Interview

Lothar Matthäus über FC-Bayern-Neuzugang: "Bischof war der Kimmich bei Hoffenheim"

Lothar Matthäus spricht im AZ-Interview über den Bayern-Neuzugang, der erstmals fürs DFB-Team nominiert wurde, über Sandro Wagner als möglichen Augsburg-Trainer und die Personalie Florian Wirtz.
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Ehemaliger Spieler des FC Bayern: Sky-Experte Lothar Matthäus.
Ehemaliger Spieler des FC Bayern: Sky-Experte Lothar Matthäus. © IMAGO

AZ: Herr Matthäus, es gibt Berichte, dass Sandro Wagner neuer Trainer des FC Augsburg werden könnte – als Nachfolger von Jess Thorup. Wagner hatte vor kurzem seinen Abschied als DFB-Co-Trainer bekanntgegeben. Würde das passen mit Wagner beim FCA?
LOTHAR MATTHÄUS: Natürlich wird Sandro Wagner gespielt – bei mehreren Klubs. Er ist ein aufstrebender Trainer, hat bei der Nationalmannschaft und zuvor schon bei Unterhaching Erfahrung gesammelt. Aber erst mal muss er seinen Trainerschein fertig machen – sonst müsste man ja bei jedem Verein, der jetzt gehandelt wird, eine Konstellation finden mit einem zweiten Mann, der schon die Lizenz hat. Deswegen hat es mich gewundert, dass Wagner beim DFB aufgehört hat. Ich hätte ihm das Jahr noch gewünscht. Erstens, weil er seinen Trainerschein hätte machen können. Denn tagtäglich bist du beim DFB ja nicht beschäftigt. Da hätte er das nebenbei machen können. Und zweitens hat er die Weltmeisterschaft 2026 sausen lassen. Das war für mich überraschend. Ich wünsche ihm viel Glück, dass er einen Verein findet und seinen Weg als Trainer weitergeht wie in den vergangenen vier, fünf Jahren.

Startet Sandro Wagner beim FC Augsburg? Das sagt Lothar Matthäus zu den Spekulationen.
Startet Sandro Wagner beim FC Augsburg? Das sagt Lothar Matthäus zu den Spekulationen. © Andreas Arnold/dpa

Wäre Augsburg denn ein guter Klub, um als Cheftrainer einzusteigen?
Wagner muss überzeugt sein, der Verein muss überzeugt sein. Ich weiß nicht, wo Augsburg hin will. Der Verein war jetzt 14 Jahre in der Bundesliga. Natürlich hat Augsburg nicht die Möglichkeiten wie Leipzig oder Stuttgart, diese Vereine sind größer. Ich glaube, dass Augsburg in den vergangenen Monaten einige Punkte liegen gelassen hat – aber das haben andere Mannschaften auch. Der Trainer Jess Thorup passt meiner Meinung nach zu Augsburg, deswegen würde ich nicht groß über ihn nachdenken, auch wenn ich seine tagtägliche Arbeit nicht kenne. Wagner muss für sich entscheiden, wo er sich am wohlsten führt. Sein Name wurde ja auch schon in Wolfsburg, Hoffenheim, Leverkusen oder Leipzig gehandelt. Wenn er sagt, dass er eher in den sicheren Gefilden im Mittelfeld anfangen möchte und nicht gleich unter Druck stehen möchte, Europa erreichen zu müssen, dann ist er intelligent genug, um zu wissen, was er macht.

Matthäus: "Habe Bischof schon seit einem Jahr auf dem Schirm"

Bei der DFB-Nominierung fürs Final Four der Nations League waren Überraschungen dabei: Bayern-Neuzugang Tom Bischof wurde erstmals berufen von Julian Nagelsmann, der Mainzer Stürmer Jonathan Burkardt hingegen nicht. Wie bewerten Sie diese Entscheidungen?
Burkardt hat eine sehr gute Saison gespielt, das hat mich überrascht. Und das tut mir auch leid für ihn. Er ist Kapitän und das Gesicht von Mainz 05, er war mit seinen Toren maßgeblich verantwortlich dafür, dass Mainz nächste Saison in der Conference League spielt. Es ist auch überraschend, dass Niclas Füllkrug zurückkommt. Er ist ein ganz anderer Spielertyp, der Neuner vorne drin. Burkardt ist einer, der auch mal über die Flügel kommt, ein zweiter Stürmer wie auch Deniz Undav oder Nick Woltemade. Das sind keine Stürmer, die sich nur vorne im Strafraum wohlfühlen wie Füllkrug. Auch Harry Kane ist so ein Stürmer, der sich gerne fallen lässt. Ich könnte mir vorstellen, dass das ausschlaggebend war, dass Füllkrug den Vorzug vor Burkardt bekommen hat. In dem Fall, sage ich jetzt mal, ist es nicht unbedingt um Leistung gegangen. Füllkrug war lange verletzt, er hat mit West Ham auch nicht die Saison gespielt, die er sich vielleicht vorgestellt hat. Aber der Trainer hat seine Gedanken. Füllkrug ist wahrscheinlich der Spieler, der besser in Nagelsmanns Konzept passt. 

