Matthias Sammer: "Mia san mia? Ein Schein!"

Der neue Sportvorstand Matthias Sammer sagt, das Bayern-Credo "Mia san mia" reiche ihm nicht. In Riva gibt der Boss eine Art Regierungserklärung ab.
Filippo Cataldo |
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Sportvorstand des FC Bayern: Matthias Sammer.
dpa Sportvorstand des FC Bayern: Matthias Sammer.

Der neue Sportvorstand Matthias Sammer sagt, das Bayern-Credo "Mia san mia" reiche ihm nicht. In Riva gibt der Boss eine Art Regierungserklärung ab.

Riva del Garda - 4 Tage hat sich Matthias Sammer Zeit gelassen bis zu diesem Gespräch. 14 Tage lang hat sich der neue Sportvorstand erst mal alles angesehen bei Bayern, hat versucht, den Klub zu verstehen, sich auf die neue Aufgabe einzulassen. „Die ersten zehn Tage hier hatte ich ein Schleudertrauma”, sagte er – von all den Dingen, die auf ihn eingeprasselt seien. Vollständig erholt vom positiven Schock, nun Sportvorstand beim größten deutschen Klub und nicht mehr Sportdirektor beim DFB zu sein. Doch er fühlt sich bereit, seine Sicht der Dinge, seine Ideen vom Erfolg zu erklären.

50 Minuten lang redet, ach was, doziert Sammer. Mal erhebt er seine Stimme, so wie er das früher auf dem Platz getan hat. Dann redet er selbstironisch über sich als „Sammer, der Traditionalist”, mal klingt er wie ein Professor für Sportwissenschaft – und immer wieder fallen Begriffe wie „Identität”, „Persönlichkeitsbildung” oder „Leitlinien” und „Profilschärfung”. Es sind 50 Minuten, die zu Sammers Regierungserklärung beim FC Bayern geraten. Die AZ gibt einen Überblick über Sammers Sichtweise.

Wege zum Erfolg: „Fußball”, meint Sammer, „ist ein komplexes Spiel”. Ebenso komplex sei der Weg zum Erfolg. „Von gut bis sehr gut ist es nicht sehr weit, aber sehr detailliert”. Alles müsse auf den Prüfstand, überall könnte man Dinge ändern, Kleinigkeiten meist, die größeren Ertrag bringen könnten. Über allem stehe aber die Identitätsbildung. Authentisch sollten die Spieler sein, nicht auftreten, wie es ihnen von Beratern, Freunden und anderen eingeredet wird, sondern eben so, wie sie sind. „Natürlich darf und soll man sich mit intelligenten Menschen unterhalten und austauschen. Aber man darf nie zulassen, sich manipulieren zu lassen”, sagt Sammer. Die Spieler dürften sich keine „Scheinwelt” aufbauen, nicht zu früh zufrieden sein mit dem Erreichten. „Bei der Siegermentalität haben wir Reserven in Deutschland”, sagt Sammer, „das ist eine Krankheit.” Der Bayern-Slogan „Mia san mia” gefalle „den Sponsoren. Aber er ist nur ein Schein. Für mich zählt mehr die innere Qualität. Ich finde den Slogan auch prima, aber auf lange Sicht weiß ich, dass prima allein nicht reicht.”

Jupp Heynckes und die tägliche Trainingsarbeit: Das Verhältnis zu Coach Jupp Heynckes sei manchmal „fast schon zu gut und eng”, so Sammer. Der Trainer habe ihn „sehr gut aufgenommen". Heynckes sei eine „große Persönlichkeit", dem er versprochen habe, stets hinter ihm zu stehen. In die tägliche Arbeit wolle er ihm nicht hineinreden, ebensowenig wie bei taktischen Fragen. „Der Trainer muss immer die Möglichkeit haben, seine eigenen Ideen einzubringen”, so Sammer, der für sich „100 Prozent” ausschließen könne, „je wieder als Trainer” arbeiten zu wollen. „Ich habe das gefunden, was mir Spaß macht”.

Arjen Robben: Dem niederländischen Superstar habe er seine Unterstützung zugesagt. „Ich habe ihm gesagt, dass mir nicht gefallen hat, wie er im Champions-League-Finale allein gelassen wurde. So etwas darf einem Spieler des FC Bayern nicht passieren”, so Sammer. Eine Mannschaft brauche Individualisten wie ihn. „Ob Arjen darüber hinaus ein Führungsspieler werden kann, kann ich noch nicht sagen. Da muss ich ihn erst besser kennen lernen”, so Sammer.

Jugendarbeit: Sammer: „Wir brauchen einen Vereinsweg. Eine gemeinsame Philosophie, auf die wir uns im gesamten Klub einigen.” Das bedeute nicht zwangsläufig, dass alle Jugendteams das selbe System spielen müssten wie die Profis. Aber gemeinsame Leitlinien bräuchte es. Diese zu entwickeln sei und vor allem die Aufgabe seines wissenschaftlichen Mitarbeiters Karsten Schumann, der auch am Gardasee dabei ist. 

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