„Maccabi ist eine Macht“

Hier erklärt Israel-Kenner Matthäus, warum die Bayern aufpassen müssen gegen Haifa– und warum er in dem kriegsgeschüttelten Land trotz aller Krisen nie Angst bekommen hat
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Hier erklärt Israel-Kenner Matthäus, warum die Bayern aufpassen müssen gegen Haifa– und warum er in dem kriegsgeschüttelten Land trotz aller Krisen nie Angst bekommen hat

AZ: Herr Matthäus, die Bayern starten in Israel in die Champions-League-Saison, es geht gegen Maccabi Haifa. Sie haben bis Juni für ein Jahr den Erstligisten Maccabi Netanya trainiert. Was erwartet den FC Bayern?

LOTHAR MATTHÄUS: Eine ganz diffizile Geschichte. Ich war bei Red Bull Salzburg im Stadion, als sie das Hinspiel mit 1:2 gegen Haifa verloren haben. Da war Maccabi beeindruckend gut, eine sehr souveräne Mannschaft, sehr diszipliniert. Die Bayern müssen aufpassen!

Doch weder die Nationalelf Israels noch die Klubmannschaften haben große Erfolge vorzuweisen.

Maccabi Haifa ist der am besten organisierte Verein Israels, wird von Präsident Yaakov Shachar professionell wie ein europäischer Verein geführt. Das überträgt sich auf die Mannschaft.

Wie meinen Sie das?

Die Infrastruktur und das ganze Drumherum lassen in Israel oft zu wünschen übrig, das habe ich selbst erfahren müssen – zum Teil fehlt einfach das Geld. Aber Maccabi Haifa hat eine sehr gute Mannschaft, die am Wochenende den dritten Sieg im dritten Spiel (3:1 gegen Aufsteiger Hapoel Ramat Gan, d. Red.) feiern konnte. Maccabi ist eine Macht. Die Stärke der Mannschaft liegt in der Offensive, die werden sich gegen Bayern nicht hinten rein stellen. Die greifen mutig an, wollen das Spiel bestimmen. Sie spielen eher südamerikanisch. Herauszuheben sind der Kolumbianer John Giero Kolma, der Brasilianer Gustavo Boccoli und der südafrikanische Nationalspieler Tsepo Masilela sowie natürlich der Kapitän Yaniv Katan.

Sie klingen begeistert. Maccabi Haifa wird doch auch Schwächen haben.

Klar, die Defensive. Das ist der Schwachpunkte. Da haben sie im Zentrum große, eher unbewegliche Leute. Die linke Abwehrseite ist die Achillesferse, das ist die Chance für Arjen Robben, der ja über rechts angreift.

Vor fünf Jahren siegten die Bayern gegen Maccabi Tel Aviv 1:0 und 5:1.

Das kann man nicht vergleichen. Haifa ist viel stärker, kann in der Gruppe mit Juventus und Bordeaux sicher für eine Überraschung sorgen. Haifa darf allerdings nicht im Heimstadion antreten.

Ein großer Nachteil?

Ich glaube nicht. Das Stadion „Ramat Gan“ ist mit 40000 Zuschauern ausverkauft, es wird sich eine Wagenkolonne aus dem Norden auf den Weg nach Tel Aviv machen. Die Bayern werden sich übrigens wundern, in welchem Top-Zustand der Rasen ist. Traumhaft – dank des Klimas.

Könnte das ein Nachteil für Bayern sein: die weitestmögliche Anreise in der Champions League, auch abends hat es noch knapp 30 Grad.

Ach, ich bitte Sie. Das sind Profis! Der Flug von München dauert dreieinhalb Stunden, da haben sie allen Komfort. Nach der Landung sind sie mit dem Bus in 20 Minuten im Hotel. Ganz easy.

Wie denken Sie im Rückblick über Ihre Zeit in Israel?

Leider hatte der Verein zu wenig Geld, um in die Infrastruktur zu investieren. So konnten wir langfristig keinen Erfolg haben. Die Menschen in Israel waren toll, unglaublich gastfreundlich. Eine sehr wertvolle Zeit für Liliana und mich.

Auch in den Zeiten des Krieges im Gaza-Streifen im letzten Winter, als Liga-Spiele ausgesetzt wurden?

Die Menschen gehen mit einem Krieg um, als wäre es Normalität. So traurig das alles sein mag – für den Alltag ist es auch gut so. Und in Netanya war alles ruhig. Wir haben nie Angst gehabt.

Zurück zu den Bayern: Was trauen Sie ihnen in dieser Champions-League-Serie zu?

Wenn sie das Viertelfinale erreichen, wäre das ein riesiger Erfolg. Es gab viele Veränderungen: Mit van Gaal ein neuer Trainer, viele neue Spieler. Man sollte bescheiden bleiben. Bis man an die großen Klubs in England und Spanien herankommt, fehlen noch einige Schritte.

Interview: Patrick Strasser

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