Bayern-Sportvorstand Eberl kontert Hoeneß: "Ich kämpfe für den Klub"

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Wer möchte aktuell in der Haut von Max Eberl stecken? Gut, der Sportvorstand des FC Bayern verdient in seiner Position ein fürstliches Gehalt. So mancher an der Säbener Straße nennt es Schmerzensgeld angesichts des dicken Fells, dass man als Sportvorstand in München braucht, um den in unregelmäßigen Abständen wiederkehrenden Sturm vom Tegernsee aushalten zu können. Der zieht dann auf, wenn Ehrenpräsident Uli Hoeneß die Backen aufbläst.
So geschehen in den letzten Tagen, als es um die Arbeit von Eberl im zurückliegenden Sommer-Transferfenster ging. Als dieses nun – für den 51-Jährigen endlich, endlich! - geschlossen war, zog der Gegenwind erst richtig auf.
Im Doppelpass giftete Hoeneß
Der 73-jährige Vereinspatron hatte am Sonntag im „Doppelpass“ bei „Sport1“ seinen Wunschkandidaten als Nachfolger von Hasan Salihamidzic (entlassen im Mai 2023) deftig kritisiert: „Wir sind ein Milliarden-Laden. Und es wäre auch für Max gut, wenn er endlich begreift, dass man solche Dinge auf mehrere Schultern verteilt.“
Was hängen blieb: „Endlich begreift“. Zur Zusammenarbeit mit Eberl, der seinen Job inmitten der chaotischen Nachfolge-Suche für den (die Geister) scheidenden Thomas Tuchel zum 1. März 2024 antrat, legte Hoeneß nach: „Max ist da ziemlich empfindlich.“ Hängen blieb: Empfindlich.
Zu empfindlich? So rechtfertigt sich Eberl
Max Eberl, bei dem man sich angesichts der zuletzt aufgekommenen Rücktrittsgerüchte nicht so sicher war, ob er selbst rein jobmäßig noch in seiner Haut stecken möchte, wählte in der Pressekonferenz am Freitagvormittag an der Säbener Straße konfrontiert mit den Hoeneß-Ratschlägen eine etymologische Eröffnung:
„Empfinden heißt: fühlen, für etwas bereit sein, für etwas zu kämpfen. Wenn du nicht fühlst, wenn du nur einen Job machst, dann ist das sehr kalt. Ich glaube, die ganze Welt und unsere Gesellschaft sind sehr kalt und rücksichtslos – gerade, wenn wir von Menschen sprechen, die Dinge in einer großen Welt entscheiden, dann sind das Menschen, die sehr rücksichtslos, sehr egoistisch sind.“ Wen er bloß meinte?
Eberl betont die gute Zusammenarbeit mit Trainer und Sportdirektor
Anschließend lobte sich Eberl selbst – wenn's sonst keiner macht – und hob die Zusammenarbeit mit Sportdirektor Christoph Freund sowie Trainer Vincent Kompany hervor. Schließlich habe Eberl die Vorgaben von oben, also von Hoeneß, erfüllt: den Kader verkleinert, Platz für Talente wie Lennart Karl geschaffen, ein Transferplus erzielt, Kosten gesenkt, dabei trotzdem Vertragsverlängerungen (Kimmich, Musiala, Davies, Neuer) realisiert.
Auf der Minus-Seite stehen die gescheiterten Transfers von Florian Wirtz und Nick Woltemade, die am Ende die Premier League bzw. den FC Liverpool sowie Newcastle United den Bayern vorzogen.

Gedanken an Bayern-Rückzug? Eberl dementiert
Einmal im Flow hielt Eberl ein Plädoyer in eigener Sache, betonte: „Alle Dinge, die ich erreicht habe, musste ich mir erkämpfen, musste ich mir hart erarbeiten. Ich habe nur funktioniert, wenn die Leute um mich herum da waren.“
Und wenn nicht, kriechen dann Rückzugsgedanken in einem hoch? Eberl standhaft: „Mein Herz ist hier! Never ever habe ich dran gedacht, hier hinzuschmeißen. Dafür habe ich noch viel zu viel vor. Ich möchte mit Bayern München erfolgreich sein! Das ist das, wofür ich jeden Tag aufstehe, wofür ich jeden Tag kämpfe.“ Gegen alle Widerstände. Bei Wind und Wetter.
Sammer: Eberl "darf auch mal zurückbeißen"
Am Nachmittag sprang Matthias Sammer (58), selbst von 2012 bis 2016 bei Bayern Sportdirektor (unter Hoeneß) Eberl zur Seite, sagte bei „Prime Video“, er würde sich „für den Klub wünschen, dass Max ein bisschen mehr in Ruhe gelassen wird, dass er ein bisschen mehr in Ruhe arbeiten kann“. Sammer weiter: „Ich verfolge das ja schon länger, dass es für ihn nicht einfach ist in der Position. Er versucht sein Bestes, lässt in meinen Augen aber oftmals die Dinge zu sehr über sich ergehen. Ich hätte manchmal schon gedacht: Da darf man auch mal knurren oder platzen oder auch zurück beißen.“
Tat Eberl nicht. Seine persönlichen Empfindungen? „Das bleibt bei mir“, blockte er ab und erklärte: „Ich weiß, wie hartnäckig ich bin, um Dinge umzusetzen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Deswegen bin ich hier.“ So lange der Daumen nicht gesenkt wird.
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