Iker Casillas: Der Teilzeit-Heilige
Madrid - War das nicht rührig? Auf die Idee muss man erst einmal kommen, einem Säugling die Miniatur des spanischen Königspokals zu überreichen, ihn mit dem Strampler in der Sitzschale in Position zu bringen und das mit dieser Bildunterschrift zu veröffentlichen: "Su primer título - his first title!" Sein erster Titel.
Denn in seinen winzigen Händen hielt der dreieinhalb Monate alte Martin Casillas Carbonero ja jene originale Mini-Trophäe, die jedem Spieler von Real Madrid vergangenen Mittwoch nach dem Gewinn der Copa del Rey in Valencia überreicht wurde.
Was verdeutlicht, wie sich die Prioritäten bei einem Profi verschoben haben, der seit dem 3. Januar stolzer Vater ist. Anders als viele andere Real-Stars schottet Iker Casillas, die Torwart-Legende, sein Privatleben nicht vollständig von der Öffentlichkeit ab.
Und als die Madrider Entourage im offenen Wagen auf der Placa de Cibeles fuhr, stand ihr 1,85-Meter-Tormann vornean: Der aus der Vorstadt Móstoles stammende Casillas gilt eben noch immer als der Klubheilige – Ikone und Identifikationsfigur "San Iker".
Ins heutige Halbfinale der Champions League geht Casillas als Heiliger in Teilzeit. Unter Trainer Carlo Ancelotti spielt Casillas nur in Cup-Wettbewerben. Immerhin mehr als unter José Mourinho, der ihn oft komplett draußen ließ.
Weshalb es im Estadio Santiago Bernabéu bei Champions-League-Heimspielen immer zu einem besonders warmherzigen Applaus kommt, wenn ihr Liebling erscheint. Dass sich wegen der Teilzeitlösung immer wieder Wechselgerüchte um den fünfmaligen Welttorhüter (2008 - 2012) ranken versteht sich von selbst.
"Ich wünsche mir, dass ich bei Madrid spielen kann, bis ich 40 bin", sagt Casillas dennoch. Das wäre in sieben Jahren.