Hopp: „Franz hat immer Recht“

Milliardär Dietmar Hopp, Geldgeber von Bayerns Gegner TSG Hoffenheim, erklärt worüber er und sein Golfpartner Beckenbauer sich ärgern –und warum er den Rekordmeister bewundert.
AZ: Wer ist der bessere Golfer, Sie oder Franz Beckenbauer?
DIETMAR HOPP: Wir sind etwa gleichwertig, sind aber beide nicht zufrieden mit unseren Handicaps von knapp über 10.
Wie oft spielen Sie denn zusammen?
Zwei bis dreimal im Jahr – zu mehr reicht es dem Franz nicht. Er war jetzt von Sonntag bis Dienstag bei mir in Südfrankreich.
Und Ihr Paradeschlag?
Mein Abschlag ist das wohl.
Wie würden Sie denn Ihr Verhältnis zu Beckenbauer beschreiben und was beeindruckt Sie an ihm?
Wir haben ein völlig unkompliziertes, entspanntes Verhältnis und immer viel Spaß bei unseren Begegnungen. Wir genießen es beide, wenn wir uns treffen können. Was mich beeindruckt, ist seine Ausgeglichenheit und seine Freundlichkeit gegenüber allen Menschen.
In München eckt Franz Beckenbauer manchmal mit seiner offenen Art an, zuletzt im Fall Franck Ribéry?
Das ist schade, denn eigentlich hat der Franz immer Recht – wie auch bei der jüngsten Auseinandersetzung. Ich schätze seine Offenheit, die er auch nicht auf dem „Altar der Diplomatie“ opfert."
Wie würden Sie heute Ihr Verhältnis zu den Bayern beschreiben?
Ich bewundere die Bayern, weil sie es verstehen, auch unter schwierigen Bedingungen erfolgreich zu sein und seit vielen Jahren den deutschen Fußball zu dominieren. Mein Verhältnis zu den Bayern ist völlig unkompliziert, vielleicht auch, weil mein Verein, die TSG 1899 Hoffenheim, nicht auf einer Ebene mit den Bayern steht.
Es gab in der ersten Bundesligasaison aber Kritik an Ihnen und der TSG seitens des FC Bayern. War das mehr die Sorge der Münchner, dass da ein ernsthafter Konkurrent heranwächst?
An Kritik an meine Adresse kann ich mich nicht erinnern und das mit dem potenziellen Konkurrenten Hoffenheim hat sich ganz sicher erledigt.
Am Samstag schaut ganz Deutschland nach Sinsheim. Die TSG hat die Mannschaft verstärkt, wie geht es diesmal aus? Franz Beckenbauer tippt ein 2:2.
Auch wenn ich die Bayern klar über Hoffenheim stelle, glaube ich an ein 3:3.
Viele Experten gehen davon aus, dass die TSG diese Saison noch stärker ist als letzte. Wo sehen Sie die Ziele dieses Jahr?
Das wäre natürlich schön, aber ich bin auch dieses Jahr mit einem einstelligen Tabellenplatz in der Endabrechnung sehr zufrieden, denn in aller Regel ist das zweite Jahr für einen Aufsteiger schwieriger.
Ist ein Platz im internationalen Geschäft kein Muss, um die jungen Stars halten zu können?
Es hilft uns nicht, wenn wir das zu einem Muss hochstilisieren. Letztlich liegt es an der Mannschaft und ihren Stars, sofern wir welche haben, Ziele zu erreichen, die für alle attraktiv sind.
Hoffenheim sieht sich auch als Ausbildungsprojekt. Vorbild ist der FC Barcelona?
Bitte kein Vergleich mit Barcelona, die ja noch mal eine Etage über den Bayern sind. Aber richtig ist, dass wir selbst ausgebildete Spieler in den Kader der ersten Mannschaft bringen wollen. Dieses Jahr haben immerhin fünf Spieler aus unserer Jugend Profi-Verträge erhalten.
Wie fällt Ihre persönliche Bilanz des ersten Bundesliga-Jahres aus. Turbulenter hätte es kaum sein können: Höhenflug, Absturz, Dopingaffäre, Rote Karten und Anfeindungen gegen Sie von gegnerischen Fans.
Die Dopingaffäre war ja eher eine organisatorische Nachlässigkeit verschiedener Stellen, auch außerhalb der TSG. Die Roten Karten haben sich erst dann gehäuft, als wir übermäßig viele Verletzte hatten und der Druck sehr groß war – das soll aber keine Entschuldigung sein. Ich hoffe, wir werden in der neuen Saison in der oberen Hälfte der Fairness-Tabelle zu finden sein. Insgesamt bin ich mit dem ersten Jahr Bundesliga meiner Hoffenheimer sehr zufrieden.
Sie haben sogar von Rücktrittsgedanken im Zusammenhang mit den Dopingproben gesprochen. Wie ernsthaft waren die?
Das ist falsch rüber gekommen. Ich sagte, wenn tatsächlich bei uns gedopt worden wäre, hätte ich mir sehr genau überlegt, ob ich weiter machen will und kann. Ich kann nur wiederholen, es gab keine Dopingaffäre. Der Ausdruck war irreführend.
Als was sehen Sie sich in Hoffenheim, nur als Mäzen, der Geld gibt, oder als Unternehmer?
Ich sehe mich als Sportunternehmer, was den Profifußball betrifft und als Mäzen in der Sportförderung der Jugend, die ich ja auch im Handball, Eishockey und Golf betreibe. Was gern vergessen wird: Von den 190 Millionen die ich in Hoffenheim investiert habe, sind 50 Millionen in die Jugend gegangen und das Doppelte in die Infrastruktur.
Sie haben mal gesagt, Ziel sei, 1899 unabhängig zu machen. Wie weit sehen Sie sich auf diesem Weg?
Deutlich weiter als 2006 geplant.
Fühlen Sie sich angekommen auf dem Weg, Ihren Traum zu erfüllen, die Bundesliga zu erreichen?
Ich freue mich, dass wir diesen Schritt so schnell geschafft haben, aber das Ziel ist dann erreicht, wenn 1899 Hoffenheim sich selbst trägt.
Interview: Oliver Trust