Jupp Heynckes: Schöne Grüße an Pep

Jupp Heynckes macht Guardiola Druck – und sorgt für Verwirrung, als er scheinbar nebenbei Lewandowskis Transfer als quasi perfekt meldet.
Gunnar Jans |
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London - Für den trockensten Humor im Trainerstab ist immer noch Hermann Gerland zuständig, das war auch in dieser Nacht nicht anders. Also schnappte sich der Assistent von Jupp Heynckes beim Bankett im Ballsaal des Grosvenor House das Mikro und hielt eine Ansprache für „Josef, heute Champions-League-Sieger“. „Ich habe einen Wunsch“, begann Gerland die Rede auf seinen Chef Jupp Heynckes, nämlich: „Ich möchte, dass du endlich mal ein bisschen locker bist. Denn irgendwann kommt für uns der Sensenmann. Du kommst in den Himmel und ich in die Hölle – aber heute müssen wir noch die Sau rauslassen!“

Heynckes lachte lauthals, wie so oft an diesem Abend, er weiß ja selber, dass er oft nicht raus kann aus seiner Haut. In seiner eigenen Rede ist er lieber auf die Freude eingegangen, die er „für die Generation Schweinsteiger/Lahm“ empfinde, auf die „außergewöhnlichste Mannschaft, die ich je trainiert habe“ und darauf, „wie glücklich ich bin, dass ich solche Jungs hier habe“. Und als der ganze Saal, fast 2000 Gäste dann in ein langes „Jupp-Jupp-Jupp“ einstimmte, lächelte er glücklich in sich hinein. Die Genugtuung war ihm anzusehen.

Bei der internationalen Pressekonferenz hatte er ihr deutlicher Ausdruck verliehen. Als er nach seiner Zukunft befragt wurde, klang er gekränkt – und erklärte, sein Entschluss, bei Bayern in diesem Sommer aufzuhören, habe schon vor einem Jahr festgestanden. „Auch wenn das in Deutschland immer anders dargestellt wird“ – nämlich so, als habe ihn die Guardiola-Verpflichtung aus dem Amt gedrängt. Er schwärmte davon, wie er und sein Team aus dem Chelsea-Drama von 2012 „Kraft geschöpft“ hatten, „wir haben nicht resigniert, sondern noch eine Schippe draufgelegt – das Ergebnis sehen Sie!“ Vorsichtshalber verkündet Heynckes es trotzdem selbst: „Die außergewöhnlichsten Saison der letzten 50 Jahre“ – „eine Leistung, die nicht selbstverständlich ist, nicht alltäglich“.

Das alles ist richtig und Heynckes’ großer Verdienst – und klang doch wie eine herbe Grußadresse an Guardiola. „Ich übergebe meinem Nachfolger eine perfekt organisierte Mannschaft“ – und als sei dies nicht Bürde genug für den Neuen, verkündete Heynckes noch: „Mario Götze wird noch dazukommen, Robert Lewandowski wird auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. Das sind noch zwei Top-Offensivspieler mehr.“

Hoppla! Hatte Heynckes da scheinbar beiläufig mitten in der Finalnacht den spektakulären Stürmertransfer als perfekt gemeldet? Die Nachrichten-Agenturen verkündeten flugs Vollzug im EIL-Modus (sid: „Heynckes bestätigt Lewandowski-Transfer indirekt“), Dortmund-Boss Joachim Watzke stieß der voreilige Vorstoß des scheidenden Bayern-Trainers noch am nächsten Tag sauer auf: „Ich weiß nicht, wie nah Jupp Heynckes am Management des FC Bayern ist. Er sollte sich da raushalten und sich auf die Mannschaftsaufstellung für nächsten Samstag konzentrieren.“ Falscher Alarm, Watzke hatte den Nachsatz von Heynckes nicht gehört, der nicht der baldigen Überweisung der Ablösesummer galt, sondern erneut seinem Nachfolger: „Zwei Top-Offensivspieler mehr, das könnte der Beginn einer neuen Ära sein.“ Mit schönen Grüßen an Pep.

Hinterher lachte Heynckes über die Verwirrung, die er mit dem Lewandowski-Spruch angerichtet hatte: „Ich habe doch nur gesagt, was seine Berater sagen.“ Da war er tatsächlich so locker, wie Hermann Gerland sich das wünscht.

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