanes zehnter Hattrick im 76. Bundesligaspiel. Nur Jupp Heynckes (11), Klaus Fischer (12), Robert Lewandowski (16) und Gerd Müller (32), der Bomber der Nation, haben mehr.

Risiko und Belohnung
Wie riskant Kompanys Unterfangen mit Kane als Joker war, zeigt folgende Statistik: Mit dem Kapitän der englischen Nationalmannschaft in der Startelf ist der FC Bayern seit Beginn der Vorsaison in der Liga ungeschlagen (32 Siege, sieben Remis in 39 Spielen). Fehlte der Angreifer zum Anpfiff, gab es in vier Spielen zwei Niederlagen.
Eberls Optimismus
Dass Kompany derart siegessicher war, erst in der letzten halben Stunde seine Besten zu bringen, begründete der 40-Jährige so: „Jedes Mal hatten wir bisher gegen Stuttgart hinten heraus im Spiel einen Energieverlust. Daher hatte ich von Beginn an im Kopf, Harry in diese Phase mal reinzuwerfen.“ Geht doch aus so. Fast schon unfair.
„Wir haben einen sehr ausgewogenen Kader mit einer sehr hohen Qualität. Dann kannst du auch rotieren – und das nicht aus der Not heraus, sondern nach einem Plan“, erklärte Sportvorstand Max Eberl. Mit halber Kraft zum nächsten Meistertitel? Eher als Ein-Drittel-Bayern.
Blick auf die Champions League
„Wenn wir unsere Qualitäten auf den Platz bringen, wenn wir unsere Spiele so spielen, dann ist es schwer, uns zu schlagen“, meinte Eberl, „dann ist es wahrscheinlich auch schwer, uns einzuholen.“ Acht Punkte Vorsprung nach nur 13 Bundesliga-Spieltagen mit zwölf Siegen und einem Remis. Das sagenhafte Torverhältnis: 49:9!
Am Dienstag (18.45 Uhr, DAZN) geht’s in der Champions-League gegen den portugiesischen Meister Sporting Lissabon. Nach der 1:3-Pleite vor zwei Wochen beim FC Arsenal wollen die Münchner den fünften Sieg im sechsten Ligaspiel der Königsklasse – sechs braucht man, um sicher in die Top8 einzuziehen, und sich damit die Playoff-Runde im Februar (das Sechzehntelfinale) zu ersparen.
Kein Problem, glaubt VfB-Trainer Sebastian Hoeneß: „Die Bayern sind das Nonplusultra – nicht nur in der Bundesliga, gemeinsam mit Arsenal derzeit die beste Mannschaft in Europa.“
