Julia Simic: Zu dir? Zu mir? In den OP!
Julia Simic, das Gesicht der Bayern-Frauen, fällt mit Kreuzbandriss für Monate aus: „Ich war am Boden zerstört.“
München - Im Internet ist Julia Simic noch topfit, im neuen Werbevideo für die Fußball-Frauen des FC Bayern. An der Bar spricht sie einen jungen Mann an. Zu dir oder zu mir? „Zu mir“, sagt Simic, „da mach’ ich’s am liebsten.“ Dann: „Ich hab’ schon ganz andere vernascht.“ Nach dem zweideutigen Dialog folgt anstatt eines Duells in den Federn eines mit Ball auf dem Rasen. Simic gewinnt gegen den Typen auf dem Rasen, klar. Aber leider nur im Film.
In der Realität wird Julia Simic sehr, sehr lange nicht mehr auf dem Platz stehen. Die 22-Jährige fällt nach einem weiteren Kreuzbandriss aus, fehlt mindestens ein halbes Jahr. Es ist ein Fall mit besonderer Tragik.
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Als die AZ vergangene Woche mit Simic telefoniert, ist sie bester Laune. Die Spielmacherin des FC Bayern, die die Nummer zehn auf dem Rücken trägt, schwärmt von den Imageclips (im Netz unter: www.mia-san-die-frauen.de), die dem FC Bayern zu mehr Zuschauern verhelfen sollen. Gerade stand sie auf dem Rasen, beim 3:1-Sieg gegen Jena kam sie kurz vor Schluss zu ihrem Comeback und entschied mit einem Traumheber die Partie. Es war alles gut. Bis Dienstag.
Im Training bleibt sie bei einem Zweikampf mit einer Mannschaftskollegin im Rasen hängen, verdreht sich das Knie. „Das hat richtig gescheppert. Der erste Gedanke war: Shit, jetzt muss ich das Ganze nochmal durchmachen. Da gingen mir schon ein paar Sachen durch den Kopf, weil ich auch gleich wusste, dass wieder etwas kaputt ist“, sagt Simic gestern der AZ. Erst im vergangenen September hatte sie sich beim Training mit der Nationalmannschaft das Kreuzband im linken Knie gerissen. Es war ihre allererste Nominierung. Tränen rollten, danach kämpfte sie sich über sieben Monate zurück. Jetzt das.
„Es ist schon schlimm. Ich war am Boden zerstört. Mittlerweile habe ich das auch realisiert, das dauert dann doch ein paar Stunden“, sagt sie. „Da freut man sich, dass man endlich wieder spielen kann, ist heiß. Das ist bitter. Aber es ist nunmal so, ich kann es nicht ändern, auch wenn ich es mir wünschen würde.“ Am Donnerstag wird sie operiert. Wann sie wieder auf dem Spielfeld stehen kann, darüber möchte sie keine genaue Prognose abgeben. „Bei meinem ersten Kreuzbandriss hat es sieben Monate gedauert. Jetzt werde ich mir und dem Knie viel Zeit geben. Sieben, acht Monate kann es dauern.“
Bis auf ihr Kurzcomeback gegen Jena bedeutet das wohl über ein Jahr Fußball-Pause. Ans Karriereende dachte Simic aber nie: „Dafür bin ich noch etwas zu jung. Ich kenne ein paar Mädels und Jungs, die nach einem zweimaligen Kreuzbandriss wieder zurückkamen und normal spielen können. Das hilft mir natürlich auch, solche Leute an meiner Seite zu haben, die das durchgemacht haben.“
Wenn am Ostermontag (13 Uhr, Sportpark Aschheim) der Hamburger SV im Halbfinale des DFB-Pokals bei Bayern gastiert, wird Simic nur zuschauen können. „Ich bin sprachlos, nach der erneuten Hiobsbotschaft. Der Schock sitzt sehr tief“, sagt Managerin Karin Danner, „Mein Mitgefühl ist bei ihr, sie muss jetzt wieder bei Null starten.“ Um dann irgendwann wieder ihre Gegnerinnen vernaschen will. In der Realität auf, dem Platz.
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