Wie sehen Sie Tom Bischof?
Ich habe Bischof schon seit einem Jahr auf dem Schirm, Woltemade schon mehr als zwei Jahre, als er noch Zehn-Minuten-Einsätze bei Bremen hatte. Da habe ich Woltemade bei Sky immer gelobt, und die Leute haben mich gefragt: Was siehst du bei dem? Ich habe damals schon das gesehen, was jetzt auch der VfB Stuttgart und Julian Nagelsmann bei ihm gesehen haben. Ich habe Wolff Fuss (Sky-Kommentator, d.Red.) immer gesagt: Schau mal, wie der sich bewegt. Daher habe ich fest mit Woltemade gerechnet. Bischof wäre für mich der Spieler gewesen, der in den nächsten ein, zwei Jahren reinkommt.

Neu-Bayer ab Sommer: Tom Bischof wechselt ablösefrei von der TSG Hoffenheim nach München.
Neu-Bayer ab Sommer: Tom Bischof wechselt ablösefrei von der TSG Hoffenheim nach München. © IMAGO / Sven Simon

Bayern-Neuzugang Bischof "ist ist sehr reif für sein Alter"

Jetzt noch nicht?
Es ist jetzt sehr schnell gegangen. Er war eigentlich so der Joshua Kimmich oder Angelo Stiller bei Hoffenheim, der Spielgestalter. Ich habe ihn als RTL-Experte häufiger in der Europa League verfolgt und in der Bundesliga. Ich habe mich nur gewundert, dass man dem Jungen jetzt den Kopf richtig vollmacht: Bayern-Wechsel, Klub-WM, vorher noch die Nations League – ich hoffe, dass es der Junge verarbeitet, er scheint mir stabil zu sein. Aber es war jetzt ein bisschen viel, deswegen hätte ich jetzt gedacht: Es gibt ja auch noch die U21-Europameisterschaft, bei der er hätte spielen können. Ich hoffe, dass man ihn zumindest medial ein bisschen raushält. Das muss man mit 19 Jahren erst mal alles verarbeiten. Aber er ist sehr reif für sein Alter. Was er auf dem Fußballplatz bislang gezeigt hat, hat mir sehr gut gefallen. Ähnlich wie Kimmich schießt er die Eckbälle und Freistöße, wird gesucht von seinen Mitspielern. Und das mit 19 bei einem Bundesligaverein. Das zeigt dann schon, dass er in der Kabine und in der Mannschaft ein besonderes Standing hat.

Hoeneß' Wunschspieler: Wohin führt der Weg von Leverkusen-Star Florian Wirtz?
Hoeneß' Wunschspieler: Wohin führt der Weg von Leverkusen-Star Florian Wirtz? © Rolf Vennenbernd/dpa

Wie ist Ihre Prognose bei Florian Wirtz und Jonathan Tah: Werden beide noch vor der Klub-WM von Leverkusen zum FC Bayern wechseln?
Das könnte ich mir vorstellen, es ist im Bereich des Möglichen. Aber hundertprozentig bin ich mir nicht sicher. Ich weiß nicht, was Bayern München für Wirtz bezahlen wird. Leverkusen wird schon ein bisschen stur bleiben bei diesen 150 Millionen Euro, das hat Fernando Carro gesagt. Tah könnte ich mir früher vorstellen, weil mit ihm alles frei verhandelbar ist. Da ist kein Dritter mehr dabei. Bei Wirtz ist Leverkusen noch mit im Boot, deshalb gehe ich davon aus, dass sich Bayern schneller mit Tah einig sein könnte als mit Wirtz.

 

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