Kroos: "Jetzt arbeiten alle mit!"
AZ: Herr Kroos, Leverkusen – Barcelona in der Champions League 1:3. Haben Sie zugeschaut?
TONI KROOS: Klar, ich kenn’ ja noch viele in der Mannschaft, hab’ noch Kontakt nach Leverkusen. Ich guck’ immer ganz gern Spiele von Leverkusen. In der zweiten Hälfte haben sie sich ja ganz gut gewehrt – nach der ängstlichen ersten Halbzeit. Die Chancen aufs Weiterkommen sind ja klein gewesen – jetzt sind sie weg.
Und bei Barcelona – schaut man sich da was ab?
Es ist nach wie vor die beste Mannschaft der Welt, da gibt’s immer Sachen, wo man draufschauen kann. Nicht abschauen oder als Vorbild nehmen, aber es wird einfach sehr guter Fußball gespielt. Aber ich glaube, dass wir auch schon kein schlechtes Niveau haben. Wir müssen unseren eigenen Weg gehen, unserer eigenen Philosophie folgen.
Barcelona hat hochklassige Offensivkräfte – genauso wie Bayern. Kann man das vergleichen?
Schwerlich. Die Spielertypen sind schon sehr anders, auf allen Positionen.
Wie oft haben Sie Barcelona in dieser Saison gesehen?
Nur ein paar Mal in der Champions League. Die spanische Liga wird ja bei uns nicht gezeigt.
Läuft bei Ihnen oft Fußball oder langt es dann auch mal?
Wenn hier und da ein interessantes Champions-League-Spiel ist. Bundesliga auch nur, wenn’s mich interessiert. Aber nicht mehr so viel wie früher. Es ist auch gut, wenn mal kein Fußball läuft.
Spielen Sie noch Comunio?
Ist auch weniger geworden.
Mehr Zeit für Lennox und Julius, Ihre beiden Beagles.
Das tut gut zum Abschalten, gerade wenn man in englischen Wochen heimkommt. Das macht Spaß mit denen.
Für Laien sehen die ähnlich aus. Verwechseln Sie die schon mal?
Nee, man kann die schon unterscheiden. Das wäre schlimm, wenn ich das nicht könnte, wo ich doch jeden Tag mit denen zusammen bin! Kopf und Farbe sind schon unterschiedlich.
Wie sieht’s mit anderen Sportarten aus bei Ihnen?
Tennis! Eine tolle Sportart! Schaue und spiele ich gern, relativ oft sogar in den letzten ein, zwei Jahren.
Nur im Urlaub, oder?
Wenn wir mal keine englische Woche haben, kann man an einem freien Tag schon mal nachmittags eine Stunde Tennis spielen.
Mit Freundin Jessica?
Eher mit einem Kumpel oder Tennislehrer.
Und Badminton? Ihre Mutter war mal DDR-Meisterin.
Ich hab’ in der Jugend gespielt, könnte es wahrscheinlich noch, hab’ aber ewig nicht mehr gespielt. Ein Super-Sport als Ausgleich zum Fußball. Macht riesig Spaß.
Wie geht’s Felix, dem kleinen Bruder (spielt bei Bremen, die Red.)? Machen Sie immer noch zusammen Urlaub?
Ja. Während der Saison sehen wir uns wenig. Er hat bei Werder Bremen einen ähnlich engen Zeitplan. Da wir uns viel zu selten sehen, nutzen wir den Urlaub. Wir haben echt ein Top-Verhältnis.
Auf dem Platz begegnen Sie sich nicht mehr, Felix ist ins Drittliga-Team gerutscht.
Letzte Saison hat er fünf Spiele in der Bundesliga gemacht, nun spielt er konstant in der zweiten Mannschaft. Schwer zu sagen, ob noch eine Chance kommt. Da kommt bestimmt irgendwann ein Wechsel infrage. Vielleicht kann er in der 2. Liga Praxis sammeln.
Sie spielen jetzt endlich auf Ihrer Lieblingsposition im zentralen offensiven Mittelfeld Haben Sie dort nun die meisten Freiheiten bei Bayern?
Würde ich gar nicht mal so sagen. Seit wir umgestellt haben, arbeiten wirklich alle mit. Nicht umsonst haben wir in den beiden Spielen kein Gegentor bekommen. Wir haben wieder dazu gefunden, dass alle elf in der Defensive arbeiten, so wie wir das lange Zeit in der Vorrunde hatten. Bei Ballbesitz haben die Offensivspieler schon Freiheiten, damit sie ihre Kreativität ausleben und intuitiv spielen können. Aber bei Ballbesitz des Gegners gibt’s wenig Freiheiten, da hat jeder mitzuarbeiten. Wenn wir das so machen wie in den letzten beiden Spielen, ist es auch für die Gegner schwer, Tore gegen uns zu schießen.
Gegen Kaiserslautern fiel auf, dass die Offensiven häufig die Positionen wechselten.
Wir haben flüssig gespielt. Der Ball lief so schon gut, und dann hatten wir ab und zu Situationen mit einem langen Ball. Das bringt den Gegner durcheinander. Ich denke, alle hatten von der Form her einen Aufschwung.
In Stuttgart versprühten Sie unglaublichen Tordrang.
Das gehört auf dieser Position dazu, anders als auf der Sechs, wo man nicht so viele Abschlüsse und Offensivaktionen hat. Aber ich glaube, ich bin in der Lage, die zu haben.
Im Sommer kommt mit Xherdan Shaqiri ein sehr selbstbewusster Spieler. Wie haben Sie ihn auf dem Feld erlebt?
Aus der Baseler Mannschaft sticht er raus, weil er ein sehr guter Fußballer ist – sonst hätte sich Bayern sicher nicht für ihn entschieden.
Am liebsten spielt er auf der Zehn, Ihrer Position.
Selbstbewusstsein braucht man in der Mannschaft. Am Ende muss er sein Können auf dem Platz zeigen – und wenn er das macht, spielt er. Bei mir klappt es in dieser Saison hervorragend – vor allem auf der Zehn. Aber das hat alles noch ein bisschen Zeit.