Matthäus: "So kenne ich den Jupp gar nicht"

Lothar Matthäus, in Gladbach von Heynckes geformt, wundert sich über die Reizbarkeit des Trainers. Er sieht den Fehler darin, dass im Winter keine neuen Stars geholt wurden.
von  Patrick Strasser
Angespannt? Genervt? Gereizt? Trainer Jupp Heynckes wirkte bei der Arbeit am Mittwoch konzentriert und ruhig, feuerte seine Spieler an und forderte: „Immer bei der Sache sein, Männer! Lothar Matthäus im Interview.
Angespannt? Genervt? Gereizt? Trainer Jupp Heynckes wirkte bei der Arbeit am Mittwoch konzentriert und ruhig, feuerte seine Spieler an und forderte: „Immer bei der Sache sein, Männer! Lothar Matthäus im Interview. © dpa

Lothar Matthäus, einst in Gladbach von Heynckes geformt, wundert sich über die Reizbarkeit des Bayern-Trainers. Er sieht den Fehler aber darin, dass im Winter keine neuen Stars geholt wurden.

AZ: Herr Matthäus, beim FC Bayern trägt die Hoffnung dieser Tage einen Namen: Bastian Schweinsteiger. Der Mittelfeld-Chef hat seit Montag wieder mittrainiert, ein Comeback nach seiner Verletzungspause steht kurz bevor. Hoffnungsträger, Heilsbringer – ein wenig viel der Last?

LOTHAR MATTHÄUS: Erstmal muss ich sagen: Es wäre doch schade, wenn der FC Bayern von einem Spieler abhängig wäre. Bastians Ausfall sollte kompensiert werden können bei diesem Spielerkader.

Richtig! „Sollte“ – klappt aber vor allem auswärts und bei Rückständen nicht.

Gegen Schalke ging es auch ohne ihn. Und die Auswärtsschwäche plagt die Bayern schon ein Jahr. Natürlich ist er ein wichtiger, dominanter Spieler. Einer, der den Unterschied ausmachen kann. Mit seiner Persönlichkeit, seiner Ausstrahlung und seiner Qualität kann er der Mannschaft helfen, hat damit Einfluss auf die gesamte Mannschaft. Die anderen können sich an ihm hochziehen.

Reichen nach einem Außenbandriss im Sprunggelenk zwei, drei Trainingseinheiten ohne richtige Zweikämpfe?

Wenn der Arzt grünes Licht gibt, dann ja. Das geht schnell. Aber er hat vier Wochen nicht gespielt. Man kann jetzt von Bastian keine Höchstleistungen erwarten, schon vor seiner erneuten Verletzung hat er nicht auf höchstem Niveau spielen können. Da hatte er sich gerade nach seinem Schlüsselbeinbruch herangekämpft.

Erst Hoffenheim, dann am Dienstag Basel. Zwei Heimspiele, die der FC Bayern gewinnen muss.

Und wird! Da bin ich mir sicher. Sie werden sich gegen Hoffenheim Selbstvertrauen für das wichtige Rückspiel gegen Basel (0:1 im Hinspiel, d.Red.) holen. Und gegen Basel werden sie ihr wahres Gesicht zeigen.

Das dürfte auch Trainer Jupp Heynckes wieder etwas aus der Kritik nehmen.

Es ist doch ganz normal, dass man über den Trainer redet, wenn es nicht so läuft. Aber der Jupp kennt das Geschäft – besser als jeder andere. Er hat immer sehr erfolgreich gearbeitet, hat enorm viel Lebenserfahrung.

Und Sie damals bei Mönchengladbach groß gemacht.

Ich hoffe, dass er sich jetzt nicht anstecken lässt von der Unruhe. Am Samstag nach dem 0:2 in Leverkusen hat er sehr energisch auf die Frage eines Sky-Reporters reagiert.

Er sei hier „als Trainer und nicht als Freund“, antwortete Heynckes.

J a, ziemlich genervt. So kenne ich den Jupp gar nicht. Denn so weit ich weiß, steht die Mannschaft hinter ihm, er erreicht die Spieler. Heynckes’ Aufgabe ist es, Ruhe und Sicherheit auszustrahlen. Siege sind das beste Argument.

Warum hat man sieben Punkte Rückstand zum BVB?

Weil Gomez das Tor nicht trifft. Weil Neuer an einer Flanke vorbeifliegt. Weil man hinten nicht sattelfest ist – und dann ist es die Schuld des Trainers? Alle haben Fehler gemacht. Die Spieler, der Trainer, die Verantwortlichen. Vermutlich ist man jetzt schlauer, und es wäre im Sinne des Konkurrenzkampfes und der Alternativen doch besser gewesen, in der Winterpause neue Spieler zu verpflichten.

Wird Dortmund Meister?

Sieht so aus. Und das kratzt am Ego der Bayern. Man hat zu viele Unruheherde. Dortmund macht das besser. Als sie acht Punkte hinter Bayern waren, als sie aus der Champions-League raus sind, stets blieben sie ruhig. Das ist der Unterschied. 

 

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