Keine Einsatzgarantie für Timoschtschuk - Lässt Van Gaal Reservist Ottl spielen?
Bayern-Trainer van Gaal sieht nach dem van Bommel-Ausfall den Ukrainer keinesfalls als gesetzt und im Reservisten Andreas Ottl „eine Alternative“. Franck Ribéry soll gegen Werder sein Comeback feiern, wenn auch nur ein kurzes.
MÜNCHEN Vielleicht würde man es erst auf den zweiten Blick erkennen: Da betritt ein Bayern-Spieler mit blonden Haaren am Samstag gegen Werder Bremen (15.30 Uhr) das Feld. In der Startaufstellung nimmt er den Platz des verletzten Kapitäns Mark van Bommel ein, die Rolle des zentralen Abräumers vor der Abwehr. Spätestens nach dem Anpfiff hätte es dann jedoch wohl jeder der über 60000 Zuschauer in der ausverkauften Allianz Arena bemerkt: Dieser "Sechser" ist nicht der blonde 11-Millionen-Euro Mann Anatolij Timoschtschuk. Es ist der blonde Reservist Andreas Ottl.
Louis van Gaal lässt sich ungern in die Karten schauen, doch am Freitag machte er klar: Der Ukrainer Timoschtschuk ist nach dem Ausfall von Mark van Bommel keinesfalls gesetzt. „Er kann spielen, muss aber nicht – das ist ein Unterschied“, sagte van Gaal und meinte weiter: „Es gibt immer mehrere Alternativen“. Eine davon sei Reservist Andreas Ottl.
Das ist durchaus eine Überraschung. Sollte tatsächlich der Bandücker Ottl den verletzten Kapitän van Bommel ersetzen, wäre das eine sensationelle Personalrochade. Und ein herber Rückschlag für Timoschtschuk. Der Neuzugang galt als gesetzt, nachdem bekannt wurde, dass Stammkraft van Bommel wegen seines Zehenbruchs für rund vier Wochen ausfallen wird. Auch der Ukrainer selbst gab sich angriffslustig nachdem er am ersten Spieltag gegen Hoffenheim noch die Bank drücken musste. „Ich bin mehr als überzeugt, mir nun einen Stammplatz erkämpfen zu können“, sagte er. Doch diese Gewissheit will ihm van Gaal offenbar nicht geben.
Ribéry vor Comeback
Bessere Karten beim Bayern-Coach scheint indes Franck Ribéry zu haben. Als wesentliche Säule im System des Holländers gilt der Franzose, der als freischaffender Künstler und zentraler Spielmacher seine kreative Ader ausleben soll. Doch was sagt der Künstler selbst zu den Plänen? „Er macht auf mich den Eindruck, als würde er lieber auf Links spielen – aber er ist offen für die Zehn“, erklärte van Gaal. Gegen Bremen wird Ribéry jedoch zunächst geschont werden, van Gaal will ihn maximal "20 bis 30 Minuten" Spielzeit schenken.
„Es ist gut, dass er 25 Minuten ohne Probleme gespielt hat“, sagte van Gaal über den Kurzeinsatz des Franzosen beim 1:0-Sieg seiner Landesauswahl gegen die Färöer Inseln am Mittwoch. „Keine Reaktion“ zeige das zuletzt lädierte Knie von Ribéry, doch der künftige Bayern-Spielmacher müsse erst noch in seinen „Spielrhythmus“ finden. Das gilt wohl auch für das Team insgesamt.
Nach dem eher mäßigen 1:1 in Hoffenheim gilt es am Samstag die bittere Heimpleite der vergangenen Saison nachträglich zu reparieren. „Werder ist nicht mehr das Werder Bremen des 5:2-Sieges des letzten Jahres – und auch Bayern München nicht“, meinte van Gaal. Sorgen macht dem 58-Jährige eher die kurze Vorbereitungszeit auf die Partie gegen Werder. „Das ist nach Länderspielen immer schwierig. Ich musste den Spielern mehr Ruhe geben als zu trainieren.“
Was geht in den Köpfen der Stars vor?
Doch es sind nicht allein die körperlichen Befindlichkeiten, auf die van Gaal größten Wert legt. Auch am Tag vor dem Werder-Spiel verwies der Coach mal wieder auf sein „ganzheitliches Prinzip“, das in etwa so viel bedeutet wie: „Läuft’s im Privaten rund, klappt‘s auch auf dem Platz.“ Darum will der Trainer genau wissen, was in den Köpfen seiner Stars vorgeht. Dafür lässt er sein Personal sogar Fragebögen ausfüllen, in denen die Spieler Auskünfte zu ihrer Seelenlage geben sollen.
Fragen wie „Kannst du gut schlafen?“ oder „Wie fühlst du dich nach dem Training?“ gilt es da zu beantworten. Die Ergebnisse wertet Teampsychologe Philipp Laux aus. Wie Anatolij Timoschtschuk und Andreas Ottl im Psychotest abgeschnitten haben ist nicht bekannt. Doch van Gaal wird den van Bommel-Job wohl nicht nur aufgrund der aktuellen Gefühlslage vergeben. Denn der Trainer gab auch zu bedenken: „Fußball kann man nicht nur mit dem Gehirn spielen. Leider.“
rke