Martin Schmitt im AZ-Interview über Trainingseinheit beim FC Bayern München

Der Ex-Skispringer aus Freiburg gewann zweimal den Gesamtweltcup (1999, 2000) und wurde Olympiasieger mit der Mannschaft (2002).
AZ: Herr Schmitt, die Skisprungsaison läuft zwar auch, heute steht aber ein anderes Sportereignis an: Der FC Bayern spielt bei Ihrem Lieblingsverein, dem SC Freiburg.
MARTIN SCHMITT: Ich bin leider nicht zu Hause und kann das Spiel nicht im Stadion anschauen, verfolge das aber natürlich. Nach der Winterpause ist es wichtig, wieder gut reinzukommen. Da ist es für den SC natürlich schwierig, gleich den FC Bayern als Gegner zu haben.
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Kann Freiburg die Bayern trotzdem ärgern?
Der SC wird sich nicht schon vorher aufgeben und es den Bayern so schwer wie möglich machen. Ich hoffe auf ein spannendes Spiel. Bayern kann ja noch so viel Punkte holen, da könnten Sie ruhig einen an Freiburg abgeben (lacht).
Können Sie sich auf die Spiele gegen die mittlerweile scheinbar übermächtigen Münchner noch so richtig Freude?
Bayern hat ja eine Super-Mannschaft. Es ist doch toll, so ein Team spielen und Fußball auf dem allerhöchsten Niveau zu sehen. Aber beide Vereine arbeiten auf ihre Weise im Rahmen ihrer jeweiligen Möglichkeiten herausragend. Deshalb habe ich auch Sympathien für beide Klubs.
Wie kommt das?
Als Kind war ich sogar großer Bayern-Fan. Freiburg ist ja erst 1993 aufgestiegen. Und als Kind braucht man natürlich auch einen Bundesligaverein. Dann ist eine wahnsinnige Euphorie hier in der Region entstanden, und ich bin auch nach Freiburg gezogen, wohne jetzt seit vielen Jahren dort. Da ist mit dem heimischen Klub eine große Verbindung gewachsen. Mit meiner Sympathie für Bayern gibt es keinen Konflikt, weil man sich meistens ja nicht auf Augenhöhe in der Tabelle begegnet. Ich sehe eben gerne guten Fußball. Und da trägt Bayern viel dazu bei.
Stürmer Nils Petersen hat wie Sie eine Bayern-Vergangenheit und hält es jetzt mit Freiburg.
Seine Bayern-Zeit hat er sich wahrscheinlich etwas anders vorgestellt. In Freiburg fühlt er sich jetzt total wohl und bringt seine Leistung. Er ist immer für ein Tor gut. Ich hoffe, dass er seinen alten Kollegen auch am Freitag eins einschenkt.
Steht SC-Trainer Christian Streich für diese etwas andere Freiburger Gelassenheit
Er ist ein herausragender Trainer mit großen fachlichen Qualitäten, und der Erfolg gibt ihm recht. Er lebt Fußball und ist mit Leidenschaft dabei. Wie er hinter seinen Spielern steht und sie schützt, ist beeindruckend. Er ist schon eine Symbolfigur für den Freiburger Fußball. Er ist anders, verstellt sich nicht und ist eben wie er ist. Das macht ihn sympathisch.
Gegen die SC-Traditionself sind Sie ja sogar schon ein paar Male angetreten.
Das stimmt, ist aber schon über zehn Jahre her. Gegen die Traditionsmannschaft des SC Freiburg haben unter anderem Sven Hannawald und ich damals regelmäßig bei Benefizspielen mitgespielt. Für uns Skispringer war es schön, auch mal anderen Sport zu machen.
Sind Sie da auch auf die Freiburger Vereinslegende Joachim Löw getroffen?
Er war ab und zu dabei, das war aber noch vor seiner Zeit als Bundestrainer. Es waren immer nette Treffen, total entspannt. Ich habe Löw als sympathisch, offen und auch an anderen Sportarten interessiert kennengelernt. In der Region freut man sich schon, dass der Bundestrainer, der von hier stammt, so erfolgreich ist und dazu beiträgt, dass man als Fußballfan bei EM und WM so viel Spaß hat.
Sie haben auch mal bei den Profis des FC Bayern mittrainiert. Wie kam das?
Unmittelbar nach der Saison 1998/99 hatte ich die Möglichkeit, an einer Trainingseinheit des FC Bayern teilzunehmen. Ich bin richtig gut von der Mannschaft aufgenommen worden, und es war sehr beeindruckend, fußballerische Weltklasse einmal direkt zu erleben. Es war für mich eine große Ehre und ein super Erlebnis. Toll, dass mir Ottmar Hitzfeld und der FC Bayern das damals ermöglicht haben.
Als TV-Experten waren Sie zuletzt gemeinsam mit Sven Hannawald bei der Vierschanzentournee. Kommen da Erinnerungen auf?
Wir kennen uns schon lange, und unsere gemeinsame Tätigkeit für Eurosport macht viel Spaß. Wir leben da aber mehr im Moment, wollen unseren Job gut machen und weniger in Erinnerungen schwelgen.
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Reizt es Sie, zum Spaß mal wieder selbst zu springen?
Es macht natürlich schon Lust, wenn man da so an der Schanze ist und zuschaut. Ich weiß aber auch, was alles dazu gehört. Ich habe mit meiner Karriere abgeschlossen. Skispringen ist nicht der Sport, den man so locker-leicht hobbymäßig betreiben kann.
Auch auf kleineren Schanzen nicht?
Ich bin ja ein bisschen was gewohnt, da machen kleine Schanzen nicht so viel Spaß. Und bei großen Schanzen wird es gleich wieder gefährlich. Man muss dafür schon trainieren. Und wenn ich wieder springen würde, hätte ich auch den Ehrgeiz, es gut machen zu wollen. Das wäre mit großem Aufwand und einem gewissen Risiko verbunden, wenn man sich an ein Limit rantastet. Dem will ich mich als Hobby nicht aussetzen.
Neben ihrer Tätigkeit als TV-Experte haben Sie unter anderem auch den Trainerschein erworben. Wollen Sie zukünftig auch als Trainer arbeiten?
Im Moment bin ich ganz zufrieden, die Arbeit als TV-Experte macht mir viel Spaß. Mit unserer Beratungs-Agentur ASP Sports habe ich viel zu tun. Da fehlt die Zeit, noch zusätzlich als Trainer zu arbeiten. Grundsätzlich habe ich das aber schon im Hinterkopf, und mittelfristig ist das eine sehr reizvolle Aufgabe für mich.